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Tentierter großer Straßenraub in der Gegend von Gelnhausen

Ende Juni 1809

Einige Tage nach dem Straßenraub bei Kleinrechtenbach (no. 1.) projektierten Hessen-Heinrich und sonstige Überrheiner ein anderes Unternehmen, und bestellten dazu die Bande, wohl gerüstet mit Schießgewehr usw. in der Gegend von Gelnhausen zu erscheinen. Nach der Aussage der hier sitzenden Mitschuldigen war es, so viel sie wissen, auf Metzger und Ochsenhändler abgesehen, welche den Heddersroder Markt besuchen wollten. Aus den Aussagen anderwärts verhafteten Teilnehmer scheint aber hervorzugehen, dass, – wenigstens die Anführer, – noch einen anderen Haupt-Coup vorhatten. Wahrscheinlich galt es damals zugleich dem neuen Beamten zu Eckardenroth, von dessen vorgehabten Beraubung mehrere von Darmstadt uns mitgeteilte Nachrichten sprechen. Die Räuber waren ihm wahrscheinlich aufsässig, weil er nicht in die Fußstapfen seines Vorfahren trat, und auf Anstiften eines Juden aus Eckardenroth selbst sollte ihm eine eben getane Erbschaft abgenommen werden.

Soviel ist gewiss, dass sich aus der Menge der zu jenem Unternehmen zusammengezogener Personen, und aus den ganz ungewöhnlichen Rüstungen, welche die Anführer verordnet, – sie hatten jedem auf das schärfste anbefohlen, sich mit gutem Schießgewehr, als unumgänglich nötig, – zu versehen, – auf etwas mehr, als auf die vorgehabte Beraubung einiger Metzger, die man mit weniger Menschen, und ohne Schießgewehr zwingen konnte – schließen lässt. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass eine Chassne malochnet, (d.h. eine nächtliche Beraubung in einem Haus mit Sturm vorgenommen) werden sollte. Außer dem s.g. Überrheinern, nämlich

und mehreren Andern, bestand die Bande aus

  • Schoden-Heinrich
  • Hannjost Holzapfel
  • Schwarzem Jung
  • Heiden -Peter
  • Ludwig Funk
  • Anschuh und
  • Lumpen-Jost

Schon waren die genannten Räuber im Anzug begriffen, als eine Abteilung von ihnen, mit einem großen Teil der zur Ausführung nötigen Rüstung, auf Isenburg Büdingischem Gebiet, in der Gegend von Orleshausen, der Streifung in die Hände fiel. Einige entsprangen, andere wurden ergriffen und hingesetzt. Unter letzteren war Ludwig Funk, der einen Büchsenranzen trug, worin fünf Pistolen und ein Karabiner sich befanden, welcher letztere für den Anführer Hessen-Heinrich bestimmt war; unter den Pistolen war die eine dem Schwarzen Jung, die andere Heiden-Peter, die dritte Anschuh, die vierte Funk und die fünfte Lumpen-Jost. More Solito wurden zwar die Arretierten, nach Abnahme der bei ihnen gefundenen verdächtigen Sachen, binnen 24 Stunden, mit einer Tracht Prügel wieder über die Grenze geschickt; allein die Bande war doch versprengt ; das Unglück drohende Gewitter war verteilt worden.

Aktenmässige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden und mehrerer mit ihnen in Verbindung gestandener Verbrecher, Nebst Personal-Beschreibung vieler in alle Lande teutscher Mundart dermalen versprengter Diebe und Räuber, Von Friedrich Ludwig Adolf von Grolmann, Giessen 1813