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Willkommen

Hallo und herzlich willkommen auf meinen Räuberseiten…

Zuerst die wohl berechtigte Frage, warum mache ich das alles?

Nun, ich bin durch die Ahnenforschung meiner eigenen Familie auf einen Johann Martin Rupprecht gestossen. Und dieser Martin hatte es faustdick hinter den Ohren. In Räuberkreisen, in denen verkehrte er nämlich, wurde er Hessen-Martin genannt. Obwohl (noch) keine Beziehung zu meiner eigenen Familie gefunden wurde, begann ich mich näher mit ihm zu beschäftigen.

Ich begann also Bücher über die berühmten Räuber zu lesen: Schinder-Hannes, Hölzer-Lips, Manne-Friedrich und immer wieder tauchte auch mal der Hessen-Martin mit auf. Nun sind ja über die Vorgenannten schon viele Dinge geschrieben wurden, nicht zuletzt durch das, 200 Jahre nachdem der berühmt-berüchtigte Räuber Johannes Bückler in Mainz hingerichtet worden war, ausgerufene Schinderhannesjahr 2003.

Über die Räuber im Odenwald ist nicht ganz so viel bekannt. Daher möchte ich auf den folgenden Seiten ein wenig mehr Licht hinter die Gestalten der Odenwälder Räuberbande um Johann Adam Heusner, Johann Adam Grasmann, Georg Dascher, Jakob Erbeldinger – und natürlich vor allem Johann Martin Rupprecht bringen.

Und überhaupt verstehe ich diese Seiten als ein Projekt. Jeder kann dazu beitragen und Material, Meinungen oder sonst etwas dazu beisteuern. Ich bin für alles offen und freue mich wirklich sehr über jede Zusammenarbeit.

Natürlich sind diese Seiten nicht fertig – und werden es auch nie werden – aber vielleicht gelingt es (uns) im Laufe der Zeit das eine oder andere Stückchen zusammen zu bringen. Der aufmerksame oder treue Leser wird ohnehin merken, dass sich der Inhalt dieser Seiten manchmal täglich ändert, manchmal aber auch viele Monate unverändert bleibt.

Ich gebe es auch zu – auch ich habe geklaut – überall wo ich etwas bekommen konnte, lies ich es mitgehen. Man möge es mir verzeihen, vielleicht um der Wahrheit willen…. Die Erarbeitung und Zusammenstellung dieser Seiten haben trotzdem sehr viel Zeit und Mühe gekostet; ich wünsche mir, dass der eine oder andere dankbar dafür ist. Auch möge man mir die sicherlich vielen Schreibfehler, seien sie nun durch die direkte Übernahme der Texte ohne Rechtschreibprüfung begründet oder oft nicht dem heutigen Stand der Deutschen Rechtschreibung angepasst. Auch die Ortsnamen, soweit sie mir bekannt sind, habe ich an die heutige Schreibweise angepasst.

Einen herzlichen Dank hier an Ella Gieg † aus Rimhorn, die mit ihren Publikationen meine Neugier geweckt hat und damit einen sehr wertvollen Beitrag für die lokale Räuberforschung im Odenwald geschaffen hat. Desweiteren an Hans D. Klar, der schon einiges an wertvollen Material über die Spessarträuber zusammengetragen hat und es für diese Internetseiten zur Verfügung gestellt hat. Auch S. Schepp aus Harbach trägt einen Anteil an den Seiten, speziell an den Informationen über den Haarbacher Hannes. Natürlich auch an alle, die ich vielleicht unbewußt zitiere oder den Ursprung der Quellen vermisst oder vergessen habe. Falls ich irgendwelche Urheberrechte verletzt habe möge man mich bitte darauf aufmerksam machen. Es geschieht (in diesem Fall) wirklich nicht mit böser Absicht…

Moderne Räuberforschung

Einführung

Der Siebenjährige Krieg hatte die Menschen zermürbt, die Revolutionskriege mit Frankreich und vor allem die napoleonischen Kriege brachten nicht nur Armut und Not, sondern sie stellten die geltende staatliche Ordnung in Frage. Wer in sie nicht eingebunden war, wer nach einem schweren Unfall oder wegen Schulden ausgestoßen war, der verlor mit seiner Arbeit auch sein Wohnrecht und seinen Pass. Dies machte den Obdachlosen zum “Vaganten und Bettler, Landstreicher und Deserteur, Sack-Pfeiffer und Haussierer”, für welche es keinen Platz auf der hierarchischen Stufenleiter gab.

Armut war außerordentlich weit verbreitet, ganze Bevölkerungsgruppen – wie die Vaganten – wurden kriminalisiert. Die staatliche Verbrechensbekämpfung mit ihrer Vielzahl von Leibes- und Ehrenstrafen und ihrer Tendenz, verurteilte Kriminelle über die eigenen Grenzen abzuschieben, schuf ein weiteres Potential, aus dem sich Räuberbanden rekrutieren konnten. Die vielen kleinen Territorien waren zudem zu einer koordinierten Verbrechensbekämpfung kaum in der Lage, für die sie auch keinerlei Personal beschäftigten. Die wenigen “Landreiter” waren zu Verfolgung und Verhaftung gut funktionierender Banden nicht geeignet.

Eberhard Stammel, um 1860 (Brait-Mali-Museum, Biberach)

Die überwältigende Mehrheit der Räuber stammte aus unterständischen Schichten, mit großer Nähe zum Vagantentum. Handwerker waren vergleichsweise selten. Viele der späteren Bandenmitglieder waren in unvollständige Familien hineingeboren, z. B. unehelich, oder wurden früh Waisen. Daneben gab es Familien, in denen das Räuberleben Tradition hatte und der “Beruf” von den Eltern auf die Kinder vererbt wurde. Die Banden waren keineswegs streng organisiert. Lockere Organisationsformen scheinen überwogen zu haben. Viele Banden fanden sich erst zu konkreten Unternehmungen zusammen. Feste Übereinkünfte scheint es im wesentlichen für die Verteilung der Beute gegeben zu haben. Räuber, die Teile des erbeuteten Gutes unterschlugen, mußten mit harten Sanktionen rechnen.

Die Räuberbanden verfügten über ein soziales Umfeld, das ihnen ihre Taten erst ermöglichte. Von hier stammten die Informationen für Raubzüge, hier boten sich Treffpunkte und Unterschlupfe an. Mit Hilfe spezifischer Zeichen verständigten sich Räuber und Bettler. Begangen wurden alle Formen von Diebstahl und Raub. Die Beute allerdings war häufig gering oder bestand in Gegenständen, die nur mit Verlust weiterverkauft werden konnten. Die Opfer der Räuber – wenig erstaunlich – entstammten den wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung.