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Conrad Anschuh

Conrad Anschuh (auch Unschick)

Conrad Anschuh
Conrad Anschuh

Aus Rodheim (Großherzogtum Hessen) gebürtig, wurde, 32 Jahre alt, im März 1813 als Mitglied der Wetterauer Gaunerbande zu Giessen mit 6 anderen Verbrechern zum Schwerdte verurtheilt. Seine Beischläferin war Catharine Margarethe Neumann.

Anschuh (oder Unschick) Conrad, aus Rodheim (Großherzogthum Hessen) gebürtig,

wurde, 32 Jahre alt, im März 1813, als Mitglied der Wetterauer Gaunerbande, zu Giesen mit 6 anderen Verbrechern zum Schwerte verurteilt. Seine Beischläferin war Catharine Margarethe Neumann (No. 740) (a).

(a) v. Grolman a. a. D. S. 3c2 ff. 563.

XXXV.) Conrad Anschuh (oder Unschick) aus Rodheim, Großherzogl. Hess. Amts Nidda, gebürtig

Eingeschickt den 19ten Jenner ..

Signalement

Er ist 31 Jahre alt, 5 Fuß 2 Zoll groß, ziemlich stark und breitschulterig. Sein Gesicht ist oben breit, unten hinaus schmal und länglich geformt. Haare und Augenbraunen sind schwarzbraun, letztere laufen über der Nase zusammen. Die Stirne ist gewölbt. Seine Augen sind graulich- braun, ziemlich groß, aber tiefliegend, länglich geformt, und haben einen scheuen Blick. Die Nase ist klein, eingebogen, platt, an der Wurzel breit, mit einem Wort kalmuckenartig. Sein Mund ist mehr klein, als groß, mit starken etwas bleichen Lippen. Das Kinn ist breit und ein wenig gespalten. Die Backenknochen ragen vor. Die Wangen sind eingefallen. Auf der einen Seite der Oberlippe ist eine kleine längliche, und über dem linken Auge eine runde, verwachsene Narbe. Seine Gesichtsfarbe ist gelblich; an den Backen-Knochen etwas weniges mit Rot unterlaufen. Die Schenkel sind verhältnismäßig schwächer; als der Oberteil des Körpers. Sein Bart ist rötlich, stark um Kinn und Mund, schwach aber nach dem Hals hin und dem Hinterhaupt.

Anschuhs mitverhaftete Beischläferin heißt Cathrina Margretha Neumännin, und ist aus Freienseen, Amts Laubach, gebürtig. Sie ist 23 Jahre alt, 5 Fuß groß, hat etwas langen Hals und schmale Schultern, sonst gewöhnliche Statur, blonde Haare und Augenbraunen, ovale weit mit Haaren bewachsene Stirne, graulich-braune Augen, etwas weniges eingebogene, vorne dicke und stumpfe Nase, gewöhnlich großen Mund mit aufgeworfener Oberlippe, und über derselben eine starke, perpendikular nach der Nase laufende Spalte, rundes Kinn, oval-runde Gesichtsform, gewöhnliche Farbe, im Gesicht einige Blatternarben und Sommerflecken, und ausgezeichnet große Hände. Ihr gewöhnlicher Aufenthalt war Münzenberg, wo sie den 9ten Jenner 1811 arretiert wurde, – und die Glashütte bei Freienseen.

Schicksal

Der Vater des Inquisiten, ehemals Taglöhner und Viehhirt, nennt sich Conrad Unschick, und besitzt zu Rodheim, Amt Nidda, ein verschuldetes Häuschen, übrigens aber kein Vermögen. Er führt einen unmoralischen Lebenswandel, und war im Jahr 1807 in peinlicher Untersuchung wegen Ehebruch und Blutschande mit seiner leiblichen ältesten Tochter. Inquisit gibt vor, dass ihn dieser notorische schändliche Lebenswandel seines Vaters und die gegen ihn, wegen bezeigter Unzufriedenheit, bewiesene Härte bewogen habe, das elterliche Haus zu verlassen. Rubricat wurde in der lutherischen Religion erzogen, genoss den nötigen Schulunterricht wurde in solcher konfirmiert, und bekennt sich auch noch zu derselben. Er sollte, wie er selbst gesteht, die Zimmermanns-Profession erlernen, entlief aber nach achtwöchentlichem Unterricht, weil ihn, wie er vorgibt, sein Vater von Haus nicht unterstütze. Zuerst diente er bei Hirten, beging schon da, – wie er sagt, um sich die notwendigsten Bedürfnisse anzuschaffen, – einige Diebstähle, und geriet zuletzt unter Gauner und Vagabunden.

Gegen Ende November 1809 wurde er als verdächtiger Vagabund, nebst seiner Frau und den Kreisischen Weibsleuten, (S. I.), sodann dem berüchtigten, kürzlich in Marburg enthaupteten, Barthel (von der Velten) von Großherzogl. Landdragonern auf der Biber ergriffen, und zum ersten Mal in das hiesige Stockhaus eingebracht. Er hatte damals einen Pass von dem in Marburg zu mehrjähriger Eisenstrafe und Brandmarkung späterhin verurteilten Conrad Kreis, Sohn der mitverhafteten Kunigunde Kreisin von Odenhausen, und nannte sich nach demselben Conrad Kreis von Rosendorf, im Werra-Departement, Königreichs Westphalen. Man wusste keine besondere Verbrechen von ihm, und konnte ihn keiner überführen; Er wurde also in Gemäßheit Beschlusses Großherzogl. Hofgerichts am 11ten Jenner 1810 unter Landesverweisung entlassen, und seine Beischläferin, die ihn damals nicht zu kennen vorgab, wurde in ihren Geburtsort verwiesen. – Im folgenden Herbst war bei der zu Burggemünden geführten General-Untersuchung ein gewisser Anschuh von Rodheim im allgemeinen als Räuber und Dieb bezeichnet worden. Sein Signalement würde deshalb von dem Verfasser in das Verzeichnis verdächtiger Leute aufgenommen, das Ende Oktobers 1810 zu Gießen herauskam, ob man gleich damals noch nichts Näheres von ihm anzugeben wusste. Diese Signalisierung bewog indessen das Amt zu Laubach, ihn im Zenner 1811 in der Gegend von Freienseen, wo er sich bei Verwandten seiner Beischläferin aufhielt, arretieren zu lassen. Gleich bei der Einsendung erkannte ihn der Verfasser für den nämlichen verdächtigen Vagabunden, der unter dem Namen Conrad Kreis von Rosendorf Ende 1809 und Anfangs 1810 im hiesigen Stockhaus gesessen, und am 31ten Jenner 1810 unter Landesverweisung war entlassen worden. Bald war der Eingebrachte auch dessen überführt und geständig. Es dauerte nicht lange, so erhielt man Nachricht von einem kurz vor seiner Arretierung begangenen Diebstahl zu Niedererlenbach. (s, unten no. 2.) Es kamen Zeugen hierher und recognoscirten ihn; Er wurde des Diebstahls überführt, und musste ihn eingestehen. Indessen dauerte es bis in den September 1811, dass man über sein Verhältnis zur Bande, und über seine sonstige Verbrechen, Licht erhielt. Er wurde nun weiter verhört und suchte anfänglich zu leugnen. Allein der Vorhalt augenscheinlicher Beweise über eines seiner schwersten Verbrechen, (s. XXXIV. und XXXV.no. 1.) und eine Anrede des Inquirenten, welche die noch nicht ganz erloschene Funken der Religiosität in ihm entflammte, brachten eine solche Erschütterung in seinem Gemüt hervor, dass er dem Drang zur Wahrheit nicht länger widerstehen konnte, und geängstigt durch die an ihn gerichtete Fragen im Lauf einiger Wochen unendlich mehr bekannte, als man von ihm zu erfahren mit Grund hoffen konnte. Seine Bekenntnisse bahnten den Weg zur Überführung und Einfangung vieler anderen Verbrecher.

Charakter

Sein Verstand ist nicht glänzend, aber sein Geist hat eine bei Gaunern seltene Oberherrschaft über seinen Körper. Sein Charakter ist eine kontrastierende Mischung von Bösem und Guten; sein Äußeres verrät Unzufriedenheit und beständigen Kampf der Seele. Nachdem er sich, – vielleicht getrieben durch widriges Schicksal, – selbst ausgestoßen aus der Gemeinschaft rechtlicher Menschen, unterdrückte er, so scheint es, – mit Gewalt jeden Hang zum Guten, jede Anregung seines Gewissens, und wurde, – zwar kein Räuber-Genie, kein Räuber-Hauptmann oder Anführer, – dazu mangelte es ihm am Talente, – aber auch kein halber Räuber, sondern ein konsequenter williger Genosse jeder Schandtat, der er gewachsen war, oder wozu man ihn brauchte. Grausam und heimtückisch schlich er im Verborgenen umher, gleich der Katze, und kein Gefühl des Mitleids entzog dem planmäßigen Bösewicht die erschlichene oder belauerte Beute. Seitdem es aber dem Inquirenten gelang, sein Gewissen mächtig aufzurütteln, sein Inneres gleichsam umzukehren, und seinen unterdrückten Sinn für Theosophie (Religiosität) neu zu beleben, von dem Augenblick an, – scheint es, – gewann von neuem ebenso in ihm das noch nicht erstorbene Gute die Oberhand. Von nun an zeigte er sich ohne Unterlass reuevoll, grade, dienstfertig, arbeitsam, demütig, wahrheitsliebend, bescheiden und aufrichtig. Von da an vermied er, nach Vorschrift, jede unerlaubte Unterhaltung mit seinen Gefährten, – und weit entfernt, einen Versuch zum Durchbruch zu machen, weit entfernt, in irgendein Komplott sich einzulassen, das auf heimliche oder gewaltsame Befreiung zielte, verriet er viel mehr selbst ein sehr gefährliches Anderer, das Er belauschte.

Verbrechen

1.) Großer Straßenraub bei Kleinrechtenbach, (S. XXXIV. No. 1.)

2.) Einbruch, zu Niedererlenbach

Ohne Teilnehmer

Dieser Diebstahl geschah in der Nacht vom 8ten auf den 9ten Jenner 1811 in der Behausung der Barthelmännischen Wittib zu Niedererlenbach, einem Ort in der Nähe von Frankfurt am Main gelegen, und zu dem dortigen Landamt gehörig. Schon Tags vor dem Diebstahl kam Inquisit unter dem angenommenen Namen Conrad Haas von Freienseen in das Barthelmännische Haus, und bat um Erlaubnis, sich in der Stube aufhalten zu dürfen, um sich zu wärmen. Die Hausfrau schlug es ihm ab, und sagte, sie wollte eben ausgehen. Bald darauf, als diese grade etwas Holz klein machte, fand er sich wieder ein, und erbot sich, ihr zu helfen. Er hieb ihr einen Arm voll klein; wurde in die Stube gelassen, erhielt einige Kreuzer und zu Essen.

In der folgenden Nacht brach er aus demselben Stall, wo er Holz gehauen, und mittelst derselben Axt, womit er solches klein gemacht, durch die Wand in die Stube, worin er Speise, Bezahlung und Wärme erhalten hatte. Die gestohlenen Effekten bestanden in Manns- und Weibskleidung, einer silbernen Uhr, Sohlleder und etwas Wäsche, zusammen eidlich taxiert auf 57 fl. 49 kr. Wie er vorgibt, verkaufte er alles zusammen an einen ihm unbekannten Juden aus Friedberg, welcher ihm unterwegs begegnete, für nicht mehr als 8 fl. Man ließ sich den Juden genau beschreiben, veranlasste nach den angegebenen Kennzeichen in Friedberg und in der Nachbarschaft Untersuchungen, und stellte dem Inquisiten einige Verdächtige unter die Augen; allein es gelang nicht, den Abnehmer mit Gewissheit zu erforschen, und man musste auf das Vergnügen Verzicht leisten, der Bestohlenen das Ihrige wieder zu verschaffen.

3.) Diebstahl mit Einsteigen auf dem Ringelshäuser Hof, Amt Nidda

Auch diesen“ Diebstahl, der vor 4-5 Jahren geschah, hat Inquisit nach seinem Geständnis allein verübt. Er stieg über einen Nebenbau zum Fenster hinein, und entwendete Kleidungsstücke und einige Hemden. Der Wert lässt sich nicht genau bestimmen.

4.) Beraubung eines Frachtwagens zu Kirchberg, Landamts Gießen

Teilnehmer:

  • Conrad Kreis
  • Barthel (von der Velten.)
  • Kleiner Johann

In der Nacht vom 6ten auf den 7ten November 1809 geschah dieser Diebstahl. Der beladene Wagen stand vor dem Wirtshaus. Die Diebe entwendeten davon eine Kiste mit 16 Stück Manchester. Auch raubten sie aus Ballen, die sie aufschnitten, baumwollenes Garn in beträchtlicher Menge. Die Kiste wurde in dem Pfarrgarten bei Kirchberg aufgeschlagen und geleert. Nun trugen die Diebe mit Hilfe ihrer Weibsleute, – nämlich der alten Kunigunde Kreis, deren Töchter, (wovon eine Barthels Beischläferin war) sodann der Zuhälterinnen des Conrad Kreis und Conrad Anschuh, – das Gestohlene nach Erbhausen, Amt Gladenbach, in die Scheuer eines vertrauten Bauern. Die bekannte Diebs-Mäcklerin D** K* * s Witwe, (so ebenfalls in Gießen gefänglich saß) verschaffte den Dieben Anschuh und Barthel Gladenbacher Juden zu Abnehmern, von denen sie für die Elle Manchester 24 kr. und für den Strang feines Garn 6 kr. erhielten.

Konrad Kreis und Kleiner Johann luden ihren Anteil an der Beute auf einen Karn, den sie mit sich führten. Sie fuhren damit nach Blasbach, und verkaufteen ihn angeblich an einen Juden in Aslar. Kreis war, nach Anschuhs Angabe, der Anstifter dieses Diebstahls, und seine Weibsleute hatten die Gelegenheit dazu ersehen. Der Wert des Gestohlenen beträgt, laut geschehener Angabe, 1.300 Gulden.

5.) Kleider-Diebstahl zu Münster, Amt Lich

Diesen Diebstahl hat Inquisit um Neujahr 1809 allein verübt. Er lag 14 Tage zuvor in dem Haus der Bestohlenen mit seiner Beischläferin, und sah die Gelegenheit aus. Mittelst Ausbrechung eines alten Gefachs gelangte er in das Haus, öffnete mit einem krummen Eisen die verschlossene Türe der oberen Stube, und entwendete die darin befindliche Weibskleidung und Wäsche. Seine Beischläferin wurde damit ausgestattet. Der Wert ist nur auf 11 fl. eidlich erhärtet.

