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Anhang Über den Raub auf der Hehrmühle bei Bernshausen, A. Schlitz, den 24/25. Oktober 1809. und über mehrere Mitglieder der Fränkisch-Sächsischen Bande, welche solchen verüben helfen.

Actenmässige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden und mehrerer mit ihnen in Verbindung gestandener Verbrecher, Nebst Personal-Beschreibung vieler in alle Lande teutscher Mundart dermalen versprengter Diebe und Räuber – Von Friedrich Ludwig Adolf von Grolmann, Giessen 1813

Inhalt

Seite 555 ff.

Anhang

Über den Raub auf der Hehrmühle bei Bernshausen, A. Schlitz, den 24/25. Oktober 1809.

und über mehrere Mitglieder der Fränkisch-Sächsischen Bande, welche solchen verüben helfen.

——

Den Tatbestand dieses Verbrechens liefern wir aus den vor uns liegenden amtlichen Untersuchungs-Akten. Die Nachrichten über die Täter sind aus der Bezichtigung des zu Themar in Untersuchung befindlichen Franz Herrmann vulgo Fockenschneiders, und aus den Aussagen der zu Maßfeld verhafteten Andreas Schwolm und Adam Mangold, so wie der zu Fladungen modo Würzburg in Untersuchung befindlichen Simon Paul, Andreas Hinte und Johannes Bek, und anderen offiziellen Notizen, genommen.

Teilnehmer:

1.) Johann Ferdinand Hartmann, vulgo Kannengießers Hannes, auch langer oder großer Hannes.-(XLV.) Sitzt zu Coburg.

2.) Der Grabfelder Leonhard, (LXXXVII.) Sitzt in Würzburg.

3.) Wilhelm Heinrich Burkhard, vulgo langer Wilhelm (s. unter LXXXVII.) Sitzt zu Schleusingen.

4.) Der Grabfelder oder Leonhards Hann-Görg. (LXXXVIII.) Noch in Freiheit.

5.) Der schwarze Johann. Noch in Freiheit.

6.) Andreas Schwolm vulgo Butternickels Andres. In Maßfeld verhaftet.

7.) Johann Adam Mangold, vulgo der kleine Butternickels-Jung, auch Butternickels Adam. Dgl.

8.) Simon Paul, vulgo Marxen-Jung oder Butternickels Simme, Sitzt in Würzburg.

9.) Andreas Hinte, vulgo Indig, aus Neustädtles. Desgleichen.

10.) Johannes Bätz, Stiefsohn des Vorigen. Desgleichen.

11.) Der Frieder oder Schmierfrieder. Noch in Freiheit

12.) Mendel, ein kleiner grubiger Jude aus Neustädtles. In Freiheit.

13.) Der Schnecken-Jäger. In Freiheit.

14.) Schleifers Carl. In Freiheit.

15.) Johann Adam Kühn, vulgo Grünbeckers Adam oder Hann-Adam. Unverhaftet.

Die Bande hatte sich, wie gewöhnlich, bei der Fischgrube, unweit Renwertausen und Nordheim, versammelt. Es galt ihnen nicht allein um die Habe des Müllers; sie dachten auch die herrschaftliche Steuern zu erhaschen, welche derselbe, als Vorsteher des Dorfs Bernshausen, einige Tage zuvor, erhoben. Allein der Müller hatte solche, gerade an dem Tag vor dem Einbruch, nach Bernshausen in Verwahrung gegeben. Er war spät von dort zurückgekommen. Eben hatte er sich, nach 20 Uhr, in der oberen Stube, wo auch seine Frau und Kinder schliefen, zu Bette gelegt, als die Räuber, mit Flinten, Pistolen, Säbeln und Prügeln bewaffnet, seine Mühle umstellten. Durch das ungewöhnlich heftige Bellen seines neben der Haustüre angeketteten Hundes ermuntert, eilte er an das Fenster, und sah die Räuber auf seinem Hof mit Anzünden der Wachskerzen beschäftigt. Sogleich flüchtete er aus seiner Stube nach einer Kammer im hinteren Teil des Hauses, und sprang durch ein kleines Fenster zwei Stockwerk hoch hinunter. Er durchwatete das Wasser, und lief im bloßen Hemd nach dem nahe gelegenen Dorf Niederstoll. Dort zog er die Sturmglocke, bedeutete die Einwohner bewaffnet nach der Hehrmühle zu eilen, und schickte Expressen an das Amt nach Schlitz, und in die nächste gelegene Orte.

Unterdessen war auch Hehrmüller Fischers ältester Sohn, welcher in der unteren Stube lag, durch das Bellen des Hofhundes munter geworden. Er ergreift eine Flinte und schießt unter die Räuber. Diese lassen sich nicht dadurch stören. Sie bringen den Hofhund durch Hauen und Stechen zum Schweigen, und dringen mit einem Bauholz, das weniger nicht, als drei Mann bewegen konnten, stürmend auf die Haustüre ein. Mit fürchterlichem Getöse stürzt sie zusammen. Die Räuber füllen das Haus. Sie forcieren die Türe der unteren Stube, und schlagen die Fenster ein.

Hehrmüllers ältester Sohn hatte nach dem vergeblichen Schuss, durch die hintere Haustüre, über welche ohne sein Wissen wenige Minuten früher sein Vater herabgesprungen, zu entfliehen gesucht. Allein durch eine davor gestandene doppelte Räuberwache mit dem Tod bedroht, war er genötigt, durch eine Nebentüre sich in die untere Stube zu flüchten.

