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Am 27.4.1802 wurden z.B. Pfarrhaus und Kirche in Neunkirchen geplündert. Dabei wurden der Pfarrer, seine Frau und deren beiden Schwestern schwer misshandelt. Die Räuber hatten die Kirchentür besetzt und die Glockenstränge abgeschnitten, damit nicht “Sturm geläutet” werden konnte. Allen Leuten, die zu Hilfe kommen wollten, wurde mit Totschlag gedroht. Nachdem die Banditen ihre Beute (Geld, Schmuck, den goldenen Kelch in der Kirche und andere Wertgegenstände) in Sicherheit hatten, zogen sie wieder ab.
Als sie eines Tages die Bewohner des Schlosses Lichtenberg (Beamte des damaligen Landgerichts) heimsuchten, und dort die Wäsche stahlen, ging man ihnen zu Leibe. Auf Ersuchen der Herrn des Gerichts wurde aus Darmstadt ein Trupp Soldaten in das Fischbachtal beordert, der das Diebesnest ausfindig machte und ausräucherte. Die Mitglieder der Bande, denen man Morde nachweisen könnte, wurden in Darmstadt enthauptet, die übrigen erhielten längere Freiheitsstrafen.

Der Latzekeller
Latzekeller

Natürlich wird Lützelbach immer wieder einmal erwähnt, sei es in Gerichtsprotokollen des Amtsmanns von Lichtenberg oder im Zusammenhang mit der Räuberbande des “Hölzerlips”, zu der auch zeitweise Georg Tascher, Jakob Erbeldinger etc. aus der Umgegend von Lützelbach gehört hatten und Unterschlupf in einer Höhle suchte.

“Im Wald zwischen Billings und Nonrod, in der Nähe des “Spitzen Steins” hatte sich eine Bande eine Höhle als Unterkunft ausgebaut und sich häuslich eingerichtet. Selbst der Ofen fehlte nicht. Von hier aus unternahmen die Räuber ihre Streifzüge in die nähere Umgebung. Am 27.4.1802 wurden Pfarrhaus und Kirche in Neunkirchen geplündert. Dabei wurden der Pfarrer, seine Frau und deren beiden Schwestern schwer misshandelt. Die Räuber hatten die Kirchentür besetzt und die Glockenstränge abgeschnitten, damit nicht „Sturm“ geläutet werden konnte. Allen Leuten, die zu Hilfe kommen wollten, wurde mit Totschlag gedroht. Nachdem die Banditen ihre Beute (Geld, Schmuck, den goldenen Kelch der Kirche und andere Wertgegenstände) in Sicherheit hatten, zogen sie wieder ab. Als sie eines Tages die Bewohner des Schlosses Lichtenberg (Beamte des damaligen Landgerichts) heimsuchten, und dort die Wäsche stahlen, ging man ihnen zu Leibe. Auf Ersuchen des Gerichts wurde aus Darmstadt ein Trupp Soldaten in das Fischbachtal beordert, der das Diebesnest ausfindig machte und ausräucherte. Die Mitglieder der Bande, denen man Morde nachweisen konnte, wurden in Darmstadt enthauptet, die übrigen erhielten lange Haftstrafen. – Die Höhle wird heute noch im Volksmund nach dem Bandenführer „Latz” der “Latzekeller” genannt. Später ist sie beseitigt und zugeschüttet worden.“ [Dr. Georg Spalt, Die Gemeinde Fischbachtal und ihre Ortsteile, 1972]


Der Hölzerlips und seine Kumpanen hatten im Jahre 1810/1811 mit ihren Familien am Katzenbuckel ein Winterquartier gefunden. In den Dörfern um Waldbrunn, Katzenbach, Strümpfelbrunn und Mülben wurden sie geduldet und man hat ihnen Schlafplätze gegeben oder Scheunen überlassen. Auch in den Dörfern rund um den Winterhauch hatte Hölzerlipps seine Zufluchtsorte. Das Felsenhaus bei Mülben ist heute noch als Ruine im Wald zu finden.

Das Felsenhaus
Felsenhaus

Der Raum Mülben, Höllgrund, Reisenbacher Grund und Galmbach war eines dieser Schlupfwinkelgebiete, in dem auch das aufgesuchte imposante Felsenhaus liegt. Die oberirdische Höhle aus Sandsteinquader ist inzwischen eingefallen (oder zerstört). Von hier aus starteten sechs Bandenmitglieder unter Hölzerlips am 28. April 1811 zu einem Raubüberfall an die Bergstraße.

Gasthaus zur Freiheit
Die Freiheit

Das Reichelsheimer Dorf Laudenau war seit altersher dreigeteilt: Laudenau das Dorf, Laudenau unter den Bäumen, und Laudenau / Freiheit. Diese drei Teile standen zu früherer Zeit auch unter verschiedenen Lehnherren und waren sogar verschiedenen Pfarreien zugeteilt. Die Grenzen der drei Zehnten trafen unweit der heutigen Freiheit zusammen, es ergab sich ein “Niemandsland”, worauf keine unmittelbare Gerichtsbarkeit Zugriff hatte (außer vielleicht dem Kaiser, denn der hätte so etwas nicht geduldet). Es heißt, wer sich etwas zuschulden kommen ließ, und es schaffte, auf dieses Areal – das wohl von hohen Hecken umstanden gewesen sein musste – zu kommen, der hatte 48 Stunden Asylrecht und konnte Schutz und Hilfe suchen. Dass sich dieses auch einige Räuber und Taugenichtse zunutze machten, liegt auf der Hand. Um die Jahre 1802 bis 1810 konnte man die Freiheit als Hauptquartier der Odenwälder Räuberbanden bezeichnen. Der bekannteste dieser Räuber war Johann Adam Heusner mit seinem Kumpanen Johann Adam Grasmann, genannt “der Große Samuel”, Georg Tascher und Jakob Erbeldinger.