6., 7., 8.) Drei Einbrüche in Einer Nacht zu Steinbach, Landamts Gießen

Teilnehmer:

  • Barthel (von der Velten)
  • Kleiner Johann
  • Conrad Kreis

Es war in der Nacht vom 4ten auf den 5ten Nov. 1809) als genannte Diebe zu Steinbach, ungefähr 1 Stunde von Gießen, in drei verschiedenen Häusern den Einbruch verübten. Sie entwanden in jedem Haus einen eingemauerten kupfernen Kessel, und nahmen mit, was sie noch weiter erhaschen konnten, Hemden, Küchengeräte, Brot, Säcke usw. Der Wert des Gestohlenen ist von den Eigentümern eidlich angegeben: bei dem ersten, der einen armen Taglöhner betraf 19 fl. 22 kr, bei dem zweiten 29 fl. 24 kr. bei dem dritten 23 fl. 20 kr. Überhaupt 71 fl. 56 kr.

9. u. 10.) Zwei Einbrüche in einer Nacht zu Oppenrod, im Busecker Tal

Teilnehmer:

  • Haarbacher Hannes, (Johannes Reiz von Haarbach)
  • Heiden-Peter (XXXIX.)
  • Heinrich Keller von Ruppersburg, genannt Ruppersburger Heinrich (XXXVI.)

Geschah in der Nacht vom 7ten auf den 8ten Jenner 1809. Aus dem einen Haus wurde ein eingemauerter kupferner Kessel von 14, und aus dem andern ein dergleichen von 8 Eimern entwendet. Mit dem letzteren wurden aus dem. Schrank noch einige Töpfe mit Fett genommen, und die Riemen von dem Joch abgeschnitten. Der erste Kessel ist auf 20 fl., der andere auf 11 fl. gewürdigt, die Jochriemen zu 48 kr. usw. Summe des Wertes ungefähr 33 fl.

11.) Einbruch zu Albach, Busecker Tal

Teilnehmer: Die Vorigen.

In der nämlichen Nacht, wo die vorige Diebstähle zu Oppenrod begangen wurden, begangen dieselben Diebe einen dritten ähnlichen Diebstahl, in dem nicht weit davon entlegenen Ort Albach. Der hier gestohlene Kessel, nebst einer Art, 2 Töpfen Fett und 10 Hemden, sind eidlich gewürdigt auf 30 Gulden.

12.) Einbruch und Brandweins-Geschirr-Diebstahl zu Lehrbach. 23/24. Juli 1809. (S. XXXIV. n. 12.)

Wert wenigstens 50 fl.

13.) Großer Diebstahl, mittelst Einsteigen auf einer Leiter und mit Einbruch, zu Langenhain, Großherzogl. Hess. Patrimonial Gerichts des Hrn. Grafen Ranzau. Herbst 1809

Teilnehmer:

  • Heiden-Peter
  • Conrad Kreis
  • Barthel (von der Velten)
  • Bruchschneiders Hannes

Der Wert der Gestohlenen Sachen, bestehend in Weißzeug, Kleidungsstücken und Viktualien, ist spezifiziert und eidlich erhärtet auf 133 fl. 50 kr. Einen beträchtlichen Teil dieser Sachen erhielt angeblich der Jude D* zu Münzenberg um bare 20 Gulden.

14.) Wollen-Tuch-Diebstahl zu Grünberg. Frühjahr 1810. Wert 66 fl. (S. XXXIV. 13.)

13.) Einbruch zu Rabertshausen, Amt Nidda. Um Johanni 1809

Teilnehmer:

  • Ludwig Funk
  • Lumpen-Jost
  • Geislipsen-Michel

Die Diebe stahlen einen Brandweinshut, und einige Äxte. Wert 46 fl. 32 kr. Den Brandweinshut erhielt angeblich der Jude D** zu Münzenberg um bare 8 fl.

16. und 17.) Glocken-Diebstahl zu Haarbach, Amt Grünberg, – Einbruch in einer Schmiede daselbst,

Teilnehmer:

  • Kaisers Konrad (tot)
  • Kaspar Huthmann
  • Haarbacher Hannes
  • Lisbeth N., ehemalige Beischläferin des erschlagenen dicken Justus, und Mutter des Wilhelms; dermalige Zuhälterin Mahnen-Hann-Görg

In der Nacht vom 29ten auf den 30ten December 1808 stiegen die Diebe, unter Anführung des Haarbacher Hannes, zu Haarbach in die Kirche ein. Von da begaben sie sich in den Turm, erhoben sich bis zu dem Glocken-Stuhl ungefähr 42 Fuß hoch, und zwängten mit einem starken Meisel die Glocke los. Mittelst eines dicken Seils und mit Hilfe einer im Turm gestandenen Leiter schleppten sie solche herunter und transportierten sie noch etwa 50 Schritte. Die Glocke war ihnen aber zu schwer, und sie waren nicht im Stand, sie weiter zu bringen. Um indessen nicht ganz leer auszugehen, schlug Haarbacher Hannes mit einem Meisel den Ring und die Ohren ab. Die Reparatur kostete 15 Gulden. In derselben Nacht brachen die Diebe zu Haarbach in eine Schmiede ein. Sie stahlen daraus alles transportable Handwerksgeschirr, und verkauften es in der Folge nach Münzenberg. Der Wert ist auf 31. fl. eidlich erhärtet.

18.) Einbruch und Kessel-Diebstahl zu Bettenhausen, A. Hungen, August 1809 (S. XXXIV. 14.)