Unter unaufhörlichem Fragen: Wo ist das Geld ? Wo deines Vaters Sackuhr? Wo habt ihr das Weißzeug? fallen nun die Räuber über ihn her, und misshandeln ihn äußerst. Lange wehrt er sich, und schlägt bald hier einen zu Boden, bald wirft er dort einen nieder. Endlich wird er aber selbst übermannt, niedergeworfen, mit Füßen getreten, geknebelt, und mit Betten, Tischen und Bänken zugedeckt. Darauf schlagen sie die in der Stube befindliche Schränke und Kisten auf. Sie finden Weißzeug, etwas Geld, und mancherlei Briefschaften, plündern, sind aber damit nicht zufrieden. Von neuem wird der junge Fischer gepeinigt. Er soll durchaus mehr Geld schaffen. Namentlich verlangen sie, dass er den Platz angebe, wo sein Vater die eingenommene Steuern aufbewahrt habe. Er weiß sich nicht zu helfen. Endlich sagt er: Oben in der Stube sind meine Ältern die müssen das Geld haben.

Die Räuber hätten unterdessen mit einem Baumrumpf die Türe der Oberstube eingerennt, aber niemand als die Hausfrau, mit ihren unerwachsenen- Kindern, darin gefunden. Sie suchen nun weiter in dem Oberteil des Hauses und treffen den alten Mahlknecht, Philipp Wagner, auf seiner Kammer. Er wurde von ihnen für den alten Müller gehalten, und halb entkleidet mit Schlägen angegangen, das Geld herbeizuschaffen. Da, dies nichts half, schleppten sie ihn in die Stube zu der Müllerin. Hier ging das Schlagen von neuem an; er wurde zu Boden geworfen und geknebelt. Als noch kein Geld erfolgte, rief eine Stimme: Schlagt oder schießt den Hund tot! Sie verdoppelten ihre Schläge. Der 64jährige Misshandelte sah seinem Ende entgegen. Er hielt den Odem an sich, und verriet kein Zeichen des Lebens. Jetzt glaubten sie ihn tot, und schritten über seine nackte Beine weg, um die Hausfrau anzupacken. Sie wurde geschlagen, geknebelt, und auf den totscheinenden Mahlpursch geworfen. Da auch sie das Verlangen der Räuber wegen Herbeischaffung des Geldes nicht befriedigen konnte; so wäre sie sicher noch auf das Äußerste misshandelt worden, hätte nicht einer der Räuber, voll Politesse gegen das andere Geschlecht, sein Missfallen darüber, dass man eine Frau so peinige, zu erkennen gegeben. Ihr Glück war auch, das ein anderer Räuber, wahrscheinlich Langer Hannes, in die Stube kam, und mit den Worten: Hundsfötter, ihr habt ja den Hauptkerl, den alten Müller entspringen lassen! seinen Kameraden den Irrtum benahm, dass der Müller tot und im Hause sei. Die Frau wurde nun glimpflicher behandelt. Der bei der Bande befindliche Jude, suchte indessen die Mutter noch durch die Qual ihres Kindes zu ängstigen. Er schlug vor ihren Augen ihrem achtjährigen Mädchen ein Loch in den Kopf.- Man erbrach die in der Stube befindliche Kisten und leerte sie. – Der Pferdeknecht wollte zu Hilfe eilen, wurde aber von zwei Bewaffneten mit dem Tode bedroht, und in den Stall zurückgetrieben. – Die Hausmagd war auf den Boden geflüchtet und hatte sich verkrochen. –

Schon eine Viertelstunde dauerte die Plünderung, und mehr als einmal war die Drohung geschehen, die Mühle an vier Ecken in den Brand zu stecken. Jetzt ertönte von Bernshausen her die von dem Müller gezogene Sturmglocke. Ein Wache stehender Räuber tat es der Bande kund, mit dem Zuruf: „Es stürmt. Packt auf, und zieht ab!! – Einige ließen sich nicht irre machen und wollten noch mehr zusammenpacken. Aber der Anführer gebot: „Lasst es sein! wir haben genug.“ Jetzt machten die Räuber Anstalten zum Abzug. Ungefähr zehn, welche Packe trugen, rangierten sich in die Mitte; die Andern gingen neben und hinten her, und verbreiteten durch Feuern, als sie fortzogen, Schrecken.

Nach Simon Pauls Aussage, die Verfasser in extenso vor sich hat, war langer Hannes der Bande Anführer, und der einzige, welcher auf der Mühle Bescheid wusste. Er trug bei der Expedition, wie gewöhnlich, einen langen dunkelblauen Rock. Wahrscheinlich ist er derselbe Räuber, der Ausweis des Verifikation-Protokolls vor dem Abzug in die untere Stube ging, und darin ein hellblaues Kamisol anzog. Kaum hatte er, so umgekleidet, die Mühle verlassen, als schon die ersten Streifer heranrückten. Sie fanden die Mühle durch die überall angeklebte Wachskerzen so erleuchtet, dass man glaubte, sie stünde in Flammen. Die von der Bande auf der Mühle geraubte Barschaft bestand meistens in altem Geld. Es waren einige alte Kronen- und Conventions-Thaler, besonders aber mehrere Braunschweig-Lüneburgische Röschens – ganze und halbe Gulden darunter. Summe und Wert will der Müller nicht genau anzugeben wissen. Die geraubte sonstige Effekten, worunter auch Kleidung und Gewehr befindlich war, hat er zu 186 fl. 25 kr. eidlich erhärtet.

Neuerlich ergaben sich Anzeigen, dass auch der hier sitzende Nicolaus Boß (XXIV.) und dessen Schwager, der schwarze Wilhelm, an diesem Raub Teil genommen. Es wurde deshalb eine weitere Untersuchung gegen ersteren eingeleitet; sie hat aber bis jetzt keinen Erfolg gehabt.

Signalement der hierbei gewesenen Fränkisch-Sächsischen Räuber, welche noch unverhaftet sind.

CLXI. Der schwarze Johann. (no. 5.)

Er ist angeblich 25 Jahre alt, und von mittlerer Statur. Sein Gesicht ist rund und voll. Er hat schwarze Haare, Bart und Augen. Seine Nase ist gewöhnlich, der Mund etwas aufgeworfen. Meistens soll er in einen dunkelblauen Oberrock, lederne Hosen, Stiefel und eine Jagdtasche gekleidet sein. Vielleicht ist er einerlei mit CXXXVIII.

