Aktenmäßige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabunden-Gesindel, sowie von einzelnen professionierten Dieben, in den Ländern zwischen dem Rhein und der Elbe – Karl P. Schwencken, 1822
Inhalt
1. Adler, Jacob, aus Heiligenstadt
Signalelement
Ist 52 Jahre alt, 5 Fuß 2 Zoll groß, hat rötliche Haare und Augenbraunen, braune Augen, hohe Stirn, lange Nase, großen Mund, gewöhnliches Kinn, längliches Gesicht, gesunde Gesichtsfarbe. Er entwich, als im Herbst 1813 Cassel von russischen Truppen besetzt wurde, mit einer großen Anzahl anderer Sträflinge aus dem dortigen Stockhaus, wohin er in Heiligenstadt wegen gewaltsamen Diebstahls auf 7 Jahre verurteilt worden war und wurde späterhin mit Steckbriefen verfolgt.
2. Adler, Johannes, aus Heiligenstadt
Signalelement
Ist 60 Jahre alt, 6 Fuß groß, hat dunkelbraune Haare und Augenbraunen, graue Augen, lange Nase, gewöhnlichen Mund, gewöhnliches Kinn, rundes Gesicht, gesunde Gesichtsfarbe. Ist ebenfalls im Herbst 1813 aus dem Stockhause in Cassel, wo er sich wegen Diebstahls auf 15 Jahre befand, entwichen.
3. Ahnepohl, Heinrich Wilhelm, aus Paderborn
Signalelement
Ist 48 Jahre alt,5 Fuß 7 Zoll groß, hat dunkele Haare und Augenbraunen, graue Augen, lange Nase, gewöhnlichen Mund, rundes Kinn, längliches Gesicht, starken Bart. War wegen Diebstahls auf unbestimmte Zeit zu den Eisen verurteilt, entwich aber gleichfalls im Herbst 1815 aus dem Stockhause zu Cassel.
4. Althans, Christian, aus Nordhausen
Signalelement
*Ist 34 Jahre alt, 5 Fuß 4 Zoll groß, hat braune Haare, lange Nase, großen Mund mit aufgeworfenen Lippen. Ist auf einem Auge blind. Er befand sich im Jahr 1811 wegen Diebstahls in dem Stockhause zu Cassel, entwich aber im May 184 daraus, wurde im Dezember 1814 wieder eingefangen und im Januar 1816 begnadigt.
5. Amalie, N. N. vulgo Male
Signalelement
Sie ist 33–40 Jahre alt, dick und groß von Statur, hat blonde ins weißliche fallende Haare, ein rundes glattes Gesicht. Sie war sonst die Zuhälterin des Mathias N. N. (No. 651). Sie hat eine Mutter, welche nahe an die 60 Jahre alt, groß und mager ist, blonde Haare und ein längliches Gesicht hat, Taback raucht und ehemals mit Liedern handelte. Ihr Ehemann oder Zuhälter war ein Diebesgenosse des Theodor Unger (No. 84 d. V.) und seinen Kameraden unter dem Namen, der Mecklenburger Schuhmacher bekannt.
6. Andreas N. N. vulgo Zigeuner Andreas
Signalelement
Er ist ungefähr 50 Jahre alt, klein und untergesetzt von Statur, hat schwarze Haare, Blatternarben im Gesicht, schwärzliche Gesichtsfarbe. Spricht gebrochen deutsch. Er war ein Genosse des Nicolaus Hammer (No. 351) mit dem er unter anderen einen Bettdiebstahl zu Wemmern (1844) und einen Kirchendiebstahl zu Wiesenfeld bei Heiligenstadt (Sept. 1804) verübt hat.
7. Andreas N. N. vulgo Schleifers Andres.
Signalelement
Er ist ungefähr 60 Jahre alt, etwa 5 Fuß 6 Zoll groß, untersetzter Statur, hat schwarze Haare, aufgeworfene Lippen und rundes Kinn. Er zog ehemals als Scherenschleifer vornehmlich im Würzburgischen umher, hatte eine Frau mit zwei Söhnen bei sich und stand mit dem dortigen Gaunergesindel in Verbindung.
