Zum Inhalt springen

Johannes Kinzinger

Actenmäßige Nachrichten von dem Räubergesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern Besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben Von C.F. Brill, Großherzogl. Hessischem Kriminal-Richter zu Darmstadt. Zweite Abtheilung. Darmstadt 1815

Inhalt

Er ist 30 Jahr alt, katholischer Religion, und von Mosbrunn im Großherzogt hum Baden gebürtig. Derselbe führte früher zuweilen den Namen Johannes Schmitt, und in weiteren Zeiten Peter Köberlein von Wicker in dem Königl. Bayerischen Landgericht Hilters, auf welchen letzteren Namen er bei seiner Arretierung nicht nur einen sonst regelmäßigen und untadelhaften Pass bei sich führte, sondern auch für ihn und die Rechtlichkeit seines Lebenswandels sehr vorteilhaft sprechende Zeugnisse von Orts-Schultheißen besaß. Er war indes offenherzig genug, selbst anzugeben, dass es mit ihm nicht so sei, wie in diesen Papieren stehe – und dass sein wahrer Name Johannes Kinzinger sei. Unter seinen Spießgesellen hatte er den Nahmen Krämer-Johannchen und auch Schneider. Sein Vater nannte sich Heinrich Kinzinger, war angeblich von Grünstadt jenseits des Rheins, und ein gelernter Schlosser, seine Mutter aus Basel gebürtig.

Diese seine Eltern waren nirgends ansässig, sondern zogen ohne festen Wohnsitz zu haben umher, indem sein Vater zuweilen an diesem oder jenem Orte die Viehhüte auf eine Zeit lang übernahm, oder Schlosserarbeiten fertigte. Es war eben der Fall auch dass derselbe in Mosbrunn Gemeindehirte war, als Johannes Kinzinger ihm geboren wurde. Er hat keine weitere Geschwister, und verlor frühzeitig seine Eltern, denn sein Vater starb wie er sechs Jahr alt war, und seine Mutter ein Jahr später zu Rosbach im Fürstentum Aschaffenburg. Nach der letzteren Tode nahm ihn ein Einwohner zu Rosbach aus Mitleiden einige Jahre zu sich.

Er war etwa neun Jahr alt, als er von Mosbach wegkam und sich nach Engethal im Spessart als Hirtenbube verdingte. Sein zweiter dasiger Dienstherr war ein Schneider seiner Profession. Obgleich die Hauptarbeit Kinzingers bei diesem seinem Brotherrn auch das Viehhüten war, so wusste er doch die ihm davon übrig gebliebene Zeit dazu zu benutzen, dass er sich einige Fertigkeit auf dem Schneiderhandwerk zu erwerben wusste. Er sagt, gelehrt sei er von seinem Brotherrn die Profession, nicht geworden, sondern er habe solche abgesehen. Er trieb indes damals die Schneiderprofession nicht fort, sondern verdingte sich wieder zu einem Bauern und nach diesem bei einem Müller zu Neudorf als Knecht, nachdem er vorher, wie er sich ausdrückt, einige Zeit herumgelaufen war, und hierbei etwa 14 Tage auf dem Neuhof bei Eschau gedient hatte, wo damals gerade auch J. A. Heusner als Knecht diente, und „Kinzinger die erste Bekanntschaft mit ihm machte. Kinzinger war, als er zu Neuhof diente, ungefähr 14 Jahr alt, hatte nie eine Schule besucht und keinen Unterricht in der Religion genossen, so wie er dann nach seiner Versicherung bis jetzt noch nicht das Heil. Abendmahl genossen hat. Unter solchen Verhältnissen ließ er sich in dem bemerktem Alter unter das damals gerade errichtet wordene Scheitersche Jägercorps engagieren: er desertierte indes nach einiger Zeit von diesem Corps und nahm Dienst unter dem von Albinischen Jägercorps. Da wurde er aber nach einiger Zeit als Deserteur von dem Scheiterschen Corps entdeckt, abgestraft und weggejagt. Kinzinger fing nun an auf dem Schneiderhandwerk zu arbeiten. Er hatte jedoch diese Profession kaum etwas über ein Jahr getrieben, und zuletzt in Waldmichelbach in Arbeit gestanden als er mit samt seinem dasigen Meister und dessen Mutter nach Aschaffenburg in Verhaft kam, und nach einem Arrest von ungefähr sechs Wochen an die damals zu Frankfurt bestandene Kaiserl. Österreichische Werbung abgegeben wurde. Nach Kinzingers Erzählung war sein Meister ihm unbewusst als ein Marktdieb signalisiert; er war mit demselben und dessen Mutter auf einen benachbarten Markt gegangen, wo jene von einem von Aschaffenburg abgesandt gewesenen Polizeioffizianten arretiert, und er, weil er in ihrer Gesellschaft war, mit verhaftet wurde. Nach seiner Behauptung hatte er aber damals weder Wissenschaft von den Diebereien seines Meisters und noch weniger Anteil daran. Bei den Österreichischen Truppen kam Kinzinger unter das Regiment Fröhlich, bei dem er ein Jahr diente, und dann in einem Komplott von Königsgraz desertierte, und nach Preußisch – Schlesien überlief. Seine Kameraden traten in preußische Kriegsdienste, auch Kinzinger wollte sich unter dieselben anwerben lassen, allein er wurde wegen Mangel des gehörigen Maßes nicht angenommen. Derselbe zog sich daher wieder in die untern Maingegenden, wo er sich besonders in den Umgebungen von Wertheim herum trieb und mitunter sich mit Betteln abgab. Nachdem er eine Zeitlang so umher gegangen war, trat er bei einem Schneider in Rabern wieder

in Arbeit. Er hatte etwa 14 Tage hier gearbeitet, als des Heusners Frau und deren Schwester Elisabeth in das Haus kamen und da übernachteten. Den andern Morgen traf auch J. A. Heusner daselbst ein, der in Heddersbach um Quartier lag, seine Frau aufsuchte, die er geschlagen und sie dadurch bestimmt hatte, sich von ihm zu entfernen. Kinzinger suchte Bekanntschaft mit der Schwägerin des Heusner, einem damaligen jungen, sauberen Mädchen, anzuknüpfen, und dieser, den er, wie oben bemerkt, schon kannte, machte ihm daher den Vorschlag, dass er mit ihm gehen solle, und er seine Schwägerin dann heiraten könne. Kinzinger schlug nicht gleich in diesen Vorschlag ein; Heusner mit seiner Familie entfernten sich wieder, und Kinzinger blieb bei seinem Meister. Den andern Morgen kam indes die Schwägerin des Heusners wieder auf Robern, lud den Kinzinger ein, einmal zu ihrem Schwager zu kommen, und dieser ließ sich nun, ein damaliger junger Pursche, dem das Mädchen am Herzen lag, bestimmen, mit ihr zu gehen Die nähere Verbindung zwischen beiden wurde nun bald eingegangen;  Kinzinger blieb von nun an bei J. A. Heusner und wurde sein Spießgeselle; er sagt, von da an habe er die Bekanntschaft des Heusners zu den Schlechtigkeiten gemacht. Etwas über ein Jahr führte Kinzinger die Schwägerin des Heusners als Beischläferin mit sich (es war dies in den Jahren 1804 und 1805) und trieb sich während dem mit diesem seinem Schwager besonders im Würzburgischen, Wertheimischen und zeitweise im Odenwald herum. Beide trugen das Schild von sogenannten Kastenkrämern, und hatten gewöhnlich stattliche Warenvorräte, so dass sie als rechtliche Leute passierten, ob sie gleich schon im Jahr 1806 von dem damaligen Großherzogl. Hofgericht zu Würzburg in der Polizei-Fama und dem Allgemeinen Anzeiger der Deutschen als Räuber und Diebe signalisiert wurden, wie sie in einer damals bei dem Landgericht Homburg gegen eine dort inhaftiert gewesene Diebsbande, schon bezeichnet waren. Sie wurden übrigens da nur unter dem allgemeinen Namen die Krämer-Johann und Johann Adam angegeben. Bei Gelegenheit, dass Johannes Kinzinger und andere seiner Spießgesellen in der Nähe von Wertheim eine heftige Schlägerei unter sich hatten, wurden mehrere derselben und dabei auch jene Beischläferin, die Schwägerin des Heusners, verhaftet und nach Wertheim in Arrest gebracht. Kinzinger war der Arretierung entgangen; er traf in der Nähe von Wertheim die sogenannte Frankenlies mit ihren beiden ihm vorher schon bekannt gewesenen Töchtern und verband sich mit der ältesten derselben, mit der er seitdem und bis zu seiner jetzigen Arretierung lebte und einen jetzt 10 Jahre alten Knaben gezeugt hat. Mit dem J. A. Heusner kam er, so lang er in dieser Verbindung lebt, wenig mehr zusammen, indem er mit ihm darüber verfiel, dass er dessen Schwägerin verlassen hatte. Nach seiner Angabe ist er mit der Tochter der Frankenlies zu Katzenbach im Großherz. Badischen Amt Zwingenberg durch den dasigen evangelischen Pfarrer in Gegenwart von drei Zeugen wirklich priesterlich getraut, obgleich er sowohl als seine Frau der katholischen Religion zugetan sind. Diese ist die Tochter eines sicheren Johannes Köberlein, eines Gauners, der in Brückenau mit dem Strang hingerichtet worden ist. Seine Schwiegermutter nennt sich Elisabeth Stadlerin, führte aber den Namen Franken- auch Schwefellies, da sie aus Kastell im Würzburgischen gebürtig ist, und mit Schwefelhölzern, Schneeberger Schnupftabak und andern dergleichen unbedeutenden Gegenständen handelte.

Nach den oben schon angezogenen Untersuchungsakten des Landgerichts Homberg machte sie gewöhnlich die Gelegenheit zu Diebstählen aus, nahm auch wohl selbst unmittelbaren Anteil daran. Sie ist gegenwärtig bei dem Großherzogl. Badischen Kriminal-Amte Tauber-Bischofsheim in Verhaft und Untersuchung. Ihre jüngere Tochter ist an einen Taglöhner zu Altenbuch – gemeinhin Wallenbuch genannt – verheiratet.

Eine Zeit lang führte Kinzinger auch neben seiner Frau die sogenannte Knöpferlies, nachherige Beischläferin des in Heidelberg hingerichteten Krämer – Mathes (Mathes Österlein) mit sich, mit der er auch einen noch lebenden Knaben gezeugt hat. Seitdem Heusner nicht mehr sein gewöhnlicher Spießgeselle war, waren seine Diebereien gewöhnlich sogenannte Scheinsprünge (Diebstähle die bei Tage durch Einschleichen in die Häuser begangen werden) wobei er nicht selten bedeutende Geldsummen entwendete. Die Gelegenheit zu diesen Diebstählen sah er gewöhnlich aus, wenn er in den Ortschaften mit seinen Waren haussieren ging. In Herrn Hofgerichtsrat von Grolmanns aktenmäßiger Geschichte usw. p. 604, wird von ihm nach Würzburger Untersuchungsakten gesagt, dass er bei seinen Scheinsprüngen sich zuweilen Weibs-Kleider bedient habe, und in jenen Untersuchungsakten sagt auch Friedrich Schmitt (einer der Tanzstöffel) dass dies namentlich der Fall bei dem unten vorkommen werdenden Diebstahl zu Wiesenfeld gewesen sei, allein Kinzinger stellt solches beharrlich in Abrede, und behauptet, dass er nur ein einziges Mal, dass er die Gelegenheit zu einem, nachher nicht ausgeführt wordenen Diebstahl, ausgesehene Weibskleider angezogen, um sich unkenntlich zu machen.

Kinzinger ist übrigens wirklich ebenso listig als gewandt. Nicht sehr groß von Person, geschmeidig von Körperbau, ist er bei seinen Diebstählen öfter bei hellem Tag durch Öffnungen, z. B. gewöhnliche Schiebefenstern, wie sie auf dem Lande häufig verkommen, in Wohnungen eingedrungen, dass es nicht möglich zu sein scheint, dass ein erwachsener Mensch durch die Öffnung durchschlüpfen konnte: er wusste dabei die Diebstähle mit solcher Gewandtheit und Vorsicht zu begehen, dass Niemand den Täter nur mutmaßen konnte. Der Regel nach führte er dabei einen Meisel (Schaberer) bei sich.

Seit seiner Verbindung mit seiner jetzigen angeblichen Frau hatte sich derselbe gewöhnlich in und bei Wertheim, in Miltenberg, Amorbach und dasiger Gegend aufgehalten, und von hier aus als Krämer Exkursionen ins benachbarte Würzburgische, das Fürstenthum Aschaffenburg, das Fuldsche suw. gemacht. Gewöhnlich war es bei diesen Auszügen auf Diebstähle abgesehen, und das Haussieren und Marktbesuchen als Krämer nur Deckmantel. Zu Lembach im Großherz. Badischen Amte Mudau war er ungefähr zwei Jahre als förmlich rezipierter Untertan ansässig: er fand aber für gut sich heimlich von dort zu entfernen, da er von einem Polizeioffizianten, einem sogenannten Fleischmann, ausgespürt worden war. In Aschaffenburg war Kinzinger während seiner Verbindung mit seiner jetzigen Frau zweimal in Verhaft: das erste Mal mit seinem Schwager zu Altenbuch wegen des Verdachts an einem Fleischdiebstahl Anteil genommen zu haben. Er wurde indes nicht näher entdeckt, und der Erfolg der gegen ihn statt gefundenen Untersuchung war, dass er aus dem Fürstentum Aschaffenburg verwiesen, und ihm dessen Wiederbetretung bei Zuchthausstrafe verboten wurde; das zweite Mal kam er in Verhaft, und musste diese ihm angedrohte Strafe verbüßen, weil er gegen das vorbemerkte Verbot sich dennoch wieder in dem Fürstentum Aschaffenburg hatte betreten lassen. Zu Mittelsinn und zu Winnen war er in dem Fall in Verhaft gezogen werden zu sollen, allein er entkam beide mal mit der Flucht, indem er an letzterem Ort seine beide Kramkasten und die Papiere, welche er zu seiner Legitimation bei sich führte, im Stich lies.