Der gestohlene Kessel wurde zu dem Diebsheeler J* R* nach Steinbach gebracht, welcher solchen an einen Spengler in L* das Pfd. zu 30 kr. verkaufte. Er erhielt von diesem für seine Bemühung 24 kr. Der Wert ist nur 8 Gulden.

19.) Einbruch zu Großenbuseck. 8/9. August 1809, Wert 26 fl. 26. kr. (S. XXXIV. n. 6.)

Der Diebsheeler J*s R* zu Steinbach, oder dessen im Haus wohnender Schwiegersohn J*s P*, ertauschte mit 1 fl. Auflage den gestohlenen Waschkessel angeblich gegen seinen alten, und diesen verkaufteen die Diebe an den vorbemeldeten Spengler oder Schnallenmacher in L*, der ihn selbst abholte. In der Folge wurde jener Kessel dem J*s R* oder J*s P* von Lumpen-Jost wieder gestohlen.

20.) Kessel-Diebstahl zu Hattenrod, Amt Lich, 28/29. August 1810

Teilnehmer: Bruchschneiders Hannes. Wert 35. Diesen Kessel kaufte des vorerwähnten Wirtes J*s R* Tochter zu Steinbach um 5 fl., als ihr der in der vorigen Nummer erwähnte Kessel war gestohlen worden.

21.) Diebstahl zu Hochweisel, Amt Butzbach. Sommer 1809. (S. XXXIV.n, 10.)

Wert 25 fl. 14 kr. Das gestohlene Zinn kaufte angeblich ein Sohn des Juden S*s in Münzenberg.

22.) Einbruch zu Muschenheim, Amt Hungen, Vor ungefähr 5 Jahren

Teilnehmer: Ludwig Funk. Das Gestohlene besteht in einem kleinen Waschkessel, einigen zinnernen Tellern und Löffeln. S*ds Sohn D*d zu Münzenberg soll solche gekauft haben.

23. und 24.) Zwei Einbrüche in einer Nacht zu Brandoberndorf, Herzogl. Nassauischen Amtes Kleeberg

Teilnehmer:

  • Heiden-Peter
  • Caspar Huthmann

Diese beide Diebstähle, deren- Hauptgegenstand Kessel sind, geschahen mit Einbruch in der Nacht vom 19ten bis 20ten November 1808. Die Kessel wurden angeblich an Münzenberger Bauern verkauft. Summe des Wertes ungefähr 40 fl.

25.) Einbruch und Kessel-Diebstahl zu Reiskirchen, Busecker Tal. Vor ungefähr 5 Jahren

Teilnehmer: Ludwig Funk. Der Wert des Kessels lässt sich nicht genau bestimmen; ebenso wenig, der Eigentümer. Es wurden um jene Zeit in mehreren Häusern zu Reiskirchen Kessel gestohlen. Der gestohlene Kessel wurde zusammengeschlagen, und, wie die Diebe sagen, an den Spengler von L* verkauft. Dieser kam angeblich selbst in den Wald, und holte das Kupfer.

26.) Einbruch, und Diebstahl von Bettwerk auf dem Mühlsächser Hof, Amt Lich. Winter 1808.

Wert 5 fl. Ohne Teilnehmer.

27.) Einbruch und beträchtlicher Diebstahl zu Gambach, Amt Hungen, Juni 1809

Teilnehmer: Johann Justus Diez, vulgo Lumpen- Jost. Dieser Diebstahl geschah einige Tage vor dem großen Straßenraub bei Kleinrechtenbach (s. XXXIV. 1.) Der Bestohlene ist der Einwohner Johannes Mahr zu Gambach. Ihm wurde in die Küche gebrochen, und ein Waschkessel mit wenigstens 20 Hemden und sonstigem Weißzeug entwendet. Den Kessel und einen Teil des Weißzeugs erhielten angeblich S**d und Söhne in Münzenberg. Der Wert des Gestohlenen beträgt nach eidlicher Würdigung 60-70 Gulden.

28.) Einbruch und Zinn-Diebstahl zu Rockenberg, Butzbach

Teilnehmer:

  • Heiden-Peter
  • Caspar Huthmann

Dieser Diebstahl geschah im Herbst 1809 im Haus des Ludwig Spöttel nahe bei der Kirche. Das gestohlene Zinn bestand in 2 großen Suppenschüsseln, 3 flachen Schüssel, 2 Tellern, 6 Esslöffeln, 1 Vorleglöffel, 1 Suppenschüsselchen und ein Theebrett. Der Verlust wurde gering geschätzt zu 8 fl. 50 kr. Die Sachen sind angeblich an den Juden D**, vulgo M**chen zu Münzenberg, das Pfd. zu 30 kr., verkauft. Die Diebe hatten bei dem Diebstahl dünne Wachskerzen. Man fand davon einige Reste.