9. Appelius, Johann Nicolaus, vulgo Trautels Hannes, angeblich aus Langenau (Bayreuth) gebürtig
Signalelement
Er ist einige und 60 Jahre alt, klein von Statur, hat schwarze Haare, dicke Nase, aufgeworfene Lippen, rundes Kinn. Eine Tochter von ihm ist Catharina Elis, Zuhälterin des J. H. W. Burghard (No. 154.) Außerdem hatte er im Jahr 1810 vier noch unerwachsene Kinder. Er zog ehemals, vornehmlich im Sächsischen und in der Gegend von Römhild, umher, schnitzte Pfeifen, handelte mit Schwamm, und ging mit anderen Gaunern auf den Diebstahl aus (a).
(a) Beschreibung der Grabfelder Räuberbanden. Coburg 1810. S. 12 und 13.
10a. Arnheim, Wilhelm von
Signalelement
Er ist 40 – 50 Jahre alt, mittlerer Statur, verwachsen, und geht etwas gebückt. Er war früher Handlungsdiener, soll auch unter dem holländischen Militär gestanden, und mehrere Wunden haben; schreibt eine gute kaufmännische Hand. Er führt eine Frauensperson von 22–24 Jahren bei sich, welche im Jahr 1819 schwanger war. Er beging im genannten Jahr zu Emmerich, Duisburg und Ruhrort mehrere betragliche Betrügereien mittelst Verkaufs falscher Wechsel, und wurde deshalb vom Inquisitoriat zu Werden verfolgt. Im Jahr 1814 stand er mit Joh. Ph. Lappe (No. 582) in Verbindung.
10b. Arnhold (Adam) aus Rende. (Kurhessen)
Er ist 27 Jahre alt und saß im Jahr 1816 als Landstreicher in Cassel, wo ihm das fernere Vagabundiren bei Strafe untersagt und er in seine Heimatgeschickt wurde.
11. Apel, Johannes, aus Meckbach. (Kurhessisch)
Er ist 35 Jahre alt, und verbüßt seit dem May 1814 in Ziegenhain eine ihm wegen Diebstahls zuerkannte lebenslängliche Eisenstrafe.
12. Aubel, Heinrich, auch Hüttel genannt, aus Cassel
Dieser früh gereifte Missetäter wurde schon als Knabe von 15 Jahren, wegen wiederholter mit vieler Gewandtheit verübter Diebstähle, im Dezember 1814 zu Cassel zu einer dreimonatlichen Zuchthausstrafe und körperlicher Züchtigung verurteilt. Im September 1815 ward ihm wegen gleicher Verbrechen eine einjährige und im Mai 1817 eine 5jährige Zuchthausstrafe zuerkannt. Er ist ein uneheliches Kind der Marthe Elisabeth Aubel, verehelichte Hüttel, in Cassel und gegenwärtig 20 Jahr alt.
13. Auci (Louise) aus Gieboldehausen bei Grene
38 Jahr alt, befand sich im Jahr 1811 als Diebesgenossin des Erdmann (No. 220) zu Wolfenbüttel in Untersuchung.
14. Auerbach, Jacob, aus Pfiefe, kurhessischen Amts Spangenberg
Ist 34 Jahr alt und kommt als Genosse von Gaunern vor. Im Januar 1809 erhielt er wegen Diebstahls in Eschwege eine 14tägige Gefängnisstrafe und einige Zeit nachher in Hersfeld eine Zuchthausstrafe zuerkannt.
15. August N. N. vulgo Granatenscheißer genannt
Er lebt mit berüchtigten Spitzbuben in Gemeinschaft und hat namentlich im Oktober 1805 mit Herrmann Kreutz (No. 49 d. V.) und Nicolaus Müller beim Kaufmann Keidel in Gandersheim einen Diebstahl verübt. Sein Signalement ist unbekannt.
16. Aust (Meyer) auch Meyer Marir oder Marix Meyer genannt
Er ist schon ziemlich bejahrt und kleiner Statur, hat greise Haare und starken Backenbart, pflegt sich gut zu kleiden. Er gibt sich für einen Kaufmann aus, ist aber ein Erzbetrüger. Im Jahr 1815 hielt er sich eine Zeitlang in Hamburg auf, stand nachher mit Joh. Philipp Lappe (No. 682) in Verbindung, mit welchem er auch in Braunschweig und an andern Orten verschiedene Betrügereien mittelst falscher Papiere verübte, und sodann, um nach Frankfurt zu reisen, durch Cassel kam. In früherer Zeit war er in London, wo damals ein Bruder von ihm, Wolf Aust, als Diamantenschleifer wohnte.