CLXII. Der Frieder oder Schmierfrieder. (no. 11.)

Ist ein kleiner untersetzter Kerl von 29-30 Jahren, hat ein rundes volles Gesicht, gesunde Farbe, kleinen Mund, rundes Kinn, schwarzbraune abgeschnittene Haare und braune Augen. Er ist ein Schmeerkramer, und gibt bald an, er sei aus dem Baunachs-Grunde, bald, er sei aus Neustädtles gebürtig.

CLXII. Der Jude Mendel aus Neustädtles. (n.12.)

Kann weiter nicht beschrieben werden, als dass er noch jung, klein, und sehr blatternarbig ist.

CLXIV. Der Schnecken-Jäger. (n. 13.)

Soll mit dem Vornamen Hann-Görg heißen, 38-39 Jahre alt sein, eine lange magere Statur, längliches blasses Gesicht, blonde abgeschnittene Haare und Backenbart haben. Er macht beinerne Knöpfe, und ist aus dem Arrest zu Untermaßfeld entsprungen.

CLXV. Der Schleifers Carl. (n. 14.)

Misst 5 Schuh 5 Zoll rheinisch. Sein Gesicht ist glatt, die Nase spitz und das Kinn rund.

CLXVI. Grünbecks Hann-Adam. (no. 15.)

Er heißt nach auswärtigen Nachrichten Joh. Adam Kühn, ist aus Altenbreitungen gebürtig, und wird auch der Grabfelder Hann-Adam genannt. Nach hiesigen Beschreibungen ist er stark in den 40er Jahren, mittelmäßiger Statur, untersetzt, geht etwas gebückt, und scheint daher kleiner, als er ist, Er hat schwärzliche Farbe, schwarzen starken Bart und schwarze, kurz geschnittene Haare. Sein Gesicht ist mehr rund als länglich, das Kinn gewöhnlich, der Mund zwar ziemlich regelmäßig, doch weniges aufgeworfen, und die Nase etwas gestutzt. Er handelt zuweilen mit Zunder. Seine Frau oder Beischläferin heißt Anna Margretha, ist groß und stark, und hat gelbliche Haare.

Unter XII. n. 39. ist seiner Erwähnung geschehen. Dann liegt ihm nach hiesigen Akten noch zur Last:

1.) Kessel-Diebstahl mit Einbruch zu Niederohmen. CXXIII. 12

2.) Kessel- und Dörrfleisch-Diebstahl zu Bannerod.  CXXIII. 82.

Vergl. Nummer XC b. mit der Note.

Seite 563

Nachtrag

Unterm 24ten Februar 1813 wurde Anne Christine Weberin aus Weil, Konkubine des schwarzen Jungs (XXXIV.), zu zweijähriger Zuchthausstrafe, und demnächstiger Landesverweisung unter gewöhnlicher Bedrohung – und eodem Cathrina Neumännin von Freienseen, Beischläferin Conrad Anschuhs (XXXV.) in einjährige Zuchthausstrafe, und zu weiterer unbestimmten Beibehaltung im Korrektionshaus, verurteilt.

Am 24ten März 1813 wurden Johann Adam Frank (XIX.), Schwarzer Jung (XXXIV.), Conrad Anschuh (XXXV.), Johann Justus Diez (XXXVII.), Ludwig Funk (XXXVI.), Heiden-Peter (XXXIX.), und Johannes Borgener (XLII.) zur Hinrichtung mit dem Schwert, und Philipp Widerspann (XL.) zu sechzehnjähriger Zuchthausstrafe, einschließlich seiner früheren Strafe, verdammet.

An demselben Tage wurde dem Johann Heinrich Oberländer (XXX.) eine zwölfjährige Zuchthausstrafe angesetzt.

Die Untersuchung gegen Abraham Moses (XXVIII.) ist durch die unterdessen erfolgte Einfangung seiner Beischläferin (s. p. 200.) welche sich eigentlich Benderin nennt, aber mit Johannes Reiz vulgo Haarbacher Hannes früher als Konkubine gelebt hat, erneuert worden.

Dem S. 480. No. LXXXII. beschriebenen Mahnen-Hann-Görg fällt nach den Untersuchungs-Akten gegen Joh. Jost Holzapfel weiter zur Last:

5.) Ermordung des alten Drucker-Heinrich, welcher Jacob Wizlar geheißen haben soll, vor etwa 16 Jahren, bei den Solmser Berglöchern. Dieser war Hannjosts Stiefvater.

Zum Schluss gebe ich eine von Heidenpeter (XXXIX.) auf sein Schicksal selbst gefertigte, und ungefähr vier Wochen vor seiner Verurteilung mir rezitierte, seine Biographie vollendende

Ele..

1.

Lang war ich schon in Quaal h’rumgangen,

Zu Oberis’gheim nahm man mich gefangen,

Drauf musst‘ ich zur Stadt Hanau h’nein.

Dort mußt ich drei Wochen gefangen sein.

2.

Hier wollten sie nichts von mir wissen,

Und brachten mich nach der Stadt Gießen,

Man bracht mich vor des Richters Haus;

Hofgerichtsrath Grolman kam heraus.

3.

Er ließ mich sogleich vor sich führen,

Und fing mich an zu examinieren,

„Peter Görzel, sagt‘ ich, ist mein Nam‘,

„Vor sieben und zwanzig Jahr“ auf die Welt ich kam.“

4.

Der Richter hört zu fragen auf.

Man führt‘ mich durch die Stadt hinauf,

Und bracht mich in das Stockhaus h’nein.

Da mußt ich erst recht gefangen sein.

5.

Drauf ging nun das General-Verhör an.

Ich stellt‘ mich erst sehr übel an.

Man sagt mir drauf: „Bekenn‘ deine Sünd,

„Denn Reue öfters Gnade find.“

6.