29.) Weiterer Einbruch, Zinn- und Waschkessel-Diebstahl zu Rockenberg

Teilnehmer:

  • Heiden-Peter
  • Conrad Kreis
  • Barthel (von der Velten)
  • Bruchschneiders Hannes

Dieser Diebstahl geschah im Nov. 1809 im Haus des Joh. Georg Landvogt, am Ende des Orts, nach Marienschloß hin. Das Gestohlene bestand in 1 eingemauerten Waschkessel, 2 zinnernen Suppenschüsseln, 1 zinnernen flachen Schüssel, 4 dergleichen Tellern, 4 oder 5 dergleichen Eß- und 1 dergleichen Vorleglöffel, und einem steinernen Topf mit etwa 5 Pfd. gesalzener Butter. Die gestohlene Sachen, welche auf 37 fl. eidlich gewürdigt sind, erhielt nach Anschuhs Angabe der Jude D**d zu Münzenberg, Sohn des s. g. schwarzen M**chens.

30.) Zinn- Diebstahl auf der Mühle bei Rockenberg, mit Einsteigen auf einer Leiter, Einbruch, und Führung tödlicher Waffen.

Dieser Diebstahl geschah in demselben unglücksschwangeren Jahr 1809 doch früher, als beide vorhergehende Diebstähle, – etwa um Johanni. (S. XXXIV n. 11). Wert 33fl.

31.) Einbruch und höchstgefährlicher Diebstahl zu Stangerod.  A. Grünberg.

Geschah im März 1810. Wert 71 fl. 58 kr. Das Nähere s. XXXIV. N.8

32.) Einbruch zu Dorfgill, A. Hungen

Dieser Diebstahl geschah um Johannis-Tag 1809. Heiden-Peter soll dabei eine Pistole geführt haben. Wert 28 fl. (S. XXXIV, n. 15.)

33.) Einbruch und Diebstahl zu Weckelsheim, Amt Wölfersheim

Teilnehmer: Heinrich Vogt von Gilsenberg, vulgo Schoden Heinrich. Dieser Diebstahl geschah bei Nicolaus Rühl in der Nacht vom 23ten auf den 24ten Jenner 1809. Das Gestohlene, nämlich ein Waschkessel, 12 Hemden, 1 Tischtuch und ein Sack, ist zusammen auf 50 Gulden eidlich gewürdigt. Schoden-Heinrich soll den Kessel an den Juden H* A** in Münzenberg verkauft haben.

34.) Einbruch und beträchtlicher Diebstahl bei dem Krämer Brück zu Rodheim, Landamts Gießen,

Wert 103fl. 18 kr. Das Nähere s. XXXIV. n. 7.

35.) Noch ein Einbruch zu Rabertshausen, A. Nidda.

Geschah um Petri-Tag 2810. Das Gestohlene bestand größtenteils in Speck und Dörrfleisch, Wert 34 fl. 42 kr. (S. XXXIV. n. 16.)

36.) Diebstahl zweier Schaafe aus dem Pferch bei Lich. Vor etwa 3 Jahren

Teilnehmer:

  • Heiden-Peter
  • Conrad Kreiß
  • Barthel (von der Velten)

Der Schäfer musste den Eigentümern die Schafe vergüten. Der Wert wurde billig gegriffen zu 7 fl.

37.) Diebstahl zweier Hammel aus dem Pferch bei Annerod, Großherzogl. Hess. Amt Hüttenberg, Teilnehmer: Die Vorigem, Wert 10-11 fl.

38.) Diebstahl zweier Lämmer und eines Schafs aus dem Pferch bei Reiskirchen.

Geschah im Herbst 1809,

Teilnehmer:

  • Barthel (von der Velten)
  • Getauftes Jüdchen (XXVIII)

Wert 20 fl.

39.) Straßenraub mit Misshandlungen an dem Schultheiß von Münster. Frühjahr 1809. (S. XXXIV. 2.)

40.) Diebstahl dreier Hammel aus dem Pferch bei Kirtorf. Herbst 1809. Wert 18 fl. (S. XXXIV.22.)

41.) Diebstahl zu Wetterfeld, A. Laubach

Teilnehmer: Ludwig Funk.

Dieser Diebstahl betraf den Gemeinde-Schäfer Conrad Meerbott. In einer Nacht vom Samstag auf den Sonntag wurden ihm 4 Stücke Tuch, teils flächsen, teils wergen, aus einem Kessel entwendet, worin sie gesotten werden sollten. Anschuh öffnete die Haustüre, seiner Behauptung nach, mittelst Durchgreifen durch das Hühnerloch. Das Tuch enthielt nach dem Verifications-Protocoll 102 1/2 Ellen, und ist eidlich gewürdigt zu 35 fl. 27 kr.

Auf des Inquisiten Anteil fiel ein Stückchen wergen Bildzeug. Dieses verkaufte er an den Diebsheeler und Schärfenspieler J* *b R**g, zu Steinbach und dessen in das Haus verheiratete Tochter, die Elle a 30 kr. Er führt ausdrücklich an, beide hätten, wie immer, von dem Diebstahl gewusst.

Die Beischläferinnen der Diebe erhielten von dem gestohlnen Tuch ebenfalls ihre Ausstattung. Cathrina Margretha Neumännin, Anschuhs Zuhälterin, bekam davon 3 neue Hemden.

