vulgo Hölzerlips
„Holzer Lipps, 30-32 Jahre alt, schlank gewachsen, ohngefähr 5 Schuh 6 Zoll groß, Eselsgraue Haare auf Bauernsitte geschnitten, gewöhnlicher Stirn, weißlichten Augenbrauen, grauer Augen, lange Nase, mittelmäßigen Mund, weißlichten Bart, runden Kinns, mittelmäßigen Gesichts, von rother Farbe; trägt bei sich eine lederne Kappe mit Pelz besetzt, eine rothgestreifte baumwollene Weste, mit zwei Reihen kleinen gelben Knöpfen, ein Paar lange Hosen vom nämlichen Zeug, ein Wames von Farbe wie Kümmel und Salz, baumwolen Zeug, läuft baarfuß.„
Georg Philipp Lang wurde am 7. Oktober 1776 in Rod am Berg (älteste Ortsteil von Neu-Anspach im südhessischen Hochtaunuskreis) geboren. [1]
Im Jahr 1729 kommt Rod am Berg zum Amt Usingen und gehört zum Fürstentum Nassau-Usingen, mit der Reformation wurde Rod am Berg lutherisch.
Seine Eltern Nicolaus Lang und Felicitas Maria geb. Hofmann waren Vaganten. Damit war auch seine Biographie bereits vorherbestimmt. Er musste früher oder später in Konflikt mit den Behörden geraten. Allerdings war seine „Karriere“ als berüchtigter Räuber einer Odenwald-Spessart-Bande noch nicht abzusehen.
Von seinem Vater bekam er das notwenige Rüstzeug für das Leben auf der Straße. Nachdem er auf eigenen Gaunerfüßen stehen konnte, nahm er sich eine Frau bzw. Beischläferin . Mit ihr hatte er zwei Kinder. Die Existenz einer Familie veranlasste ihn, einem „ehrlichen“ Gewerbe nachzugehen. Er verkaufte Holzwaren, was ihm das Vulgo „Hölzerlips“ einbrachte. Als wandernder Händler wurde er von einer Streife aufgegriffen und wegen Landstreicherei arretiert. Ohne vorher mit Räubern in Kontakt gewesen zu sein, jedenfalls nach seinen Angaben, vollzog sich im Gefängnis der Wandel zum Gewaltverbrecher . Während dessen ließ sich seine Frau mit einem anderen Gefährten ein und brannte mit diesem durch. Sie gab später zu Protokoll, dass Hölzerlips sie des öfteren misshandelt und sie ihn deshalb verlassen hätte. Hölzerlips nahm sich eine neue Beischläferin und begann seine Laufbahn als Räuber. Die neue Frau Langs wurde in Darmstadt zusammen mit den gemeinsamen beiden Kindern gefangengesetzt, worauf er sich eine weitere nahm.
Bis zu seiner Festnahme 1811 wurden ihm fünfzehn Fälle von Straßenraub und 21 Fälle von Einbruchdiebstahl im südhessischen Raum vorgeworfen. Sein letzter großer Coup war der Überfall auf eine Kutsche an der Bergstraße im Großherzogtum Baden, zwischen Laudenbach und Hemsbach, dem zwei Schweizer Kaufleute zum Opfer fielen. Einer von ihnen starb wenige Tage später an den Folgen seiner sich dabei zugezogenen Verletzungen. Hölzerlips und seine fünf Komplizen flohen in den hessischen Odenwald. Ein Botenjunge, der den Überfall beobachtet hatte, verständigte sofort die Behörden. Diese wurden auch umgehend tätig. Eine groß angelegte überterritoriale Polizeiaktion brachte den Erfolg. Alle sechs Räuber wurden an den verschiedensten Orten in Odenwald und Spessart festgenommen.
[1] Taufregister 1708-1807, Rod am Berg, Dekanat Usingen
Straßenräubereien:
Straßenraub zwischen Hemsbach und Laudenbach
Straßenraub bei Mosbach. No. I
Beraubung des Handelsmann Schlink von Bensheim. No. II
Beraubung der Bauernwagen bei Frankfurt. No. III
Straßenraub beim Bastelshof No. IV
Straßenraub bei Gelnhausen No. VI.
Straßenraub im Königsteiner Walde No. X.
Beraubung enes Fuhrmannskarren auf der neuen Herberge No. XI.
Raub bei Aschaffenburg auf der Spessarter Straße No. XII.
Todschlag des Zahnfranzen Hennerle (Heinrich Delis) No. XXXIV.
Straßenraub bei Dörnigheim No. XXXV.
Straßenraub im Büdinger Walde No. XLIX.
Beraubung zweier Metzger im Königsteiner Walde No. LXI.
Beraubung eines Reuters No. LXII.
Beraubung zweier Juden im Walde bei Hainichen No. CXL.
Einbrüche und Diebstähle
Zinndiebstahl zu Berkersheim. No. XVI.
Diebstahl in der Ziegelhütte zu Somborn. No. XX.
Diebstahl zu Oberschönmattenwaag. No. XXI.
Einbruch in das Lagerhaus zu Miltenberg. No. XXXIX.
Zinndiebstahl zu Ostheim. No. XL.
Zinndiebstahl zu Vilbel. No. XLI.
Versuchter Diebstahl zu Niedereschbach. No. XLII.
Zinndiebstahl auf einem Hofe bei Frankfurt. No. XLIV.
Zinndiebstahl zu Preungesheim No. XLV.
Zinndiebstahl zu Burgg äsenroth No. XLVI.
Eisendiebstahl zu Okstadt bei Friedberg. No. L.
Entwendung eines Brandweinkessels zu Sprendlingen. No. LI.
Diebstahl zu Messel. No. LIV.
Diebstahl zu Keuchen, Amts Büdesheim. No. LXXIV.
Einbruch zu Wilhelmsbad bei Hanau. No. LXXXV.
Einbruch zu Hettenheim. No. LXXXVI.
Einbruch zu Mittelgründau. No. CXXVI
Ziegendiebstahl zu Ilbenstatt. No. XCI.
Diebstahl zu Niederroth. No. CXXVII.
Nach dem Raubüberfall in Hemsbach kam es zu einer grenzüberschreitenden Fahndung in Baden und Hessen, in deren Verlauf der Kern der Bande sowie viele andere Gauner gefangen genommen wurden. Hölzerlips ging der Polizei in Gelnhausen ins Netz.
Georg Phillip Lang wurde am 31. Juli 1812 kurz nach 12 Uhr auf dem Marktplatz in Heidelberg öffentlich zum Tod verurteilt (gemeinsam mit Schütz, Krämer und Österlein). Danach transportierte man die vier weißgekleideten zum Tode verurteilten Männer auf dem Schandkarren durch die Hauptstraße zum Richtplatz vor der Stadt, wo sie auf dem Schafott des Scharfrichters ihr Leben verloren. Die Leichen gelangten ins Anatomische Institut der Universität Heidelberg.