Nun begab ich mich an das Bekennen,

Tat diesen und jenen Diebstahl nennen.

Dies dauert beinah ein Viertel-Jahr,

Als mein Verhör geschlossen war.

7.

Nun habe ich schon lang gesessen,

Meine beste Speis hab‘ ich gegessen.

Drei Tag, drei Stund vor meinem End

Will ich empfangen das Sakrament.

8.

Stadt Gießen hat noch nicht erfahren,

Dass ein Mann von schier dreißig Jahren

Eine solche Straf empfangen hat,

Von wegen seiner Missetat.

9.

Das leidige Geld bat mich betrogen,

Den Arm zum Frevel mir gebogen.

Nun muss ich büßen meine Schuld.

Gott geb! ‘s geschehe mit Geduld.

10.

Zwar hatt‘ ich mich vom Stehlen abbegeben,

Und angefangen ein ander Leben,

Mich auch gestellt zum Guten ein,

Und dacht‘, meine Sünden sollten verborgen sein.

11.

Morgens früh um halber zehen,

Werde ich zum Frühstück gehen.

Ihr seid All‘ geladen ein!

Ich wird‘ selbst das Frühstück sein.

12.

Was werden Frau und Kinder sagen?

Wie werden sie dann um mich klagen!

Doch wenn ich Alles recht betracht,

So habe ich mir’s selbst gemacht.

13.

O liebe, gute, zarte Jugend

Ergebe dich doch früh der Tugend.

Ihr Eltern hört die Bitte mein,

Und ziehet eure Kindelein!

14. Glaubt mir in dieser letzten Frist,

An Zucht gar viel gelegen ist.

Hört Sünder! laßt die Laster fliegen,

Und Teufels-List euch nicht besiegen.

15.

Jetzt steige ich die Himmels-Leiter;

O Herr und Gott! sei mein Begleiter.

Dich Jesu, Heiland! ruf ich an,

Nimm meiner Seel‘ dich gnädig an.

Oh! – – – Amen!

Von Johann Justus Holzapfel XCV. P. 493 f. ist noch zu bemerken, dass es dem Verfasser, nach vierwöchiger, vergeblichen Mühe, ohne physischen Zwang oder Suggestionen endlich am 13ten und 14ten April 1813 gelang, das Geständnis folgender Verbrechen von ihm zu erhalten.

1.) Großer Straßenraub bei Kleinrechtenbach. XXXIV. 1.

2.) Großer Straßenraub bei Steinau, in dem Altengronauer Wald an jüdischen Ochsenhändlern, XXXIX.2

Er gesteht 120 fl. zu seinem Anteil erhalten zu haben. Seine bei diesem Raub zugegen gewesene Schwäger Hannfried XCI., und Joachim XCVIII. heißen, wie schon früher von mir vermutet worden, wirklid Koch.

3.) Straßenraub beim Wilhelmsbad. XXXIX.3.

4.) Tentierter Raub bei Gelnhausen. XXXIV.4.

5.) Qual. Diebstahl in dem Berg-Wirtshaus zu Gedern. XXXIX.45.

6.) Straßenraub bei Lich. XLIII.3.

Die von ihm, genannte Teilnehmer sind akkurat dieselben, die wir p. 432. nach der Angabe Anschu’s namhaft gemacht haben; nur in Ansehung Hessen-Heinrichs ist er etwas ungewiss.

7.) Straßenraub zwischen Rommelshausen und dem Pfaffenhof.

Dieser Straßenraub geschah nach Holzapfels Angabe vor 4-5 Jahren, im Winter, als gerade Schnee gelegen, an zwei Juden aus Hainchen, welche von Frankfurt oder Hanau zurückkamen. Sie erhielten einige, jedoch nicht sehr bedeutende Schläge, und mussten ihr Geld hergeben, wovon es ihm 16fl. ertragen hat.

Teilnehmer:

Scheeren-Schleifers oder kleiner Hann-Adam

Überrheiner Wilhelm

Hannfried Koch

Hessen-Heinrich oder Hannes,

Veit Krämer

Man vergleiche Pfister Th. I. no. LXXX. p. 104 U. 105.

8.) Straßenraub zwischen Steinau und Ahl. 6. Sept. 1809, Abends.

Die Beraubten waren verschiedene Leute, größtenteils Juden, welche auf einem Leiterwagen von Gelnhausen gefahren kamen. Sie wurden unter starken Misshandlungen ihres Geldes und einiger Uhren beraubt. Von ersterem ertrug es Holzapfel angeblich 7-8 fl. Nach seiner Angabe waren, außer ihm,

Teilnehmer:

Veit Krämer

Dessen Bruder, vulgo Zunder-Alberts-Jacob, oder Jockerle (CV.)

Mathes Österlein

Hannes oder Johannes Siepel, einer von den Kammerjägers- oder Zunder-Jungen, jüngster Bruder von Holzapfels Frau.

Langer Samel, (in Darmstadt verhaftet, heißt eigentlich Joh. Adam Grasmann

Christian, ein österreichischer Deserteur

Wilhelm N.; gab sich für einen Scharfrichter aus

conf. Pfister Th. I. no. CXXXVII. p. 135.

9.) Straßenraub zwischen Oberrad und Heusenstammm. Vor 3 1/2 Jahren

Nach Holzapfels Angabe geschah dieser Raub an einem Fuhrmann, welcher auf einem Karren allerlei Waren führte, wovon sich die Angreifer eine Partie Leder, Kattun, Piqué und Halstücher zu Gemüthe führten.

Teilnehmer waren, nach Holzapfels Aussage, neben ihm

Johann Adam Heusner

Kleiner Johann

Hannfried Koch

Johannes Siepel der jüngere

Spielhannes (CVII.) und

dessen Bruder (CVIIl.)