42.) Einbruch und Öl-Diebstahl zu Dorheim in der Wetterau

Teilnehmer:

  • Schoden-Heinrich
  • Haarbacher Hannes

In der Neujahrs-Nacht 1809 wurde auf der Mühle des Conrad Schutt zu Dorheim ein gemauertes Gefach eingebrochen, die Türe aus der Mühle in den Keller aufgesprengt, und ein halbes Ohm-Fass mit Öl, dann wieder 1/4 Ohm-Fässchen mit dergleichen, – welches letztere jedoch aus einem größeren Fass von den Dieben zuerst gefüllt worden, – nach Angabe des Bestohlenen, daraus entwendet. Das halbe Ohm-Fass wurde durch den Schäfer auf dem Feld gefunden, und der Bestohlene erhielt solches wieder; allein es waren nur noch einige Maas Öl darin. Nach weiterer eidlichen Angabe des Bestohlenen bestand sein Verlust bei diesem Diebstahl in wenigstens 60 Maas Öl, die er gering zu mindestens 40 fl. taxiert. Anschuh erzählt diesen Diebstahl auf folgende Weise:

Er habe mit Schoden-Heinrich und Haarbacher Hannes im Wirtshaus zu Münzenberg gesessen; hier habe Schoden-Heinrich, der die Gelegenheit gewusst, den Vorschlag zu diesem Diebstahl gemacht. Haarbacher Hannes und Schoden-Heinrich seien in dem Keller gewesen; Er (Anschuh) habe Schildwache gestanden. Aus. dem Keller sei zuerst ein halböhmiges Fass mit Öl gebracht worden. Sie hätten solches in das Feld gerollt, und daraus in kleinere leere Fässer, die aus dem Keller geholt worden, eintrichtern wollen; das Öl in dem großen Fass wäre aber bei der damaligen Kälte so dick, und geronnen gewesen, dass sie solches nicht einfüllen können. Sie hätten daher das aufgeschlagene  große Fass im Feld liegen lassen; die Andern seien in den Keller zurück, und hätten drei kleinere Fässchen mit Öl herausgebracht. Das eine hiervon habe 20 Maas gehalten; das andere, so im Keller gefüllt worden, ebenso viel, wäre aber, bis sie es an Ort und Stelle gebracht, wegen schlechter Beschaffenheit ungefähr zur Hälfte ausgelaufen; das dritte habe 6 Maas enthalten. Ob das erste und letzte Fässchen im Keller gefüllt worden, oder gefüllt da gelegen, wisse er nicht. – Die drei Fässchen mit Öl hätten sie nach Münzenberg in das v. Riesische Hofhaus gebracht. Hier habe der Münzenberger Jude H* A* die zwei große Fässer, worin noch 30 Maas gewesen, – die Hoffrau aber, Witwe St*, das kleine Fässchen mit denen 5 Maas Öl, gekauft. Für die Maas Ohl seien 40 kr. bezahlt worden; die Fässer hätten die Käufer umsonst erhalten.

Sonach belief sich also der Schaden des Bestohlenen noch um ein gutes Drittel höher, als er angegeben.

43.) Einbruch und Kleider-Diebstahl zu Nonnenrod, A. Hungen. Anfang 1809.

Teilnehmer: Heinrich Baum oder Keller

Dieser war angeblich im Königl. Westphälischen unter dem Namen Baum mit Steckbriefen verfolgt, hatte sich daher aus der Gegend von Cassel in die Wetterau geflüchtet, und nannte sich damals Kelter. Sein Mensch war in Fritzlar verhaftet. Er ist ein großer, starker Kerl, in den 30er Jahren, hat braune Haare, graue Augen, etwas aufgestutzte Nase, Mund mit aufgeworfenen Lippen und ein frisches Gesicht.  Wahrscheinlich ist er ein Sohn des in Marburg  hingerichteten Stumpfhannes und ein Bruder des kleinen Justus. Mit Letzterem wurde er öfters zusammen gesehen.

Bei obigem Diebstahl brachen die Diebe durch das Fenster in das Haus der Daniel Winns Witwe. Das Gestohlene bestand in 1 schwarzen Rock und Mutzen, 1 Manns Hemd und zugeschnittenem Tuch zu dergleichen, 2 Weibshemden, 1 Halstuch, neuem Zwilch zu einer Decke, 1 Bettvorhang, und einigen Kleinigkeiten. Der Wert ist auf 18 fl. eidlich angegeben. Inquisitens Beischläferin erhielt eines von den Hemden.

44.) Einbruch zu Lehnheim mit Vergiftung des Hofhundes. Juli 1809.

Wert des Gestohlenen 65.fl. (S. das Nähere XXXIV.n. 17.)

45.) Diebstahl von Kühhäuten mit Einbruch, zu Münzenberg

Teilnehmer:  Schoden Heinrich

Dieser Diebstahl, welcher den Juden Joseph Katz zu Münzenberg betraf, geschah um Ostern 1810. Die Diebe brachen in dessen Scheuer ein. Sie entwendeten daraus von einer Quantität Kühhäute 6-7 Stück der besten. Ihr Wert beträgt wenigstens 45 fl.

