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Der Galgen in Mudau

Der Galgen Mudau liegt in süd-östlicher Richtung in etwa 1,2 Kilometer Entfernung von Mudau am höchsten Punkt einer alten Straßenkreuzung. Er ist Zeuge einer Epoche, in der Mudau noch Sitz eines eigenen Verwaltungs- und Gerichtsbezirkes war.

Aus dem um 1050 gekauften Waldgebiet des Klosters Amorbachentstand im 12. Jahrhundert die „Zent Mudau“, die auch die „Obere Zent“ genannt wurde. Im Jahre 1271 verkaufte Ulrich III. von Dürn, der als Vogt des Klosters Amorbach amtierte, die Vogteirechte in der Zent Mudau an das Mainzer Erzstift. Die Zentrechte blieben aber beim Bischof von Würzburg, der diese seit langer Zeit besaß. Damit wurde aber die Gemeinde auch zum Gerichtsort.

Schenk Eberhard von Erbach wurde 1310 durch Bischof Andreas von Würzburg mit den Zentrechten in der Zent Mudau betraut. Allerdings verkaufte der Erbacher bereits 1318 das Zentgericht zu Mudau an einen Mainzer Amtmann mit Sitz auf der Burg Wildenberg. Trotzdem belehnte 1336 der nachfolgende Würzburger Bischof Otto Schenk Eberhard von Erbach den Jüngeren erneut mit „der Cent und dem Gericht zu Mudau“, weil er den Verkauf von 1318 für unwirksam erachtete. Letztendlich setzte sich aber der Mainzer Erzbischof als Herr über die Zent Mudau durch.

Das Zentgericht trat damals gewöhnlich zweimal im Jahr zusammen, am 4. Sonntag nach Ostern und nach Martini episcopi (11. November). Den Vorsitz führte der Zentgraf, bei dessen Abwesenheit der älteste Schöffe. Das ebenfalls in Mudau ansässige Hofgericht war für die Rechtsprechung in schweren Fällen zuständig. Dieses tagte „unter den Linden“ beim Rathaus. Es verhängte die Gefängnisstrafen, die im Mudauer Gefängnis oder Kerker verbüßt werden mussten. Wenn dabei die Todesstrafe ausgesprochen wurde, musste der Verurteilte durch das „Untere Tor“ der Befestigung des Marktfleckens zum Galgen schreiten. Dort wurde er dann in Gegenwart des Gerichts und zahlreicher Schaulustiger hingerichtet.


Einst ging in Mudau das Gerücht, ein Hainstadter Jude mit Namen Eisig, der oft auf den Mudauer Viehmarkt kam, habe die Brunnen vergiftet.Die hohe Justiz, die damals ihren Sitz in Mudau aufgeschlagen hatte, ließ den Juden gefangen nehmen und verurteile ihn kurzerhand zum Tode.Im finsteren Gelass des Mudauer Kerkers hatte er dann Zeit, über seine Verbrechen nachzudenken, bis ihn der Tod am Galgen erwartete.Da erbarmten sich seine Glaubensgenossen, die in dem Judenhaus dem Amtshaus gegenüber wohnten, seiner.Sie bestachen den Bäcker, der das Brot für den Gefangenen backen musste, ein scharfes Messer mit hineinzubacken.Am anderen Morgen fand man den Juden Eisig mit durchschnittener Pulsader in seinem Blue schwimmend im Kerker auf.Aber sein Geist konnte ob der vielen Menschen, die am Genuss des vergifteten Wassers gestorben waren, nicht zur Ruhe kommen.

Die letzte Hinrichtung soll 1768 gewesen sein.

Mit Förderung vom Naturpark Neckartal-Odenwald wurde der Galgen im Jahre 1987 durch die Gemeinde renoviert. Zum Teil umstritten war die Aktion ja schon, aus den Überresten einen Steingalgen ohne historischen Bezug neu zu erstellen (wobei offenbar der Beerfelder Cent-Galgen als Vorbild gedient hat).


GPS-Koordinaten: 49.524772, 9.214797

Quellen