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Lexikon

Die Sprache

“Kochemer” nannten sie sich in ihrer eigenen Sprache, dem “Rotwelsch”, das eine Mischung aus Deutsch, Jiddisch, Zigeunersprache und verschiedenen Dialekten ist und von dem einige Ausdrücke noch heute gebräuchlich sind, wie z. B. “Penne” für Schule, “Kaff” für Dorf oder “Maloche” für Arbeit.

Girtler, Roland: Rotwelsch – Die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden

Die Gaunersprache, das Rotwelsch (rot: mittelhochdeutsch für “listig” und welsch: “falsch reden”), auf den Straßen, in Gasthäusern und in Gefängnissen weitergegeben, schöpft aus langen sprachlichen Traditionen: Neben mittelhochdeutschen Wörtern finden sich darin alte jiddische Ausdrücke ebenso wie Begriffe aus romanischen und slawischen Sprachen. Bereits seit dem Mittelalter versuchten diverse Vögte und Kriminalisten den Gaunern und dem fahrenden Volk auf die Schliche zu kommen, weshalb schon sehr früh von amtlichen Stellen Vokabularien der Gaunersprache verfaßt wurden. Ein wichtiges Beispiel ist der “Liber Vagatorum” (Das Buch der Vaganten) aus der Zeit um 1520, in dem sich Wörter finden, die heute noch von Wiener “Sandlern” (Vagabunden der Großstadt) und Dirnen verwendet werden.

Weiterführende Links:

http://home.balcab.ch/venanz.nobel/ausstellung/Rotwelsch.htm
http://linguistik.yauh.de/rotwelsch/index.html

Beispiele
acheln                 essen
Baiz                   Wirtshaus, Kneipe  (rotw.: Bayes/Bays = Haus/Wirtshaus)
(aus-)baldowern        planen (rotw.: baldovern = auskundschaften)
beducht                still verschwiegen, geheim
blauer Montag          Montag, an dem man nicht zur Arbeit geht 
                       (rotw.: blau = nicht, kein)
Bohnen                 Bleikugeln, Schrot
doof                   dumm  (rotw.: dof)
(nicht lange) fackeln  zögern  (rotw.: fackeln = schreiben)
fechten                betteln
Gigs und Gags          alberner Kram (rotw.: Gigges und Gagges)
gucken/kucken          blicken, sehen (rotw.: Gugge = Loch)
Kaff                   Dorf (rotw.: Kaphre/Kaffer = Bauer)
kapores                kaputt
kess                   frech, gewitzt  (rotw.: chess; Chessen = Kochemer)
Kies                   Geld
Kittchen               Gefängnis  (rotw.: Kitt = Haus)
Knast                  Gefängnis  (rotw.: Knass = Strafe)
(jemanden) verkohlen   anlügen  (rotw.: kohlen = erzählen)
lau                    wenig, minder, umsonst  (lau/lo = nichts, kein)
link                   falsch
lugen, lunzen          ausschauen, spähen  (rotw.: lugen = hören)
Macke                  Tick, Fehler, Laune  (rotw.: Makkes = Schläge)
malochen               arbeiten  (rotw.: malochnen = machen, rauben)
Mäuse, Moos            Geld  (rotw.: Moës)
Ölgötze                steifer Mensch  (rotw.: Ölgötze = Oberrat)
Pinke(-pinke)          Geld
Schickse               leichtes Mädchen, Konkubine  (rotw.: Schikse, 
                       Schiksgen, Schiksel = Mädchen)
Schlamassel            Unglück, Unannehmlichkeit
Schmier(e) stehen      Wache
schwächen              trinken, saufen
stromern               herumziehen  (rotw.: Strohmer = Vagant)
verschütt gehen        verschwinden  (rotw.: verschütten = verhaften)

Zinken

Gaunerzinken

Das Zinken ist eine Art Geheimschrift der Bettler, Landstreicher und fahrenden Handwerker. Sie besteht aus Zeichen und Symbolen, die der Landstreicher oder Handwerker an einer nicht so auffälligen Stelle eines Hauses für seine Kollegen anbringt. So kann er einem später Vorbeiziehenden einige interessante Details über das Haus und dessen Bewohner mitteilen. Ein Zeichen bedeutete z.B. “Hier gibt es was zu holen. Betteln lohnt.”, ein anderes “Sei vorsichtig, der Hausherr prügelt schnell.”, oder ein weiteres “Der Krauter zahlt schlechten Lohn”.

Die Gaunerzinken existierten in den verschiedenartigsten Formen. Neben graphischen Zinken gab es optische Zinken und akustische, zu denen im weitesten Sinne auch die Gaunersprache zu rechnen ist. Klopfzeichen, mit denen sich Zellennachbarn verständigten, gehörten dazu, ebenso Handzeichen, die an das Taubstummenalphabet erinnern. Bettler informierten Zunftgenossen durch Zeichen an Hauswänden, wo etwa was zu holen war und wo und aus welchem Grunde man lieber nicht nachfragen sollte. Schließlich gab es noch die ‘Sslichernerzinken’. mit denen ein Verräter im Gesicht meist in Form eines Messerstiches markiert wurde. Es ist offensichtlich, daß die Existenz eines derartigen umfassenden, wenn auch einfachen Kommunikationsmittels nur sinnvoll sein konnte, wenn diejenigen, die es anwandten, eine Einweisung in seine Feinheiten erhalten hatten.

Weiterführende Links:

http://www.guidosworld.de/nachschlagen/gauner/gaunerz3.html
http://www.123sig.de/Gesellschaft/Gaunerzinken/gaunerzinken.html
http://www.ixtron.ch/news1b98.html
http://www.physiologus.de/gaunerz.htm