Merkwürdig ist folgende Angabe Anschuhs. Er sagt, alle Juden in Münzenberg seien kochem. Der einzige Joseph Katz mache eine Ausnahme. Eben um deswillen hätten sie ihn bestohlen. Der Anstifter sei der Jude H** A** in Münzenberg. Dieser tugendsame Hebräer hatte sich auch angeblich zum Abkauf der Häute erboten. Sie brachten ihm solche; doch traute er nicht, sie zu behalten. Sie schleppten sie daher nach Beyernheim zu dem Wirt Wilhelm M**ch. Bei diesem hatte Schoden-Heinrich seine Niederlage. Der Jude B*r aus Beyernheim wurde herbeigerufen, besah in M* s Scheuer die Häute, kaufte sie, und bezahlte das Stück zu 2 fl. Der Eidam des Wirts, Ph* G*ck, kaufte ebenfalls eine Haut um denselben Preis. Nach eidlicher Angabe des Bestohlenen, galt ihm das Paar von den Häuten, welche die Diebe übrig ließen, noch 6 Laubthaler.

46.) Vorgehabter, aber durch Zersprengung der Bande vereitelter großer Raub in der Gegend von Gelnhausen. Ende Juni 1809. (S. XXXIV. 4.)

47.) Tentierter Straßenraub zwischen Neustadt und Trais (S. XXXIV. 3.)

48.) Einbruch zu Lumda, A. Grünberg, und mißglückter Kessel-Diebstahl daselbst.

Um Weihnachten 1808 brach Inquisit mit dem unter n. 43. bemeldeten Heinrich (Baum oder Keller) bei dem Einwohner Joh. Heinrich Sauer zu Lumda durch den Stall in das Haus. Sie trugen den mit Wasser gefüllten Waschkessel hinweg; durch das Ausleeren desselben wurden aber die Hausleute munter. Diese setzten den Dieben nach, und nötigten sie, ungefähr 40 Schritte vom Haus den Kessel im Stich zu lassen. Wert 12 fl.

49.) Tentierter Braukessel-Diebstahl zu Oberwiddersheim(S. XXXIV. 18.)

50.) Beraubung einer Schäferhütte bei Lich. Den 16ten November 1808.

Teilnehmer:

  • Heiden Peter
  • Caspar Huthmann

Ein Teil der Wetterauer Bande hatte auf dem Mühlsächser Hof und dem dabei befindlichen Hirtenhaus übernachtet. Sie gingen vor Tag aus, um etwas zu erhaschen. Mehrere unter diesen, nämlich Schoden-Heinrich (XLIII.), Steininger (XXXIII.) und Zunder-Albert, beraubten einige Juden aus Lich, welche mit Waren nach Grünberg zogen, um den dortigen Markt zu besuchen. Anschuh, Heiden-Peter und Huthmann waren für sich allein gegangen, doch, wie sie sagen; ohne an dem Straßenraub Teil zu nehmen. Unterdessen hatte das Angstgeschrei der Juden den Stadt-Schäfer Joh. Heinrich Förster bewogen, seinen Pferch zu verlassen. Dies sahen die bemeldete drei Diebe, welche sich in einiger Entfernung von den Andern befanden. Sie eilten nach des Schäfers verlassenen Hütte, erbrachen sie und entwendeten daraus 1 Pistole, für 6 kr. Schießpulver, 2 bleierne Kugeln, 2 alte Wamser, 2 alte Teppiche und 1 Paar Handschuh. Der Wert ist – das Blei nicht mitgerechnet – zu 4 fl. 14 kr. eidlich erhärtet. Pistole, nebst Zubehör, brauchten sie in der Folge.

51.) Beraubung einer Schäferhütte bei Reiskirchen.

Dieses Verbrechen hat Inquisit allein verübt; es geschah ungefähr 4 Wochen vor dem Vorhergehenden. Das Entwendete war ein altes Bett, welches er den Hirtenleuten auf dem Mühlsächser Hof verkaufte. Der Eigentümer hatte sich an den Amtsdiener gewandt; und diesem das Bett genau beschrieben. Als auf Verordnung des Amtes, bei Gelegenheit des in voriger Nummer erwähnten Straßenraubs und Schäferhütten-Plünderung eine Visitation auf dem Mühlsächser Hof, wo die Bande gelegen, angestellt wurde, – fand sich dieses Bett wieder, und der Bestohlene erhielt es zurück. Es ist durch Sachverständige zu 4 fl. taxiert worden.

52.) Diebstahl von 2 Stückchen leinen Tuch auf der Glaubzahl, einem Hof bei Borstorf, A. Schotten. 1808.

Teilnehmer: Ernst Görz aus Södel. Das Tuch wurde von der Bleiche gestohlen. Sein Wert ist auf ungefähr 8 fl. gewürdigt.


Am 13ten Juli 1812 wurde diese sehr weitläufige Untersuchung geschlossen. Den 15ten desselben Monates wurden die Untersuchungs-Akten an Großherzogl. Hofgericht eingeschickt. Die eigentliche Untersuchungs-Akten gegen Anschuh betragen IX starke   oder Bände. Mitgeschickt wurde I weiterer Band Akten, seine Beischläferin betreffend. Dem Urteil sieht man entgegen. Ungefähr 15 Bände Akten gegen viele von Anschuh und Konsorten angegebene Abnehmer und Beherberger der Bande wurden einige Tage früher eingesandt.