vulgo Köhlers Andreas
Der am 27. Dezember 1792 in Hüttgeswasen bei Allenbach (Kr. Birkenfeld) im Hunsrück geborene Johann Andreas Petri war das sechste Kind des «alten Schwarzpeter». Allerdings sind drei seiner älteren Geschwister – nämlich Johann Christian, Abraham und Catarina Elisabeth – schon vor ihm gestorben.[1]
Johann Andreas Petri, wurde geboren d. 27. Dizemb. und d. 20. ejusd. getauft. Der Vater ist Peter Petri von Hüttgenwasen, die Mutter Maria Catharina geb. Neumännin
Von Kindesbeinen an kam Andreas mit Räubern und Dieben in Berührung. Er galt einerseits als lebhaft und munter und spielte fingerfertig Klarinette, Flöte und Flageolett (eine Art Blockflöte), andererseits soll er aber auch verschlossen, verschlagen, falsch und rachsüchtig gewesen sein. Sein Blick wurde als unstet beschrieben. Im Alter von 17 oder 18 Jahren war er noch nicht konfirmiert.
Am 3. Dezember 1810 war der 17-jährige «Köhler-Andres» mit von der Partie, als neun Räuber bei Frankfurt am Main Bauernwagen überfallen und ausrauben wollten. Bei den Ganoven handelte es sich um Georg Philipp Lang, Veit Krähmer, Andreas Petri, Heinrich Pfeiffer, den in König in der Grafschaft Erbach geborenen Stephan Heusner, Johannes Bauer, den «roten Christian», Joseph Jacobi und Barthel Bartsch.
Am 4. Dezember 1810 war «Köhler-Andres» an dem Überfall auf den Händler Morell Schlinck aus Bensheim beteiligt. Dieses Verbrechen geschah nachts zwischen 9 und 10 Uhr beim so genannten Salzbrunnen zwischen Laudenbach und Heppenheim, als der Händler Schlinck von Mannheim über Weinheim nach Bensheim zurückfuhr. Die Tat wurde von Georg Philipp Lang, Veit Krähmer, Johannes Bauer, Andreas Petri, Heinrich Pfeiffer und Barthel Bartsch begangen.
Der «Köhler-Andres» nahm in der Nacht zum 1. Mai 1811 an dem Raubüberfall der Bande von Georg Philipp Lang auf eine Postkutsche zwischen Laudenbach und Hemsbach an der Bergstraße im Großherzogtum Baden teil. An diesem Verbrechen waren außer dem «Hölzerlips» und «Köhler-Andres» auch Andreas Frank, Philipp Friederich Schütz, Veit Krähmer und Sebastian Lutz beteiligt.
Vor dieser Tat hatten die sechs Räuber am 29. April 1811 den geplanten Überfall auf eine andere Kutsche abgebrochen, weil dieser unerwartet eine zweite folgte. Der «Hölzerlips» hielt sich und seine fünf Kumpane nicht für stark genug, um zwei Kutschen gleichzeitig anzugreifen. Nach dem Überfall auf die Postkutsche im Odenwald kam es zu einer grenzüberschreitenden Fahndung in Baden und Hessen, in deren Verlauf der «Hölzerlips» und der Kern der Bande sowie viele andere Gauner gefangen genommen wurden. Der «Köhler-Andres» wurde am Abend des 30. Mai 1811 in Heidelberg abgeliefert. Am Tag darauf führte man ihn zum Verhör, wobei ihn seine Mutter – unbemerkt von ihm – als ihren Sohn Andreas und der Räuberkomplize Veit Krähmer als «Köhler-Andres» identifizierten. Andres selbst nannte sich «Andreas Wild» und behauptete, keine noch lebenden Eltern zu haben. Sein Vater und seine Mutter seien gestorben, als er kaum zwei Jahre alt gewesen sei. Er wisse nicht, wer sie gewesen seien und wie sie geheißen hätten, er habe lediglich einen älteren Bruder, der – wie er von herumziehenden Leuten gehört habe – irgendwo beim Militär diene. Die bei ihm gefundenen Kleider, die von dem Überfall auf die Kutsche stammten, habe er von einem ihm unbekannten Juden in Aschaffenburg gekauft.