Holzapfel verkaufte, wie er sagt, den ihm gewordenen Anteil an der Beute, seinem Schwager dem großen Hannfried für 11-12 fl. Man vergl. über diesen Raub Pfister Th. II. no. CLXXII. p. 134 u. 135. Er geschah hiernach am 19. Sept. 1809. Abends zwischen 6 und 7 Uhr; und betrug an Wert 730 bis 740 fl.

10.) Hausraub mit Einbruch zu Altenhofen 7/8. Nov. 1807.

Holzapfel gibt folgende Teilnehmer an

Johann Adam Heusner

Kleiner Hann-Adam

Überrheiner Wilhelm

Joachim

Großer Johann, und

Mahnen Friedrich

Joachim, der in dem Haus des Beraubten gelegen hatte, war der Anstifter. Die Beute bestand in barem Geld, wovon es Holzapfel, nach seiner Angabe, 30 bis 40 fl. ertrug. Der Beraubte, Johannes Storch, wurde gebunden. Auch setzte sich einer der Räuber auf ihn in seinem Bette, bis der Raub vorüber war. In dem Bette fand man nachher ein von den Räubern zurückgelassenes Messer. Der eidlich bestätigte Wert des Entwendeten besteht in 334 fl.

Zu vergleichen Pfister Th. II. no. CLXXIII. p. 336

11.) Straßenraub bei Oberrode.

Teilnehmer:

Dicker Hann- Adam

Langbeiniger Steffen

Spielhannes

Dessen Bruder und

der dicke Bub

Die Räuber packten einen Krämer und einen Juden an, erhielten aber, der ausgeteilten Schläge unerachtet, von ersterem nur eine Quantität wollener Strumpfe und von letzterem in nichts.

cf. Pfister Th. II. no. CXCIV. p. 153.

12.) Einbruch zu Bergheim. XLIII. 32.

13.) Diebstahl eines Brandweinkessel- Hutes auf einer dabei gelegenen Mühle. XLII. 33

Obgleich auch Holzapfel behauptet, Schoden-Heinrich (XLIII.) habe diesen Diebstahl allein verübt, so bekennt er jedoch ausdrücklich, dass er an dem Erlös (so wie alle übrige) Teil genommen.

14.) Diebstahl mit Einbruch auf der Obermühle bei Diedelsheim. XLI. 7.

Inquisit nennt, außer ihm, als Teilnehmer:

Schoden- Heinrich

Zunder-Albert

Porzellan- Hannes (Jh. Vogt).

Hessen-Heinrich

Mühlarzt

usw.

15.) Versuchter Einbruch zu Büdingen, mit Gewalttätigkeiten. XLI. 8.

Auch hierbei war Holzapfel. Hessen- Heinrich bewachte den Nachtwächter.

16.) Glocken-Diebstahl in der Ockstädter Kapelle Friedberg.

Dieser Diebstahl ist schon XXXIX. 44. vorgekommen. Heidenpeter hatte solchen bekannt, aber Holzapfel nicht unter den Teilnehmern genannt. Holzapfel gesteht nun von freien Stücken, dass er solchen begehen helfen, und nennt, ausser sich:

Hessen- Hannes

Heidenpeter

Schoden-Heinrich

Caspar Huthmann und

Schwarzen Jung (XXXIV.)

als Teilnehmer. Der von Heidenpeter angegebene Geislipsen-Michel hat diesen Diebstahl geleugnet, und Heidenpeter getraute ihm bei der Konfrontation die völlige Gewissheit seiner Angabe nicht in das Gesicht zu sagen. Holzapfel will sich auf Geislipsen-Michel ebenfalls nicht bestimmt erinnern.

17.) Attentierter Raub zu Eckardtsroth

XXXIV. 4. ist hiervon schon beiläufig geredet worden. Nach Holzapfels und Heidenpeters Angabe hatte sich die Bande zwar auf dem Weierhof zu dem Ende versammelt gehabt, es wurde aber nichts aus der Sache, weil angeblich französische Truppen. in das Ort eingerückt waren. Damals wurde auf dem Weierhof Zinngießers Ludwig vom Überrheiner Wilhelm erschossen. cf. p. 454.

8.) Qualifizierter Diebstahl in einem Dorfe unweit der Hasselhecke. L.17

Heidenpeter (der deswegen wahrscheinlich geleugnet) hat die Gelegenheit angegeben. Hessen-Hannes stieg auf einer Leiter zum Fenster ein und dicker Hann-Adam hatte eine geladene Pistole.

9.) Versuchter Einbruch in einem Nassau-Weilburgischen Dorfe, 3-4 Stunden von Gießen.

Mühlarzt gab einen Diebstahl bei einem reichen Bauer in einem Weilburgischen Dorf jenseits der Lahn an, dem er eine Windmühle gemacht hatte. Die Bande brach von Münzenberg, allwo sie sich in dem Hofhaus versammelt, auf, setzte unweit Dudenhofen in einem Nachen über die Lahn, und zog sich dann weiter nach der langen Hecke. Sie kamen unter Anführung des Mühlenmachers (Martin Knaus XLI.) bis vor das Haus, fanden aber die Leute munter, und mussten wieder abziehen. Sie gingen bei Gießen über die Lahn zurück, wo gerade Jahrmarkt war, und wo sie weiter ihr Heil versuchten.

Holzapfel gibt als Teilnehmer an:

Johann Adam Heusner

Mühlarzt

Hessen-Hannes

Porzellan-Hannes

Heidenpeter

Überrheiner Wilhelm

wie er glaube

Zunder-Albert

und einige andere. Man vergl. Pfister Th. II. p. 139 u.f.

Von dem damals (nach dortiger Angabe Joh. Adam Heusners) bei Lich tentierten Straßenraub will Holzapfel nichts wissen, und sich bei Gießen von den andern getrennt haben.

