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Jonas Hoos

Jonas Hoos

Signalement

Er ist 28 Jahre alt, 5 Fuß 3 Zoll 3 1/2 Strich groß, reformierter Religion, stark, untersetzt, ziemlich proportioniert. Hat schwarzbraune Haare und Augenbraunen, gleichfarbigen schwachen Bart und Backenbarte, runde gewölbte Stirn, hellgraue in das bläuliche fallende Augen, mittelmäßig große gewöhnliche Nase, Mund von mittelmäßiger Größe mit aufgeworfener herzförmig gezogener Oberlippe, rundes etwas vorstehendes Kinn, ovale Gesichtsform, gewöhnliche Farbe, vollkommenes Gesicht mit etwas starken Backenknochen und einigen Blatternarben, trägt die Haare über die Stirne geschnitten.

Schicksal

Sein Vater, Conrad Hoos, war ehedem ein angesehener Bauer, und sogar Greve (Schultheiß) in dem Geburtsort, wurde aber, (warum? ist unbekannt) abgesetzt. Die Mutter des Inquisiten starb früher, als sie zu seiner Erziehung beitragen konnte. Nach achtjährigem Witwenstand heiratete der Vater aufs Neue. Dies missfiel dem Knaben; er gibt überdies vor, dass ihn die Stiefmutter stiefmütterlich behandelt habe. Schon im 9ten oder 10ten Jahre verließ er die Heimat und begab sich nach Jesberg in eine Wirtschaft. Hier diente er den Fuhrleuten. Alle Woche einmal holte ihn anfänglich der Vater ab. Der Bube tat aber nicht gut, und entlief immer wieder. Weil dieser die Stiefmutter nicht leiden konnte, tat er ihn nun zu Verwandten in ein anderes Haus. Hier hielt der Knabe zwar eine Zeit lang aus, und genoss notdürftig den Unterricht der Schule. Sobald er aber konfirmiert war, entlief er auf immer. Er ging nunmehr mit den Fuhrleuten auf Reisen. So sah er nach und nach beinahe alle Städte Deutschlands. Er kam selbst nach Danzig. Seine Rohheit wurde wohl abgeschliffen, und die Gabe der Verstellung wurde ihm eigen; Ehrfurcht aber für das Eigentum Anderer, Gewohnheit zur Ordnung und häuslichem Leben, diese Eigenschaften waren es nicht, die er bei Fuhrleuten lernte. Mächtig fühlte er dagegen mehr herangewachsen, den Trieb, Independent zu sein. Diesen zu befriedigen, gesellte er sich bald zu einer liederlichen Dirne. Angelica Krämerin, so heißt sie, aus echtem Gauner-Geschlecht, wurde seine erste Beischläferin. Er zog mit ihr auf dem Land umher und sammelte Lumpen. Durch sie, und die ergriffene Lebensart, geriet er bald in nähere Bekanntschaft mit Gaunern. Haarbacher Hannes war es, der ihn vollends in das Kochemer-Leben einführte. Und nun war seine Räuberlaufbahn betreten.

Am 22ten August 1807 wurde er, wegen eines zu Mornshausen, an J. Adam Joachim, seinem Wohltäter, verübten Einbruchs, zum ersten Mal in hiesiges Stockhaus gebracht. Am 23ten Nov. wurde er deshalb zu achtmonatlicher weiteren Zuchthaus-Strafe und demnächstiger Landesverweisung verurteilt, und den 22ten Juli 1808 nach verbüßter Strafe entlassen. Schnell vergaß er alle ihm zum Guten gegebene Ermahnungen. Sein erster Ausflug war der in eine Räuberherberge. Hier, auf der Mardorfer Zügelhütte, traf er gleich Mehrere von seiner Gesellschaft. Auch Angelica Krämerin, die früher als er losgekommen war, fand er hier. Allein er verstieß sie, wahrscheinlich aus Jalousie, oder aus Rachsucht, weil sie durch ihr Geständnis zu seiner Überführung und Bestrafung gewirkt hatte. Sie hing sich nun an Ludwig Funk und Er an Elisabetha Reinung. Diese verstandige Dirne war ehedem die Zuhälterin des berüchtigten Räubers Hunds-Velten (Valentin Bröschler) welcher im Jahr 1807 von seinen Kameraden, im Zwist über die Teilung eines Raubes, auf dem Wannhof, Amt Ulrichstein, ermordet worden.

Am 23ten Dec. 1808 wurde Inquisit zum 2ten mal zum Stockhaus eingeschickt. Er war in den neu akquirierten v. Riedeselischen Gerichten ergriffen, und zuerst mit der Warnung das Land zu meiden entlassen, gleich darauf aber von neuem in Gesellschaft gefährlicher Räuber ertappt worden. Er saß bis zum 9ten April 1810, wo ihm, in Gemäßheit Urteils vom 5ten ejusdem, der bisherige Arrest, wegen gebrochener Urphede und fortgesetzten Vagabunden Lebens zur Strafe angerechnet wurde, und seine abermalige Entlassung, unter nochmaliger Landesverweisung und Androhung noch härterer Strafe im Wiederbetretungs-Fall, erfolgte. Auch diesmal wurden ihm die dringendsten Ermahnungen zu Ergreifung einer andern Lebensart, so wie eine Unterstützung an Geld zu seiner augenblicklichen Forthülfe, mit auf den Weg gegeben. Er versprach Alles, hielt aber Nichts. Von diesem Augenblick an vermehrte sich vielmehr sein Eifer zu Begehung von Verbrechen. Überall gefürchtet und berüchtigt, wurde er endlich am 17ten Sept. 1810 auf Veranlassung des Beamten zu Burggemünden von neuem eingezogen. Er hatte eben auf der Werners-Mühle bei Zeilbach, Großherzogl. Hessischen Patrimonial-Gerichts der Freiherrn von Riedesel zu Oberohmen, einen Diebstahl begangen. Schon einige Wochen früher saß zu Burggemünden Elisabetha Reinung, seine 2te Beischläferin. Durch sie war über seine Vergehen einiges Licht verbreitet worden. Er tat alles Mögliche, um sie mit Gewalt zu befreien. Allein sein Vorsatz scheiterte an der Wachsamkeit des Beamten und der Stärke der Bewachung. Racheschnaubend hatte er gedroht, alle seine Kameraden zu sammeln, um sie auf dem Transport nach Gießen dem sie bewachenden Militär zu entreißen. Sie war aber weggebracht worden, ehe er seine Drohung ausführen konnte. Nun wollte er Erkundigung einziehen über ihre Geständnisse. Er schwur, – dies beweisen Zeugen, – den Beamten zu Burggemünden, und seinen Bruder den Criminalrichter, wegen der scharfen Untersuchung, zu ermorden. Allein eben diese törichte Pläne stürzten ihn in das Verderben. Statt die dortige Gegend zu meiden, wo er überall gekannt war, und wo Land – Dragoner und Spionen stündlich auf ihn lauerten, fesselten sie ihn vielmehr daran. Seine Rachsucht und Leichtsinn ließ ihn alle Sorge für persönliche Sicherheit vergessen. Und doch wäre er vielleicht dem Verrat entgangen, hatte er schonender wenigstens mit denen verfahren, die ihn beherbergten. Allein diesem Menschen war selbst Gastfreundschaft nicht heilig, und ganz gegen die auf Klugheit gegründete Regel der Bande, schonte er selbst diejenige nicht, bei denen er Quartier und Zuwandel hatte. Die erste Gelegenheit sie zu bestehlen war ihm die liebste. Beweise hiervon liefern die Diebstähle zu Storndorf, und die von Mornshausen und auf der Werners-Mühle, welche beide seiner ersten und letzten Arretierung kurz voran gingen. In Burggemünden gestand Inquisit eine Menge Verbrechen, die er früherhin hier wiederrufen hat. Dagegen traten einige andere wichtige Diebstähle, namentlich die zu Friedberg, Bärstadt und Haarbach, denen man hier erst auf die Spur kam, an deren Stelle. Die meiste Arbeit machten seine Denunziationen wegen Diebshehlerei und Abnahme gestohlener Sachen, welche etliche und zwanzig nicht unbedeutende Nebenuntersuchungen veranlassten. Unter grinsendem Lächeln weidete er sich mit innigem Seelen – Vergnügen bei Konfrontationen an der Verlegenheit Anderer, worin er sie brachte. Mit Frechheit sagte Er ihnen Alles in das Gesicht und doch nahm er im Juli v. J., mit den früheren Bekenntnissen seiner meisten Verbrechen, auch den größten Teil jener Denunziationen zurück. Wahrscheinlich machte ihm nun die Vorstellung Freude, seine Richter in Verlegenheit zu bringen. Auch bei der Konfrontation mit den auf der Kuhmark beraubten Juden brach er in wohlgefälliges Lächeln aus, als diese die Drangsal und Misshandlungen erzählten, die sie durch ihn und seine, nun größtenteils in Marburg hingerichtete Kameraden, erlitten hatten.

Während seines Arrestes im hiesigen Stockhause machte er mehrere Versuche zum Durchbrechen, die aber immer am Ende der Ausführung misslangen. Das Eine mal deckte er im Angesicht zweier Schildwachen das mit Schiefern gedeckte Dach seines Abtrittes ab, um daraus zu entfliehen. Das Andere mal hatte er die Mauer durchbrochen. Nach dem Misslingen dieser verschiedenen Versuche, welche ihm geschärfte Züchtigungen zuzogen, machte er mit anderen Verbrechern ein Komplott, um sicherer seinen Zweck zu erreichen. Wirklich fehlte nur wenig an der völligen Ausführung, und wahrscheinlich hat man das Misslingen bloß einem Zufall zu verdanken. Fast alle Gefangene von den Räuberbanden waren mit in das Komplott gezogen. Zwei der neuen Gefängnisse waren unter dem Schlafzimmer der Arbeiter angelegt. Von diesen waren einige einverstanden. Sie machten sich eine Communication mit den Inquisiten der unteren Gefängnisse, und reichten ihnen durch ein in dem Fußboden und dessen Decke angebrachtes Loch Diedrichs und andere Instrumente, so sie von Kammzinken, Fenstereisen usw. geschmiedet hatten. Nun brach einer von ihnen durch den Ofen aus, auf den unteren Gang des Stockhauses. Hier öffnete er eine Türe nach der andern. Schon waren die meisten Gefängnisse offen, und die Halbbefreite warteten auf den Augenblick, wo die grade vor der Wachtstube befindliche verschlossene Gangtüre durch den Verwalter geöffnet wurde. Jonas Hoos hatte die Rolle übernommen, mit einer aus einem Ofenloch gezogenen Holzspalte hinter dem Türpfosten auf den Verwalter zu lauern, und ihn beim Eintritt unversehens niederzuschmettern. Dann sollten alle Übrige nachstürmen, die Wache sollte überwältigt und nötigenfalls mit Messern, die sie aus Tür- und Fensterblechen geschliffen und mit hölzernen Stielen versehen, ermordet werden. Hierauf hatten sie sich des geladenen Gewehres bemächtigt, und so mit bewaffneter Hand die Tore oder Stadt- Gräben forciert.