Zu Wertheim, Miltenberg und der dasigen Gegend war er als Kramer unter dem Namen Johann allgemein bekannt, es war ihm sehr gut bewusst, dass er als Räuber und Dieb öffentlich signalisiert war, allein er erfuhr deshalb nie eine Anfechtung, wurde nie für den ausgeschriebenen erkannt, sondern passierte allgemein für einen ehrbaren Landkrämen, wie schon seine förmliche Aufnahme als Untertan zu Lembach zu erkennen gibt. Für die Erziehung seines Kindes suchte Kinzinger, was zu seinem Lob gesagt werden kann, möglichst zu sorgen; er hatte dasselbe, wie es heran zu wachsen anfing, von sich weg und anfänglich nach Faulbach, und, da er es hier nicht gut versorgt glaubte, nach Dörtisberg bei Wertheim zu einer sichern Geldschmieds – Witwe, einer, wie es scheint, vermögenden Frau, in Kost und Erziehung getan, und daselbst die Schule regelmäßig besuchen lassen. Er wollte, wie er angibt, damit nicht allein bezwecken, dass der Knabe etwas lerne, sondern auch durch eine bessere Kenntnisse der Lehren der Religion ein Gegengewicht zur Abhaltung von dem Diebsleben finden möge: denn Kinzinger erklärte bei verschiedenen Gelegenheiten, dass er nie zu dem Diebshandwerk würde gekommen sein, wenn er nicht in die nähere Bekanntschaft mit dem JZ, A, Heusner gekommen wäre, und dass es darin nicht so weit mit ihm würde gekommen sein, wenn er einigen Unterricht in der Religion erhalten hätte. So lebte Kinzinger unerkannt in den oben bemerkten Gegenden, er hatte die Zeugnisse der Vorstände in den Orten, wo er sich aufhielt, vor sich, bis er endlich von dem kleinen Johann (Johann Adam Wehner) verraten wurde. Wahrscheinlich war es von diesem, der sonst eine gewisse Ehre darin suchte, den Aufenthalt von keinem seiner Spießgesellen, und selbst nicht der ihm bekannten vertrauten Häuser anzugeben, Rachsucht gegen Heusner, dass er über den Aufenthalt Kinzingers in einem seiner hiesigen Verhöre, als man ihn darnach nur im Allgemeinen befragt hatte, sogleich angab, dass er in der Gegend von Wertheim und Miltenberg schon seit langer Zeit herumgehe, dabei die Wirtshäuser, in welchen er in beiden letzten Orten einkehrte, namhaft machte, und dann den Umstand bemerkte, dass Kinzinger seinen Buben zu Dörlisberg bei einer Witwe in der Kost habe und die Schule besuchen lasse. Man setzte sich sogleich mit dem damaligen Direkter des Main- und Tauberkreises Großherz. Badischen Kammerherrn Freiherrn von Türkheim in Korrespondenz, durch dessen tätige Veranstaltungen die Witwe, bei der der Knabe in der Kost war, bald ausgemacht, und durch beide entdeckt wurde, dass Kinzinger seit dem Winter von 1813 auf 1814 sich zu Breitendiel in dem Amt Miltenberg aufhalte und da im Hauszins wohne. Seine und seiner angeblichen Frau Verhaftung erfolgte darauf und so kamen beide am 12. März in die hiesige Kriminalgefängnisse, Kinzinger wollte anfänglich, nach der gewöhnlichen Weise berüchtigter Diebe, ganz unschuldig sein, und nicht wissen – warum er dann eigentlich arretiert sei, er besann sich indes auf dem Rückweg aus der Verhörstube nach dem Gefängnis, bat, dass man ihn wieder zurück führen möge und erklärte nun, dass er bereit sei, was ihm zur Last falle, anzugeben. Inzwischen beschränkte er anfänglich seine Bekenntnisse lediglich auf einige unbedeutende Fleischdiebstähle, die er mit J. A. Heusner und dann dem J. A. Grasmann begangen hatte; zu seinen weiteren Bekenntnissen wurde er in der Folge nur nach und nach bestimmt. Mit gutem Grund lässt sich von ihm, als einem Räuber und Dieb annehmen, dass diese Bekenntnisse die Summe der ihm zur Last liegenden Verbrechen nicht sämtlich begreifen: man hielt ihm dies gelegenheitlich vor, indem man ihm das Unwahrscheinliche, dass er sein weiteres Verbrechen begangen haben sollte, aus einer Vergleichung mit der Anzahl derselben zu der Zeit, während der er das Diebshandwerk treibt, vorlegte: er erwiderte aber dagegen, dass er, seitdem er nicht mehr mit dem Heusner in Gemeinschaft gestanden, bei den verübten Diebstählen immer dafür gesorgt habe, dass er so viel bekommen, dass er eine geraume Zeit mit der Beute genug, und daher nicht notwendig gehabt habe, so oft zu stehlen.

Kinzinger gab übrigens den Aufenthalt des sogenannten Spielhannes (Johannes Lehn) und des sogenannten Schrammbäckigen Jörgs (Georg Fontsch) und seiner Familie (vid. in D. Pfisters aktenmäßiger Geschichte 2ter Thl. p32 g. 267. und Hofgerichtsrat von Grolmanns aktenmäßiger Geschichte, pag. 509) so bestimmt an, dass sie zu Haften gebracht werden konnten. Letzterer sitzt nun mit seiner Frau und Töchtern in Mannheim; Spielhannes war in dem Großh. Badischen Orte Zimmern am Main als gemeiner Diener angestellt, wurde als solcher zur Handhabung der Ortspolizei

mitgebraucht, während er fortwährend das Raub- und Diebshandwerk trieb, wie bei ihm näher vorkommen wird.

Die Verbrechen, welche Kinzinger nah seinem Einbekenntnis begangen hat, sind folgende:

A) Straßen-Räubereien mit tödlicher Verwundung der Beraubten

1.) Straßenraub zwischen Wertheim und Höhfeld und dabei erfogte, das Ableben des laesi nach sich gezogen habende Verwundung des einen der Beraubten vid. No. 8, bei I. A. Heusner

Heusner eröffnete in der letzten Zeit vor seiner Hinrichtung dem ihm beigegebenen Geistlichen Kirchenrat Herrn Haßlacher, dass nicht sein Schwager, Kinzinger, sondern er, Heusner, den Schuss getan habe, woran der Verwundete verstorben sei, und bat zugleich Herrn Kirchenrat Haßlacher dieses Bekenntnis nach seiner Hinrichtung dem Verfasser mit zuteilen; er wiederholte diesen Auftrag den Tag vor der Hinrichtung, so wie kurz vor derselben in Gegenwart des Verfassers; nach der zu Protokoll gegebenen Mitteilung des Herrn Kirchenrat Haßlachers gab Heusner ihm jenes Bekenntnis mit den Worten: man solle das Protokoll wegen des Schusses umkehren, und dann sei es recht; nicht sein Schwager, sondern er, Heusner, habe den Mann geschossen, der gestorben sei; in seinem Verhör habe er es anders angegeben, weil er sich dadurch zu helfe geglaubt habe. Nach Kinzingers ?lusjage erfuhren übrigens die Räuber einige Tage nach der Tat von der Tochter des Beckers und Rebenwirt, der den Raub Verraten hatte, das der wö das Geld für den Wein gehabt, einen andern Weg gegangen sei. Der Rosenwirt und sein Bruder hatten den Wein nur im Lohn nach Wertheim gefahren. Eben dieses Beckers Haus ist übrigens nach der weitern Aussage Kinzingers eine Hauptniederlage der Räuber und Diebe. In der oberen Stube sind solche gewöhnlich beisammen: hier werden auch gestohlene Sachen, besonders die, welche auf den Märkten zu Wertheim entwendet worden, hingebracht, und an Scherfenpieler verkauft oder verteilt. Das nämliche bewähren auch die früher schon angezogene Untersuchungsakten des Landgerichts Homburgs.