In mancher Hinsicht interessant ist wohl folgende Anekdote. Holzapfel war, vor nicht gar zwei Jahren, mit Heidenpeter in Oberissigheim arretiert und nach Hanau gebracht worden. Da er Beuern, im Patrimonial-Gericht Großenbusch, hiesiger Provinz, als seinen Geburtsort nannte, so wurde er von dem Polizei-Kommissariat in Hanau, mit einem verschlossenen Schreiben hierher, auf den Schub gegeben. So langte er zu L**, einem beträchtlichen Ort, einige Stunden von Gießen, an. Es war gerade Sontags Nachmittag, wo kein Bauer sich gerne irgend einem Geschäfte widmet. Der Schultheiß gab also kurzer Hand dem Spießmann den Auftrag, einen Mann zum weiteren Transport des Gefangenen zu bestellen, händigte diesem das Schreiben ein, und bekümmerte sich weiter nicht um die Sache. Der Spießmann geht von einem Haus in das andere; kein Bauer will sich aber dazu verstehen, auf den Sonntag den Gefangenen weiter zu bringen. Endlich wird auch der Spießmann, der schon vergeblich in mehr als zehn Häuser war, des Gehens müde, und entscheidet, dass eine alte Frau, wahrscheinlich weil diese zum Sontags-Spiel untauglich war, des Räubers Eskorte bis zum nahe gelegenen G* L** abgeben solle. Die alte Frau fängt an zu weinen, dass sie noch in ihrem hohen Alter die Hosen anziehen soll, und überträgt ihre vices einem Buben von 10 Jahren, wahrscheinlich ihrem Enkel. Dieser, lässt sich durch die Tränen der Eltermutter erweichen, und begleitet den Räuber bis vor den Flecken. Hier auf der Landstraße drückt er demselben einen Kreuzer in die Hand, und bittet ihn gar sehr, bis zu dem nächsten Ort doch alleine zu gehen, und sich dort bei dem Schultheißen zu melden, der ihm dann einen andern Wächter beigeben werde. Holzapfel geht natürlich den Vor-schlag ein, und erhält, nebst dem Kreuzer, auch richtig das verschlossene Schreiben. Der Bube freut sich, dass er nun mit seinen Kameraden spielen kann, und der Räuber geht richtig in das Land zurück, woher man ihn geschickt hatte.

Zu dem in diesem Buch angegebenen Signalement des Spielhannnes, (Joh. Lehn, Michels Sohn, CVII.) ist übrigens nur noch dieses zu merken, dass derselbe, nach Holzapfels Angabe, etwas kleiner ist, als er dort nach den Aussagen Vielmetters und anderer beschrieben worden, und dass dagegen sein Brüder mit den schwarzen krausen Haaren, (Heinrich Lehn CVIII.) etwas größer als er gewesen sei.

An der bei Solms geschehenen Ermordung des Jacob Wizlar, Holzapfels Stiefvater hat nach des Inquisiten Angabe, nächst dem Mahnen-Hann-Görg auch dessen Schwester-Sohn Friedrich N. Teil genommen.

Teilnehmer der zu Lemp geschehenen, übrigens noch nicht von Holzapfel gestandenen Ermordung des dicken Justusz sind

1.) Friedrich Schilling vulgo der schwarze Friedrich oder Maulwurfsfängers Friedrich, und

2.) der dicke Christian

Ersterer war mit Holzapfel wegen dieses Mordes zu Braunfels in gefänglicher Haft, und desertierte aus der Wachstube. Er ist ein großer schwärzlicher Kerl, und der nämliche, der mit dem schwarzen Christel (XXIX.) den p. 217. no. 23. erwähnten Pferds-Diebstahl zu Rodheim begangen hat.

Johann Justus Holzapfel hat noch vier Geschwister. Eine rechte Schwester, Namens Gertraud, ist an seiner Frau ältesten Bruder Johannes Siepel verheiratet, (der etliche 40 Jahr alt ist, 5 Fuß 6-7 Zoll misst, dick und breitschulterig ist, und rote Haare hat) sie aber nachher sitzen ließ und unter andern eine Tochter des Porzellan-Hannes, vulgo die Dicke, zur Beischläferin nahm. Eine Stiefschwester des Inquisiten, Anna Maria, ist an den Johann Friedrich Koch vulgo den Großen Hannfried verheiratet, und dermalen ungefähr 20 Jahre alt. Von seinen zwei Stiefbrüdern heißt der eine Caspar, und der andere Joseph (Wizlar).

Sein jüngster Schwager, Johannes Siepel der jüngere, auch Hannes Siepel, Kammerjägers Hannes usw. genannt, welcher mit ihm mehrere, oben erwähnte Räubereien begangen, ist nach seiner Aussage ungefähr 24 Jahre alt, 5 Schuh 5 1/2 Zoll groß, schmaler Statur, und hat weißgelbe Haare, blaue Augen, längliche vorne stufige Nase, rundes Gesicht und frische Farbe.

Der oben erwähnte Porzellan-Hannes, ein sehr berüchtigter Räuber, der sich ehedem lange über dem Rhein aufgehalten, und am 3ten October 1813 zu Mainz in contumaciam zum Tod verurteilt wurde, heißt eigentlich Johannes Vogt, und soll aus Sachsen gebürtig sein. Den Namen Porzellan-Hannes hat er daher, weil er ehedem gewöhnlich einen Karren mit Porzellan oder Fayence bei sich führte, das er teils in Sachsen, teils zu Kelsterbach usw. holte. Er ist etliche und fünfzig Jahre alt, ungefähr 5 Schuh 4 Zell groß, robust und breitschulterig, hat schwarzbraune Haare und dergleichen Augen, breite ziemlich platte Stirne, große, längliche, spitze Nase, großen Mund, rundliches Kinn, längliches Gesicht und bleiche Farbe. Er trug gewöhnlich ein blaues Kamisol, lederne Hosen, Schuhe und einen dreieckigen Hut, auch war er öfters in einen Kittel gekleidet. Im Wirtshaus zu Mittelgründau, im letzten Haus nach Gelnhausen zu, hatte er öfters seine Niederlage. Seine Frau heißt Elisabetha, ist etliche und 40 Jahre alt, groß und schmal, hat eine längliche sehr spitze Nase, hellbraune Haare, blaue Augen, mittelmäßigen Mund und längliches mageres Gesicht.