Man brachte den «Köhler-Andres» in den Kerker zurück und verhörte ihn erneut am Nachmittag. Vor dem zweiten Verhör erkannten ihn sein Vater als Sohn und «Leonhard Wild» als Bruder. Ungeachtet dessen wiederholte Andres frech seine Aussagen und versicherte, wenn er ein Wort gelogen habe, wolle er für jedes dieser Worte 25 Prügel aushalten. Weil alle gütlichen Ermahnungen des Richters keinen Eindruck auf «Köhler-Andres» machten, griff man zu einem raffinierten Trick. Man stellte vor jede der drei zum Verhörzimmer führenden Türen den Vater, die Mutter und den Bruder Leonhard, deren Anwesenheit in Heidelberg dem «Köhler-Andres» unbekannt war. Als er weiterhin leugnete, Eltern oder einen jüngeren Bruder zu haben und dies mit Schwüren untermauerte, öffneten sich auf ein Zeichen gleichzeitig alle drei Türen und schlossen sich sofort wieder. «Andreas Wild» war durch das Gesehene erschüttert, gleich aber wieder gefasst und fragte, wer diese drei Menschen seien. Nun zeigte man seinen Vater noch einmal und Andres erklärte endlich, der alte Mann sei sein Vater, der Bub sein Bruder Leonhard und die Frau seine Mutter. Andreas Petri zagte und weinte…
Straßenräubereien
Straßenraub an einem Manne bei Miltenberg am 3. September 1810 [Pfister LXVIII]
Straßenraub bei Amorbach [Pfister XCV]
Straßenraub zwischen Wörth und Trennfurth am 4. September 1810
Straßenraub bei Mosbach am 11. Oktober 1810
Beraubung von Bauernwagen bei Frankfurt am Main am 3. Dezember 1810
Beraubung des Händlers Schlinck aus Bensheim am 4. Dezember 1810
Straßenraub an einem Salzfuhrmann im Herbst 1810 [Pfister LXXI
Straßenraub bei Dörnigheim am 25. Januar 1811
Straßenraub am 1. Mai 1811 zwischen Laudenbach und Hemsbach mit Mord an dem Schweizer Kaufmann Rieder
Einbrüche und Diebstähle:
Kleiderdiebstahl in Ueberau (Urberach?), 14 Tage vor dem Johannistag 1810
Attentierter Einbruch zu Gumpertsberg am 3. September 1810 [Pfister LXVIII]
Kirchendiebstahl in Breitenbiehl bei Miltenberg am 4. September 1810 [Pfister LXIX]
Bienendiebstahl in Wilhelmsfeld und Flockenbach im Herbst 1810 [Pfister LXX]
Bienendiebstahl bei Zuzenhausen im Herbst 1810
Kesseldiebstahl zu Entenbach nach der Ernte 1810 [Pfister XCVI]
Einbruch in Wilhelmsbad bei Hanau in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 1811
Kleiderdiebstahl in Heiligkreuzsteinach in der Nacht vom 27./28. Januar 1811 [Pfister LXXIII]
Einbruch in Bürgstadt bei Miltenberg am 20. März 1811
Einbruch in Adelsheim in der Nacht vom 23. auf den 24. März 1811
Einbruch und Diebstahl in Simmringen in Württemberg in der Nacht vom 8. auf den 9. April 1811 [Pfister LV]
Versuchter Einbruch in Külsheim in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1811
Dörrfleischdiebstahl in Dörlesberg am 24. April 1811
Dörrfleischdiebstahl in Walldürn acht Tage nach Ostern 1811
Entwendung eines Branntweinkesselhutes zu Obrigheim oder Dittesheim bei Mosbach [Pfister LXII]
Zur allgemeinen Überraschung begnadigte man die zwei jungen Räuber Andreas Petri und Sebastian Lutz in letzter Minute durch ein feierlich verlesenes Schreiben des Großherzogs Karl von Baden (1786–1818). Ihre Todesstrafen wurden in lebenslängliche Zuchthausstrafen (Mannheim) umgewandelt.
Quellen:
[1] Ersnst Probst, Der Schwarze Peter, Ein Räuber im Hunsrück und Odenwald, S. 77, Mainz 2005