B.) Versuchte Straßen-Räubereien

2.) Versuchter Straßenraub bei Rehbach. vid. No. 40. bei I. A. Heusner

C.) Diebstähle durch Einbruch, Einsteigen, oder mit Führung von Waffen begangen

3.) Diebstahl zu Mömlingen. vid. No. 77. bei J. A. Heusner

4.) Diedstahl zu Ansbach bei Remlingen, in dem Groß-Badischen Amte Rothenfels vid. No. 47. bei J. A. Heusner

5. ) Diebstahl zu Würzberg. vid. No. 102, bei J. A. Heusner

Nach dem Bekenntnis des Johannes Kinzingers hat er an diesem Diebstahl Teil genommen, allein nach seiner weiteren Angabe wurde er nicht zur Zeit des oben sub No. 2. bei ihm und sub No. 40 bei J. A. Heusner vorkommenden attentiertem Straßenraubs, sondern zu einer andern Zeit verübt, dagegen zu jener Zeit ein anderer in einem Orte bei Beerfelden begangen.

6.) Diebstahl durch Einsteigen in einem Orte bei Beerfelden

Er wurde, wie eben bemerkt worden, nach Kinzingers Angabe zu der Zeit des bei Rehbach attentiert gewordenen Straßenraubs verübt. Den Ort kann Kinzinger nicht nennen: er liegt nach seiner Beschreibung bei dem Städtchen Beerfelden im Tal. Es wurde dabei mittelst Einsteigen und Einbruch Bettung und Fleisch entwendet. Jene verbargen die Diebe in einem benachbarten Wald, wo sie von andern aufgefunden und mitgenommen wurden.

7.) Diebstahl zu Reichenberg. vid. No. 62. bei J. A. Heusner

Nach Kinzingers Aussage hat auch Stephan Heusner an diesem Diebstahl teilgenommen; Johann Adam Heusner aber denselben bei Gelegenheit, dass er bei dem Bestohlenen ein Paar Schuhe kaufte, ausgekundschaftet.

8.) Diebstahl auf der rothen Kandel, vid. No. 68. bei J. A. Heusner

9.) Diebstahl zu Unteraltertheim, vid. No. 10, bei J. A. Heusner

10.) Diebstahl zu Scheuerbach, vid. No. 93. bei J. A. Heusner

11.) Diebstahl zu Laudenbach am Main, vid. No. 67. bei J. A. Heusner

12.) Diebstahl zu Grosshausen, vid. No. 61, bei J. A. Heusner

13.) Diebstahl zu Wahlen, vid. No. 97. bei J. A. Heusner

14.) Diebstahl zu Sommerau in dem vormalig Frankfurtschen Amte Klein-Wallstadt

Kinzinger war dabei ohne Teilnehmer. Es war um Michaelis 1811 als dieser Diebstahl von Kinzinger an dem Schäfer Johannes Schmied zu Sommerau verübt wurde. Nach seiner Angabe hatte ein zu Sommerau ansässiger Jude ihm die Gelegenheit zum Diebstahl verraten, und dafür 30 fl. Baldower-Geld von dem Gestohlenen erhalten. Den Diebstahl selbst verübte Kinzinger auf folgende Weise: Er schlich sich in den Schafstall des Bestohlenen und hielt sich hier so lange verborgen, bis der Bestohlene mit den seinigen auf die Arbeit in das Feld gegangen war: es war gerade die Zeit der Kartoffelernte. Er stieg sodann durch ein Schiebefenster des untern Stocks, das er auf die Weise öffnete, dass er durch eine zerbrochene Scheibe, ein von jenen an das Fenster angelegt gewesenes kleines Stück Holz zurück drückte, dadurch das Hindernis, was das Zurückschieben des Fensters von außen verhüten sollte, wegräumte, in das sonst verschlossen gewesene Haus. Hier fand er in einer Kammer des oberen Stocks zwei Kisten; er hatte ein Brecheisen zum Aufsprengen derselben zwar bei sich, allein nach seiner Aussage hatte er nicht nötig sich desselben zu bedienen, da er unter der Kiste den Schlüssel dazu vorfand. Nach der Aussage des Bestohlenen wurden aber die beiden Kisten wirklich aufgesprengt. Das sofort Entwendete bestand außer mehreren Halstüchern und einem Stückchen blauen Tuch, in 80 fl. barem Geld. Nach dem Diebstahl entfernte sich Kinzinger durch die Haustüre, die er von innen aufriegelte. Der Bestohlene fand diese bei seiner Nachhausekunft geöffnet, ohne dass er je eine Spur von dem Dieb finden konnte. Nach Angabe des Bestohlenen wurde er im Sept. 1812 bei Nachtzeit durch Einbruch und Einsteigen abermals noch bedeutender bestohlen. Kinzinger gibt den sogenannten dicken Jorg (Jörg Fehn) und eben jenen Juden von Sommerau als die Täter an.