Er hat mehrere Kinder, wovon folgende zu merken:

1.) der Sohn Wilhelm

Er hält sich gewöhnlich in Gesellschaft seines Vaters auf, und fährt dessen Karn. Auch er ist ein berüchtigter Räuber, und bereits zu Mainz in contumaciam zum Tod verurteilt. Erist 22-23 Jahre alt, 5 Schuh und einige Zolle groß, hatte ehemals eine schmale Statur, schwarzbraune Haare, runde Stirne, längliche spitze Nase, und ein schmales bleiches Gesicht.

Mehrere der von ihm und seinem Vater verübten Verbrechen findet man verzeichnet Pfister Th. I., p. 174 u. f. Th. II. p. 235 u. f.

2.) Margretha, vulgo das schöne Gretchen. Konkubine des Hans Martin Rupprecht

3.) Cathrina, eine Zeitlang Zuhälterin des Überrheiner Wilhelms, von dem sie ein Kind hat

4.) N. N. vulgo die Dicke, Zuhälterin des ältesten Kammerjägers- oder Zunderjungen Johannes Stiepel.

Des von Holzapfel als Raubgefährte angegebenen kleinen oder Scherenschleifers Hann-Adam ist bereits CLIII. p. 551. Erwähnung geschehen. Er soll Johann Adam Weis heißen, und ist unter diesem Namen zu sechzehnjähriger Eisenstrafe von dem peinlichen Gerichtshofe des Donnersberger Departements unterm 7ten Dezember 1810 in contumaciam verurteilt worden. Nach der Beschreibung Holzapfels ist er ungefähr 26 Jahre alt, 5 Fuß 2 1/2 Zoll groß, gesetzter Statur, hat braune Haare und Augen, längliche vorne dicke Nase, sehr großen Mund, längliches Gesicht und blasse Farbe. Er hatte ehedem eine Tochter der sogenannten Kammerdienerin zur Frau, Namens Justine.

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Schluß-Bemerkung

Heinrich Keller, vulgo Ruppersburger Heinrich, (XXXVI. p. 325 f.) wurde durch Urteil vom 7ten April 1813, zu weiterer zwölfjährigen Zuchthausstrafe verdammet.

Seite 424. muß zwischen dem 2ten und 1ten Vers des Räuberliedes noch folgender eingeschalten werden, welcher aus Versehen weggeblieben war:

Wann die Kaffer a) schuppen b) holchen c)

Thun die Schickse 4) ihnen folgen

Bringt dann der Kaffer die Schore e) herbei,

Buckeln f) sie’s vom Emmes g) zum Bajes h) hinein.

a) Mannsleute, b) stehlen, c) gehen, d) Weibsleute, e) gestohlene Ware, f) tragen, g) bezinkter Emmes ist der verabredete Platz, wo die Weiber auf die Männer warten, h) Haus, Diebsherberge

Wir hohlen diesen Vers hauptsächlich um deswillen nach weil aus ihm recht deutlich zu ersehen ist, welchen Anteil die Weiber der Bande gewöhnlich an den Diebstählen ihrer Männer nehmen.

Der p. 493, 574 u. 576 erwähnte Johannes Siepel der ältere ist nach eben. eingegangener offiziellen Nachricht dermalen in Eisenach verhaftet. Er ist unter andern von dem zu Kassel verhafteten alten Drucker der Teilnahme an einem versuchten Raube zu Kloster Annerode-Harz-Departements, im Jahr 1792 oder 1793, beschuldigt, bei dem der kleine Lieshannes (Müller,) Schwager der Brabändter, ertappt wurde.

Zunder-Alberts-Jacob S. 501. CV. und 568. no. 8., ist Nachrichten aus Würzburg zu Folge ein Stiefsohn des dort sitzenden Albert Krämer. Er kommt bei Pfister l. c. Th. I. p. 195 no. 46. unter dem Namen Jacob Selfer vor, und hat nach ebendaselbst p. 136. an dem Straßenraub zwischen Diedelsheim und Hainchen Teil genommen.

Johann Christoph Schmidt (CXXXII. p. 535.) ehemaliges Mitglied der Neustädter und anderer Banden, war nach Marburger Kommunikanten mit bei dem Raub auf der Wertmühle, zwischen Billershausen und Angerod, A. Alsfeld, und bei unzähligen im Werra-Departement begangenen Einbrüchen. Er entsprang am 2. April 1810 einer Bauernwache auf dem Transport nach Marburg.

Der S. 551. und 576 beschriebene kleine oder Scherenschleifers Hann-Adam ist unter andern auch zu Trier bereits in contumaciam zum Tode verurteilt. *) Nicht unwahrscheinlich ist er ein Bruder des sich zu Zeiten in Freienseen, unweit Laubach, aufhaltenden, angeblich von dort gebürtigen, Joh. Heinrich Weis. Im März 1808 wurde er von dem Amt Homberg a. d. Ohm, wegen des auf ihm ruhenden Verdachtes eines zu Kleinrohrheim, A. Bensheim, verübten Pferde-Diebstahls, zum hiesigen Stockhaus eingeschickt, und von hier an das Kriminalgericht nach Darmstadt abgeliefert. Damals gab er sich den Namen Balthasar Klein von Neulosse bei Mannheim. Nach seiner dortigen Loslassung beging er unter andern 22/23. Februar 1811 mit Hölzerlips und Heinrich Pfeiffer den berüchtigten Einbruch in das Lagerhaus zu Miltenberg **), und wurde tags darauf zu Mönchberg, mit seinen Kameraden und den Weibsleuten zwar fest gemacht, fand aber mit Hölzerlips zu Miltenberg Gelegenheit aus dem Arreste auf dem dortigen Tor-Turm zu entspringen. Damals nannte er sich, nach einem bei sich gehabten Pass, fälschlich Johannes Borgener. Seine Beischläferin gab sich den Namen Christine Winter, und hatte damals ein achtwöchiges Kind bei sich, das aber nicht von ihm, sondern von dem modo in Offenbach Hingerichteten Conrad Werner herrührt. Sie wurde, nebst Elisabetha Hofmann und Eva Steffin, (Beischläferinnen des Hölzerlips und Pfeifferchens,) nach Darmstadt gebracht, wo sie auf ein Jahr in das Zuchthaus, und dann noch auf kurze Zeit in das Korrektionshaus gesetzt wurde.

