Diebstahl durch Einbruch zu Münzenberg
nach Pfingsten 1809 [21./22. Mai 1809]
Teilnehmer:
Johann Martin Rupprecht
Justus Holzapfel
Peter Görzel
Martin Knaus
Heinrich Vogt
Nachdem Rupprecht seine jetzige Beischläferin, wie früher schon erzählt worden, zu sich genommen und seine Frau und ihre Mutter durch Schläge fortgetrieben hatte, lagerte er sich in den Wald bei Münzenberg. Hier kamen der krumme Hannjost, Heiden-Peter, Schoden-Henrich und Martin Knaus, vulgo der Mühlenmacher oder Müller zu ihnen. Die Gesellschaft war ungefähr drei Tage beisammen im Wald gelegen, als einer – nach Hannjosts Angabe, Martin Knaus – den Vorschlag zu einem Diebstahl in Münzenberg machte, wozu er die Gelegenheit ausersehen hatte. Der Vorschlag wurde angenommen und der Diebstahl kurz nach Pfingsten in der Behausung des Einwohners Philipp Jarger’s zu Münzenberg augeführt. Es wurde des Nachts an der hintern Seite der Scheuer neben der Türe ein Loch mit einem Meisel gebrochen und durch die Öffnung der Türriegel zurückgeschoben. Die Diebe kamen auf diese Art durch die Scheuer in den Hof – von dem aus ein Gefach an dem Wohngebäude in eine Nebenkammer auf die vorbemerkte Weise gebrochen wurde. Durch die Öffnung stieg, nach Rupprechts Angabe – der in dem Hause bekannt gewesene Heiden-Peter in die Kammer ein und entwendete daraus einen Wasch und einen Kaffeekessel, verschiedene Stücke zinnernes Geschirr und 22 Eilen werchenes Tuch. Den ganzen Wert des Ablati hat die Ehefrau des Bestohlenen eidlich auf 21. fl. 15 kr. Angegeben.
Die Diebe kehrten nach der Tat wieder in den Wald zurück, und blieben hier liegen. Rupprecht und Heiden-Peter waren mit ihren Weibsleuten eben beschäftiget, Hirsen-Suppe aus einer der gestohlenen Schüsseln zu essen, als die zum Wasserholen gegangene Tochter des Hannjost die Nachricht brachte, dass Landdragoner kämen. Sämtliche Mannsleute, Rupprecht mit Zurücklassung seines Rocks, flüchteten sich in den Wald, die Weibsleute aber blieben auf dem Platz und wurden arretiert und nach Münzenberg, die gestohlenen Gegenstände und von den Dieben zurückgelassene eigene Effekten, nach Hannjosts Angabe, ebenfalls nach Münzenberg auf das Rathaus in Verwahrung gebracht.
Martin Knaus, Heiden-Peter und Schoden-Henrich kehrten indes auch nach Münzenberg zurück, brachen in das Rathaus ein und holten das ihnen von den Landdragonern Abgenommene wieder, bis auf die gestohlenen Gegenstände, die sie angeblich zurückließen. Die arretierten Weibsleute wurden zu Münzenberg bald wieder entlassen. Rupprecht und Hannjost, die im Wald wieder zusammen gekommen waren, machten sich nach Erbstadt, wo sie ihre Weibsleute mit dem Heiden-Peter wieder antrafen; bald darauf wurde der oben erzählte Straßenraub im Altkronauer Wald verübt.
BRILL, CARL FRIEDRICH: Actenmässige Nachrichten von dem Raubgesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern, besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben, Teil 2 Seite 340 Nr. 12