15.) Diebstahl zu Rick bei dem dasigen Alt-Schultheißen Anton Hartung

Auch dieser Diebstahl ist ein sogenannter Scheinsprung, den Kinzinger allein und ohne Teilnehmer am 3ten August 1812 auf einen Sonntag bei Tag verübte. Der bei dem vorhergehenden Diebstahl vorgekommene Jude zu Sommerau hatte Kinzinger verraten, dass der dortige Schultheiß zu Nick ein paar Ochsen verkauft und das Geld dafür eingenommen habe. Kinzinger selbst war, so wie Überhaupt in Rik, auch in dem Haus des Alt- Schultheißen als der Kastenkrämer Johann bekannt, und war öfter da mit seinen Waren haussieren gegangen. An oben bemerkten Tag schlich sich derselbe in die Scheune des Bestohlenen, und wartete da ab, bis der Alt-Schultheiß mit seiner Familie in die Kirche gegangen war. Dann kroch er aus seinem Schlupfwinkel hervor, öffnete den inneren Riegel der hintern in die Küche führenden Türe durch ein nächst derselben befindliches bloß beigelegtes kleines Fenster, drang dann durch die Küche in den oberen Teil des Hauses, wo er eine verschlossene Kiste vorfand, die er mit dem bei sich gehabten Brecheisen erbrach, und daraus 80 fl. entwendete. Kleidungsstücke, ein Stück Leinewand, die auch in der Kiste lagen, ließ er unberührt liegen. Der Bestohlene kannte den Kastenkrämer Kinzinger recht gut, allein er dachte nichts weniger als dass ihn derselbe bestohlen habe.

16.) Weiterer Diebstahl zu Rick bei dem dasigen Wirt zum grünen Baum, Johann Walter

Kinzinger war auch hier ohne weitere Teilnehmer. Die Gelegenheit zum Diebstahl war ihm ebenfalls von dem Juden in Sommerau verraten. Er verübte solchen im Sommer 1811 auf einen Sonntagmorgen, während der Grüne-Baum-Wirt mit den Seinigen in der Kirche war. Kinzinger hatte sich seines alten Manövers bedient, und sich in die Scheune geschlichen, wo er sich so lange verborgen hielt, bis er die Leute von Haus weg in die Kirche gehen sah. Er zwängte dann die verschlossen gewesene hintere Türe mit dem bei sich gehabten Brecheisen auf, gelangte durch dieselbe in die Küche und aus solcher ohne weiteres Hindernis in die Stubenkammer, in der sich, wie ihm von dem Juden bewusst war, ein verschlossenes Tresor befand, das er mit dem Brecheisen gewaltsam erbrach, und das darin befindlich gewesene Geld im Betrag von 200 fl. entwendete. Außerdem stahl er noch eine silberne Uhr, die in einem offenen Schrank hing und circa 8 fl. Geld.

27.) Diebstahl zu Weißemich (Weitzenbach) im Königl. Bayerischen Patrimonial  Amt Zeithofs.

Teilnehmer:

  1. Johannes Kinzinger
  2. Albert Krämer (Zunder-Albert)

Der Diebstahl geschah vor 7 Jahren zur Nachtzeit an dem Einwohner Georg Scheit zu Weißenbach. Kinzinger stieg mittelst einer Leiter durch einen unverschlossenen Laden in das Haus und entwendete daraus Bettung, dessen Wert der Bestohlene auf 66 fl. eidlich angegeben hat.

18.) Diebstahl zu Weitzenbach, im Königl. Bayerischen Stift – Amt Weitzenbach

Der Täter war Kinzinger ohne Teilnehmer. Der Diebstahl wurde vor 8 Jahren um Johannistag Morgens zwischen 9 und 10 Uhr, während der Bestohlene mit seinen Leuten auf dem Feld mit Kleemähen beschäftigt war; verübt, Kinzinger deckte von dem, an das einstöckige Haus gebauten Backofen aus, auf den er gestiegen war, einen Teil des mit Ziegeln gedeckten Dachs ab, stieg durch die Öffnung in das Haus ein, erbrach in demselben die verschlossen gewesene Stubentür, und entwendete neben verschiedenen Kleidungsstücken 84 fl. 11 kr. an barem Geld.

19.) Diebstahl zu Langenprozelten im Königl. Bayerischen Landgericht Lohr

Auch hierbei war Kinzinger ohne Teilnehmer.

Er stieg während dem der Bestohlene mit seinen Leuten in der Kirche war, durch den offenen Laden in das Haus ein, erbrach einen größeren und einen kleineren Schrank, sodann eine Kiste gewaltsam und entwendete neben verschiedenen, auf 50 fl. von dem Bestohlenen gewürdigten, Kleidungstücken, aus den Schränken 200 fl. an Geld, sodann aus der Kiste noch weiter 5 fl., welche die Frau des laesi zur Erkaufung eines neuen Rockes sich abgekargt hatte.