*) S. des Herrn Präsid. Rebmann Schrift: Damian Hessel und seine Raubgenossen, 2te Auflage p. 187, allwo auch ein Signalement von ihm befindlich ist. http://www.ub.uni-koeln.de/cdm/compoundobject/collection/rheinmono/id/185424

| **.) S. Herrn Stadt-Dir. Pfister’s Aktenm. Gesch, Th. I. p. 86 f.

Sie ist eine ziemlich wohlgebildete, korpulente Blondine, von ungefähr 22 Jahren, mittlerer Größe und frischer Gesichtsfarbe. Im Jänner 1813 wurde sie im Amt Grünberg mit Magdalena Benderin oder Reizin, Beischläferin des Haarbacher Hannes und des getauften Jüdchens, auf der Bettelfahrt gefänglich eingezogen und nach Gießen gebracht. Da sie aus dem Königreich Westphalen gebürtig zu sein vorgab, wurde sie in der Folge dahin abgeliefert. Sie hatte das Kind von Conrad Werner, ein wohlgebildetes Knäbchen, bei sich und säugte es noch. Hier führte sie nicht den Namen Christine Winter, sondern den Anna Chrisitna Grünewald. – Die Elisabetha Hofmann, welche auch mit dem zu Darmstadt sitzenden Joh. Adam Grasman vulgo langen Samel (cf. p. 568. n. 8.) zugehalten hat, ist noch zu Darmstadt verhaftet.

Über den p. 574 u. f. beschriebenen Porzellan-Hannes ist ein, nur wenig abweichendes, Signalement zu finden in der Note * allegierten Schrift S. 188.

*) S. Pfister l.c.

Außer dem S. 536. erwähnten Johannes Schmidt gibt es noch einen andern Räuber gleiches Namens, der vulgo das Johannerchen auch Schneiderchen genannt wird, und aus Neukirchen im Badischen *), nach andern Nachrichten aber wahrscheinlich von Neckarszell oder Waldzell, gebürtig ist. Er wird auch der kleine Krämer-Johann genannt, ist ein Schwager des in Darmstadt verhafteten Joh. Adam Heusner, und befindet sich noch in Freiheit. Mehrere seiner begangenen Verbrechen sind teils in den Würzburger Untersuchungs-Akten gegen die zu Kissingen eingefangene Räuberbande, teils in den Darmstädter Untersuchungs-Akten gegen Joh. Adam Heusner enthalten, und zum Teil bei Pfister im 2ten Th. p 253. verzeichnet, worunter besonders ein Raubmord bei Höhnfeld bemerklich ist. Nach Würzburger Kommunikanten ist er 29-30 Jahre alt, 5 Schuh 2 Zoll groß, untersetzter Statur hat ein kleines schwärzliches Gesicht, schwarze abgeschnittene Haare, und einen kleinen Backenbart, eine etwas hohe Stirne, graue Augen und merkliche Blatternarben. Er ist eigentlich ein Schneider und Schlosser, zieht aber als Krämer umher, und handelt mitt Galanterie-Waren, auch Schnupf- und Halstüchern, meistenteils aber mit Schweinfurter Bändern. Er Hat öfters 2 Kramerkasten, manchmal einen Esel, manchmal einen Karn mit einem Pferde bei sich. Im Jahr 1806 trug er einen dunkelblauen Frack, Westen von Manchester und Pique von verschiedenen Farben, gelbe lederne Hosen, Schuhe oder Stiefeln, und 1 oder auch 2 Sackuhren. Im Futter-Tuche seines Rockes führte er ein Brecheisen und ein starkes Messer. Er ist besonders gewandt in listig am hellen Tage ausgeführten Diebstählen (Scheinsprüngen) und erscheint zu diesem Ende manchmal in Weibskleidern, manchmal auch als fechtender Handwerksbursche. Bis zum Jahr 1807 hielt er sich größtenteils im Main- und Sinn-Grunde auf. Seine angebliche Frau heißt Margreth, und ist die Tochter des zu Brückenau hingerichteten Körberlein und der s.g. Franken-Liese. Sie ist 27-29 Jahre alt, mittlerer untersetzter Statur, hat ein glattes hübsches Gesicht, blonde Haare, graue Augen, und eine lange Nase. Sie trägt Röcke und Mützchen von dunkelblauem Tuche und baumwollenen Zeuge, nach modernem Zuschnitt, und hat einen Jungen von 5-6 Jahren. Ihre Schwester heißt Eva Lies, ist einige Jahre jünger, mittlerer untersetzter Statur, hat ein längliches pockennarbiges Gesicht, spitzes Kinn, schwarzbraune Augen, proportionierte Nase, und trägt sich wie die Frau des Johannerchen. Die alte Franken-  oder Körberleins-Liese ist 55-56 Jahre alt, großer und starker Statur, eingefallenen Gesichts, und ist ebenfalls gut gekleidet. Sie zieht zuweilen mit dem Johannerchen, zuweilen mit ihrer Tochter Eva Lies umher. Diese besitzt; wie ihre Mutter, viel Fertigkeit im Stricken, und beide verkaufen hin und wieder auf dem Lande gestrickte Strümpfe. Des Johannerchens frühere Beischläferin hieß Elisabetha, und war die Tochter des Tormannes Georg Kaufmann von Freudenberg.