Noch war aber der Augenblick nicht gekommen, wo der Verwalter visitieren ging; noch war eines der am festest verwahrtesten Gefängnisse zu öffnen. Zu diesem saß, neben Mitgliedern der Bande, ein erst vor kurzem eingebrachter Bauer, der noch an demselben Tage in eine Gefangenstube gesetzt werden sollte. Diesem Manne, der durchaus kein Interesse hatte, an dem Komplott Anteil zu nehmen, in das man ihn ziehen wollte, wurde es, als die Andern von außen an der Eröffnung seines Gefängnisses arbeiteten, bange. Er machte daher Lärmen, rief der Schildwache zu und wurde glücklich vernommen, ob ihn gleich diejenige, so bei ihn gesperrt waren, durch die Drehung, ihn zu morden, bald zum Stillschweigen brachten. Mit Vorsicht öffnete nun der Verwalter die Gangtüre des Stockhauses. Die alarmierte Stockhaus-Wache drang sogleich mit aufgepflanztem Bajonett hinein, und gescheucht durch diesen Überfall, krochen die Räuber, die größtenteils sich ihrer Ketten entledigt hatten, zurück in ihre Löcher.

Nach Publikation des Todes-Urteils setzte man den Inquisiten allein in ein Loch und ließ ihn aufschließen. Vorher war er genau visitiert worden. Dennoch fand man nach einigen Tagen ein scharfes Messer bei ihm, wodurch er sich wahrscheinlich abermals einen Ausbruch bereiten wollte. Er gab vor, solches von der Schildwache, die seit dem vorigen Komplott auf Veranlassung Großherzoglicher Regierung in den unteren Gang des Stockhauses gestellt worden war, durch die Klappe erhalten zu haben. Dies aber konnte bis jetzt nicht erwiesen werden.

Charakter

Dieser Mensch ist im höchsten Grad leichtsinnig, aufgeblasen, stolz, feig, grausam und schadenfroh; dabei besitzt er eine gewisse Biegsamkeit und äußere Politur, wodurch er das Schändliche seines Charakters vor denjenigen, die ihn nicht genau kennen, täuschend zu verbergen weiß. Oft sah man ihn in demselben Moment vom Weinen zum ausgelassenen Lachen übergehen. Sein höchster Genuss besteht in der Freude über das Unglück Anderer. Die Geschichte seiner Verbrechen und Untersuchung liefert die Beweise. Die fürchterlichsten Drohungen tat er, nach Zeugen -Aussagen, über die Arretierung seiner Konkubine; in demselben Augenblick überließ er sich alles vergessend dem Taumel ausgelassener Freude. Es war auch durchaus nicht Liebe, was ihn für sie portierte; denn während seines Arrestes fragte er nach ihr mit keiner Silbe. Selbst als sie, nach der Verurteilung, in das Zuchthaus nach Rockenberg abgeführt wurde, trug er kein Verlangen, sie zu sprechen. Grausam und prahlend mit seinen Taten gegen Andere, immer die Rolle eines Anführers affektierend, hielte er feig genug keine Züchtigung von 2 Schlägen aus, ohne zu winseln. Verschwenderisch war er, wenn er Geld hatte; in wenigen Wochen war auch der beträchtlichste Raub schon vergeudet. Bei seiner letzten Arretierung waren noch keine 3 Wochen verflossen, dass er mit fünf Kameraden über 30 Carolins allein an barem Geld auf der Kuhmark geraubt hatte. Doch hatte er schon damals nichts mehr davon übrig, und er musste zu erbärmlichen kleinen Diebstahlen seine Zuflucht nehmen.