Der Bestohlene war der Kohlenbrenner Michael Haas, solcher hatte die 200 fl. kurz vorher zu Würzburg für dahin verkauft gehabte Kehlen eingenommen. Ein Leinenweber zu Langenprozelten, bei dem Kinzinger gewöhnlich sein Quartier hatte, hatte ihm solches und die Gelegenheit zum Diebstahl verraten. Es war übrigens vor zehn oder elf Jahren, dass derselbe auf Wendelins Tag, der für den Bestohlen ein gelobter Feiertag war, verübt wurde.

20.) Diebstahl zu Birkenfeld im Großherzogl. Badischen Landamt Wertheim

Teilnehmer waren:

  1. Johannes Kinzinger
  2. Johannes Lehn, vulgo Spielhannes

Der Diebstahl geschah im Jahr 1813 am Mittwoch [9te Juni 1813] nach Pfingsten zur Nachtzeit an dem Einwohner Johann Georg Liebler zu Birkenfeld.

Johannes Lehn war damals bereits gemeiner Diener zu Zimmern, das zu dem Großherzogl. Badischen Amte Rothenfels gehörte, wie es zu der Zeit auch mit dem Ort Birkenfeld der Fall war.

Kinzinger war nach seiner Versicherung zu der Zeit mit dem Johannes Lehn noch nicht näher bekannt, er hatte aber doch schon von andern Kochemer von dem Lohmüller (Lehn gehört zu der bekannten Lohmüllers Familie, vid. Herrn Hofgerichtsrat von Grolmanns aktenmäßige Geschichte usw.. p. 505.) und namentlich von dem Johannes Lohmüller gehört, auch war ihm bekannt, dass solcher gemeiner Diener in Zimmern war. An dem Mittwoch, an welchem in der Nacht der gegenwärtige Diebstahl verübt wurde, kam Kinzinger nach Zimmern ins Wirtshaus. Bald nach ihm kam auch Johannes Lehn dahin, um dem Wirt eine amtliche Citation zu insinuieren. Er verweilte sich, Kinzinger, der schon etwas betrunken war, trank ihm zu, und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Kochemer kennen sich bald, wenn sie zusammentreffen, und das war denn auch zwischen diesen beiden der Fall. Kinzinger machte dem Lehn sofort auch auf der Stelle den Vorschlag zu gegenwärtigem Diebstahl ; sie redeten mit einander ab, dass sie im Adler zu Birkenfeld den Abend zusammentreffen wollten, wobei zugleich die weitere Verabredung getroffen wurde, dass, wenn sie sich einander im Adler verfehlten, später der Ort des Zusammentreffens die vor Birkenfeld gelegene Kapelle sein solle. Lehn hatte an dem Nachmittage noch amtliche Bestellungen in dem Ort Karbach zu machen und Kinzinger kam daher aus dem Adler zurück, als beide an der Kapelle Abends gegen zehn Uhr zusammentrafen, nachdem sie sich durch einen Pfiff das Zeichen gegeben hatten. Von hieraus zogen sie sofort um Mitternacht auf den Diebstahl, den Kinzinger gelegenheitlich, dass er im Haus des Bestohlenen mit seinen Waren haussierte, ausgekundschaftet gehabt hatte. Dieser stieg mittelst einer Leiter an ein in den Hof gehendes Fenster, hob solches aus, und stieg dann durch die Fensteröffnung in eine Nebenkammer. Hier nahm er aus einem verschlossen gewesenen, von ihm gewaltsam erbrochen wordenen Schrank die darin befindlich gewesene Kleidungsstücke. Er stieg sofort aus der Kammer zurück und mittelst einer größeren Leiter in den oberen Stock. Er hatte schon den Anfang gemacht, die Türe der daselbst sich findenden Stube zu erbrechen, als die Frau des Bestohlenen das dadurch entstandene Geräusch wahrnahm, ihren Mann weckte, der sogleich aufstand, aber wie er das in den Hof gehende Fenster öffnete, von einem hier gestandenen, mit einem Prügel bewaffneten Kerl, einen so heftigen Schlag gegen sich geführt sah, dass die Fensterscheiben zersplitterten. Nach der Aussage des Bestohlenen war der Schlag so gewaltsam geführt, dass er ihn getötet haben würde, wenn er den Kopf nicht zurückgezogen hätte. Nach der Aussage Johannes Lehn war er es, der in dem Hof auf der Schildwache zurückgeblieben war. Er hatte, wie er angibt, dem Johannes Kinzinger, als er wahrnahm, dass es in der Stube munter wurde, zugerufen, dieser hatte sich auch aus dem Haus alsbald zurückgezogen, war jedoch, um sich selbst zu überzeugen, dass es munter im Haus sei, zuerst noch an das Fenster gegangen, und hatte den Schlag gegen den Bestohlenen, wie er ihn herausschauen sah, geführt. Kinzinger selbst stellt dies nicht geradezu in Abrede, will aber wegen großer Trunkenheit sich nicht mehr genau darauf entsinnen können. Der Bestohlene glaubte übrigens vier Kerl in dem Hof wahrzunehmen, allein nach der übereinstimmenden Aussage Kinzinger und Johannes Lehns, waren sie beide es nur, welche den Diebstahl verübten. Das, was, dieselben davontrugen, waren Manns- und Weibskleider, sodann ein Sack mit Federn, den Kinzinger aus einer Nebenkammer des oberen Stockwerks noch mitgenommen hatte. Dieser überlies die sämtliche Beute seinem Spießgesellen. Sie trennten sich in dem Zimmerer Wald voneinander, nachdem hier vorher das Gestohlene vorläufig verborgen worden war. Kinzinger kehrte in das Wirtshaus, Lehn aber in seine Wohnung nach Zimmern zurück. Den Wert des Diebstahls gibt der Bestohlene zu 88 fl. an.

