nach Pfingsten 1808 [5./6.Juni 1808]
Teilnehmer:
Johann Adam Heusner
Johannes Kinzinger
Johann Friedrich Koch
Joachim Koch
Johann Martin Rupprecht
Peter Görzel
Justus Holzapfel
Nach Pfingsten 1808 (dahin bestimmt sich die Zeit nach einem von Martin Rupprecht einige Tage vorher zu Münzenberg begangenen Diebstahl) waren HEUSNER und der Kleine Johann zu Steinau ohnweit Schlüchtern in dem Haus des dasigen Zinngießers, einem Schwager des Großen Johann. Dieser macht ihnen einen Vorschlag, Juden bei ihrer Rückkehr von dem Markt zu Zeitlofs zu berauben.
Während dem sie zusammen noch hiervon sprachen, kamen Jochen und dessen Bruder Hannfried (Joachim und Johann Friedrich KOCH, letzterer zu Meinungen verhaftet), die damals mit irdenem Geschirr handelten, an dem Hause vorbei. Der Kleine Johann rief sie herein, es wurde ihnen der Vorschlag zu Raube gemacht, und er von ihnen sogleich angenommen. Jochem und Hannfried führten die Beischläferin von Albert KRÄMER bei sich, die wurde abgeschickt, noch drei tüchtige Spiesgesellen zu der Sache aufzusuchen. Sie traf zu Diedelsheim den Krummen Hannjost, Martin Rupprecht und Heiden-Peter, die wenige Tage vorher zusammen einen Diebstahl zu Münzenberg begangen hatten, gab ihnen von dem vorseienden Raub Nachricht mit dem Bedeuten, daß sie nur zu dem Zinngießer nach Steinau gehen sollten, wo sie die anderen antreffen oder hingebracht werden würden, wo dieselben seyen. Noch ehe Hannjost und die beiden anderen nach Steinau kamen, waren inzwischen Heusner und die oben bei ihm weiter Genannten auf den zur Ausführung des Raubes bestimmten Platz in dem Altgronauer Wald von dem Zinngießer geführt worden, da sie sämtlich der Gegend unkundig waren. Jenen wurde deshalb von dem Zinngießer die Gegend in dem Wald bezeichnet, wo sie die anderen antreffen würden. Hannjost und die beiden anderen gaben bei ihrer Ankunft in der Gegend zwar durch Pfeifen das Zeichen von sich, aber ohne Antwort zu erhalten. Sie lagerten sich deshalb in den Wald, schliefen eine Zeit lang und wiederholten nach ihrem Erwachen das Zeichen durch Pfeifen, aber ebenso vergebens. Endlich nahm Martin Rupprecht den Heusner mit seinen Gesellen wahr, diese wiederholten das Zeichen, worauf sie sich denn zusammen vereinigten und Heusner jedem seinen Platz anwieß, den er bei dem Raubangriff einnehmen sollte.
Die Räuber lagen an einer Stelle, wo der Weg eine Krümme macht, wodurch die erwarteten Juden verhindert waren, sie eher wahrzunehmen, als bis sie bei ihnen angekommen waren. Sie hatten sich noch nicht lange vereinigt, als die Juden, achtzehn an der Zahl und in ihrer Gesellschaft noch zwei Bauern, die ein Paar Ochsen trieben, nd zwei Weibsleute, ankamen. Sie wurden sogleich angehalten und aufgefordert, ihr Geld herzugeben. Es geschah dies von dem Kleinen Johann undHeusner mit der Pistole in der Hand. Die Juden, wahrscheinlich sich auf ihre Anzahl verlassend, versuchten es, sich zur Wehr zu setzen, wurden daher mit Schlägen mißhandelt und ihres Geldes nebst einer kleinen silbernen Pfeife und zweier silberner Uhren beraubt. Die Bauern und die Weibsleute ließen die Räuber unangetastet ihres Weges ziehen. Der mit der Pistole bewaffnet gewesene Hannjost wurde bei dem Angriff nicht gebraucht, sondern mußte in den Hecken bleiben, weil die Räuber fürchteten, durch dessen krumme Hände verraten zu werden.
Hannfried hatte einem der Juden die Gurte abgerissen, daß der Riemen zersprang und das Geld heraus auf die Erde fiel. Er wollte solches mit der Gurte aufheben, bekam aber von dem Juden einen Schlag auf den Kopf und dieser nahm die Gurte wieder zu sich. Nun erhielt aber derselbe von jenem Schläge und die Gurte wurde wieder abgenommen. Hannfried ließ indeß die Gurte wieder auf die Erde fallen und jetzt nahm sie Heusner zu sich. Eine zweite Gurte soll ebenfalls Hannfried einem anderen der Juden abgenommen haben.
Martin Rupprecht mißhandelte einenn der Juden mit Schlägen, weil er sich gewehrt hatte: er nahm ihm ein Beutelchen mit zwei Kronenthalern ab.
Die Beute wurde nicht weit von dem Platz geteilt, wo der Raub geschehen war. Ohngefähr vier Schritte davon war die Hütte eines Kohlenbrenners, dem Martin Rupprecht bei dem Vorübergehen zwei Sechsbätzner auf Anweisung des Heusners hinlegen und ihn zurufen mußte: „Da, nimm das für einen Schnaps.“
Es ertrug jedem der Räuber zu seinem Anteil an der Beute 120 fl. Der Zinngießer n Steinau erhielt für seine Dienste zwei Caronlin, die ihm Heusner durch die Beischläferin Albert Krämers zusandte.
BRILL, CARL FRIEDRICH: Actenmässige Nachrichten von dem Raubgesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern, besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben, Teil 1 Seite 88 Nr. 13 (Heusner)