Neben ihm in dem Stockhaus saß ein Mitgefangener, namens Anschuh. Der untersuchende Richter hatte sein Gewissen gerührt; auch hatte Anschuh eben eine große Reihe schwerer Verbrechen bekannt, und Furcht für der Strafe ängstigte seine Seele. Zurückgeführt in das Stockhaus fieng er laut zu beten an. Hoos, der dies hörte, trieb seinen Spott mit dem geängsteten Verbrecher. Den Freigeist affektierend, verwies er ihm seinen Aberglauben: „Noch nie hab ich gebetet.“ fuhr er fort „und doch hat mich der Teufel nicht geholt. Ich bin zwar zum dritten Mal hier im Stockhaus, ich will aber auch, ohne Gebet, zum dritten Mal meine Freiheit erlangen. Dann soll das Kochemer- Leben erst von vorne angehen. Es ist wahr, ich war ein Kerl wie ein Teufel. An fünfzehn Bauernhäusern habe ich in einer Nacht den Einbruch versucht. Komm ich aber wieder los, will ich die Kunst anders treiben. Die Bauern sollen nichts damit ausrichten, dass sie ihre Hauser zu verbohlen anfangen.“ – Freilich hat man diese Reden nur aus der Anzeige anderer Verbrecher, die neben ihm saßen; er selbst ist solcher nicht geständig. Allein sie sehen ihm, wie wir wissen, ähnlich, und die es anzeigten, gaben uns in jeder andern Hinsicht unzweideutige Proben besonderer Aufrichtigkeit. – Als Inquisit, nach Bekanntmachung seines Todes-Urteils in ein leeres Gefängnis getan worden, bat er anderen Tages dringend, ihm Gesellschaft zu geben „damit ihm die Zeit nicht so lang würde.“ Man riet ihm, seine Gedanken auf Besserung seines Herzens, auf Gott und Ewigkeit zu lenken. Man stellte ihm vor, zu bedenken, es sei doch möglich, dass einem solchen Verbrecher, wie er sei, im Weg der Gnade, den er zu betreten sich entschlossen, nicht geholfen werde, und ihn dann nichts weiter, als eine beruhigende Aussicht jenseits des Grabes trösten könne. Man eröffnete ihm, dass man dieses alles zu seinem eignen Besten wünsche, und dass man ihm den Rat und Trost eines Geistlichen, wenn er ihn verlange, verschaffen werde. – Dergleichen Äußerungen und Ermahnungen schienen aber nicht nach dem Geschmack des Inquisiten zu sein. Er machte zwar große Augen, als man die Idee in ihm weckte, dass er vielleicht nicht begnadigt werden könne, und kleinmütig fiel er auf die Knie, um für sein Leben zu bitten. Alles übrige aber achtete er nicht. Er ließ alles, was man ihm deshalb sagte, unbeantwortet, – und ebenso machte er es folgenden Tages, als man ihm diese Äußerungen wiederholte. Selbst da der Stockhaus-Geistliche aus freien Stücken ihn besuchte, war derselbe nicht im Stand, Reue und Gefühl für Religion und Moralität, oder den Glauben an Gott und ein anderes Leben, in ihm zu wecken. Er war nicht vermögend, den Leichtsinn den dieser Mensch, bei grenzenloser Feigheit besitzt, zu erschüttern.

Verbrechen


Den 7ten Febr. 1812 wurde die Untersuchung geschlossen. Tags darauf wurden die Akten an Großherzogl. Hofgericht eingeschickt, und mit diesen die gegen seine Beischläferinnen Angelica Krämer und Elisabetha Reinung, sowie gegen Kunigunde Kreisin von Odenhausen und 16 angegebene Abnehmer.

Durch Urteil Großherzoglichen Hofgerichts vom 1ten May 1812, eingelangt den 5ten und öffentlich bekannt gemacht den 9ten ejusdem, wurde Jonas Hoos zur Hinrichtung mit dem Schwert, Krämerin zu 4jähriger Zuchthausstrafe und demnächstigen Landesverweisung, Reinungin zu 1 1/2 jähriger Zuchthausstrafe und demnächstiger weiterer Beibehaltung im Korrektions-Haus auf unbestimmte Zeit, und Kunigunde Kreis, unter Anrechnung ihres bisherigen Arrestes als eigentliche Strafe, zu weiterer unbestimmten Beibehaltung im Korrektions-Haus – verurteilt; Das um Weg der Gnade angebrachte Gesuch des Jonas Hoos um Verwandlung der Todesstrafe in Zuchthausstrafe wurde von Hessens ebenso gerechten als milden Beherrscher unterm 20ten Juli 1812 abgeschlagen.

Am 14ten July 1822 wurde das Urteil vollzogen. Nie starb ein Mensch kleinmütiger, als der vorbeschriebene Verbrecher. Schwebend musste er zum Schafott hinaufgetragen werden, und seine letzten vernehmlichen Worte waren das Flehen um Gnade und Brandwein. Drei Tage vor der Hinrichtung wurde ihm die Bestätigung des Urteils und der Tag der Vollziehung bekannt gemacht. Zitternd hörte er zu; aber ein Anflug von Lächeln zeigte sich in seinen Mienen, als man ihn auf höhere Verordnung aufforderte, sich zu erklären: Ob er einen Geistlichen seiner Religion beigegeben zu haben wünsche? Lange verweigerte er hierauf die Antwort. Endlich sagte er: „Es ist mir einerlei, wenn ich einen Geistlichen haben muss, so geben Sie mir, welchen Sie wollen.“ Da kein reformierter Geistlicher in der Stadt war, sondern erst verschrieben werden musste, so wurde er einstweilen von dem lutherischen Stockhaus -Prediger besucht.

Tags nach der Bekanntmachung verlangte er katholisch zu werden, und brauchte zum Vorwand, dass ihm der lutherische Geistliche zu scharf zurede, und die katholische Religion, die er bei seinen Weibsleuten kennen gelernt, ihm weit besser gefalle. Man ließ ihm hierauf einen katholischen Geistlichen zukommen. Dieser erklärte aber: „er könne binnen der kurzen Frist ihn nicht in der katholischen Religion unterrichten.“ Hierauf war es eigentlich abgesehen. Hoos hoffte dadurch die Hinrichtung zu verschieben, denn er dachte, dass ihm nun Zeit zum Unterricht verstattet würde.

Wie er sah, dass nicht darauf reflektiert, und ihm ein reformierter Geistlicher von Amtswegen zugeschickt wurde, äußerte er das Verlangen, seine Frau (oder vielmehr Beischläferin) zu sprechen. Er wusste, dass solche zu Marienschloß saß, und dass sie binnen der kurzen Frist, die ihm noch zu leben vergönnt war, nicht herkommen konnte. Man eröffnete ihm daher geradezu, dass seinem so spät geäußerten Verlangen nicht willfahrt werden könne, dass aber, wenn er etwas an sie zu bestellen habe, solches besorgt werden solle. Nun fing er an laut zu heulen, und verbarg sein Gesicht mit den Händen. Ein Anwesender rief ihm zu: „Pfui, du alte Hure! Ist das auch ein Betragen für einen Spitzbuben wie du bist?“ Plötzlich tat er die Hände von dem Gesicht, und lachte laut auf. „O er weint auch nicht“ sagte er, „Weinen und Lachen muss man in einem Sack haben.“

Dreißig Stunden vor seinem Ende besuchte ihn der untersuchende Richter, weil man ihm gemeldet hatte, dass es dem Stockhaus – Geistlichen zum ersten Mal gelungen sei, sein Gewissen zu erschüttern, und dass er nunmehr äußerst betrübt scheine, und seine durch Zittern usw. schon mehr bewiesene Todesfurcht auf das höchste gestiegen sei. Wie er hinkam, fand er denselben beim Abendessen; er hatte einen Schoppen guten Wein zu 24 kr. vor sich. Er fragte ihn, ob ihm der Wein schmecke, der ihm zu seiner Stärkung gereicht worden? „Der Wein ist gut”, sagte er, „ich habe ihn aber doch schon besser getrunken.“ Eine solche Antwort von einem Vagabunden befremdete einen der Anwesenden. Er fragte: „Wo hast du denn den herbekommen? den wirst du gestohlen haben“, –  „Nein, gestohlen habe ich ihn nicht, aber genommen“, erwiderte Hoos. Und nun führte er an, wie zu der Zeit, als er noch bei den Fuhrleuten gedient, manchmal von ihm Fässer angebohrt, und sehr guter Wein herausgezogen, dafür aber Wasser hineingeschüttet worden. Der Richter fragte ihn; Ob er denn diese Handlung für erlaubt halte? ,,O warum nicht?“ sagte er, „könnte ich es nur noch einmal tun, das Gut, das man fährt, darf man auch genießen.“