21.) Diebstahl zu Lindach im Großherzogl. Badischen Amte Eberbach

Täter war: Johannes Kinzinger.

Es war vor acht und einem halben Jahre als derselbe den Diebstahl an dem Einwohner Philipp Helm zu Lindach und dessen bei ihm im Auszug wohnenden Vater verübte. Wurzel – Jörg ( Georg Horn) war in dem Hause bekannt, hatte die Gelegenheit zum Diebstahl aufgespürt, dem Kinzinger davon Eröffnung gemacht, und beide waren schon früher, als dieser ihn verübte, auf dem Weg solchen auszuführen, als sie daran dadurch verhindert worden waren, dass ihnen der Bestohlene, dem Wurzel – Jörg gut bekannt war, zufällig in dem Dorfe begegnete, und dieser nun fürchtete, dass man sie alsbald als die Täter erkennen werde. Kinzinger hielt sich die Ausführung allein vor, und vollbrachte solche auf folgende Weise.

Er wusste sich unbemerkt in die unverschlossene Scheune zu schleichen, wo er sich so lange verborgen hielt, bis er wahrgenommen hatte, dass die Bewohner des Hauses, bei der gerade vorgewesenen Ohmet-Ernte, ins Feld auf die Arbeit gegangen waren. Er sah hierbei aus seinem Schlupfwinkel, dass die Haustüre zwar verschlossen, der Schlüssel aber unfern derselben hinter einen am Haus gepflanzten Rebenstock gehangen wurde. Nach der Entfernung der Hausbewohner öffnete Kinzinger mit dem Schlüssel die Haustüre und kam so ohne Widerstand in die Wohnstube des untern Stockwerks und in die daran stoßende Kammer. Er erbrach sofort eine in letzterer gestandene Kiste mit dem bei sich geführten Brecheisen und entwendete das darin sich befundene Geld, ein seidenes Halstuch, so wie eine an dem Bette gehangene silberne Uhr. Aus dem untern Stockwerk begab er sich sofort in das obere, und in die daselbst sich befindliche Wohnung des alten Helm. Hier erbrach er auf die nämliche Weise noch zwei Kisten und nahm das in einer derselben sich gefundene Geld mit. Nach so vollbrachtem Diebstahl entfernte sich Kinzinger durch die hintere von innen nur zugeriegelt gewesene Haustüre. Die vordere Haustüre hatte er sogleich hinter sich wieder verschlossen. Das entwendete Geld betrug 450 fl. Der Bestohlene hatte, nach seiner Aussage, wegen der Tat sogleich Verdacht auf den Wurzel – Jörg gehabt, allein die weitern Amtlichen Nachforschungen blieben ohne Erfolg.

22.) Diebstahl zu Roden im Großherz. Badischen Amt Steinfeld

Auch hier war Kinzinger ohne Teilnehmer. Der M, R. Schneider von Reden, den er in dem benachbarten Orte Anspach, in einem dasigen Kochem Bajes; wo er arbeitete, angetroffen, hatte ihm den Diebstahl verraten. Es war zu Anfang des Sommers 1813 als Kinzinger denselben auch bei Tag verübte, und es soll nach seiner Aussage der letzte sein, den er begangen hat. Währenddem die Hausbewohner in der Kirche waren, drang Kinzinger durch den offenen Stall, in den gleichfalls unverschlossen gewesenen Keller, von dem eine Tür in den Stall geht, vor welcher lediglich Stroh aufgehäuft war, um sie zu verbergen. Eine in das innere Haus führende Falltür des Kellers war nur dadurch verwahrt, dass ein Kloß daraufgelegt war. Diesen drückte er mit der Türe zurück, öffnete so diese, und kam so, ohne weiteren Widerstand zu finden, in die Wohnstube. Hier erbrach er mit seinem Brecheisen einen Schrank und entwendete daraus einen Beutel mit einer Carolin; brach sodann die Türe der Stubenkammer auf, erbrach hier weiter nicht nur eine Kiste sondern auch einen kleinen Schrank, fand in beiden Behältern, an Kronenthaler, Laubthaler und andern Münzsorten ungefähr 400 fl., die er auch zu sich nahm und sich sodann auf dem nämlichen Weg wieder unbemerkt aus dem Haus entfernte, auf dem er in solches gekommen war. Das Verifikations-Protokoll über diesen Diebstahl ist noch nicht eingelegt.

23.) Fleischdiebstahl zu Mechenhard im Königl. Bayerischen Landgericht Klingelberg

Teilnehmer dabei sind:

1.) Johannes Kinzinger

2,) Johann Adam Heusner

3.) Johann Adam Grasmann

Der Diebstahl wurde in der Nacht vom Iten auf den 4ten Mai 1803 an dem Einwohner Simon Joseph Krug zu Mechenhard verübt.

Mittelst einer Wagenleiter stieg zuerst Heusner in den oberen Stock des Hauses, wo er mit einer Pflugsäge ein Gefach ausbrach, und dann Kinzinger, als der geschmeidigste, durch die Öffnung in eine Kammer einsteigen musste, aus der er das darin aufbewahrt gewesene geräucherte Fleisch von zwei Schweinen entwendete. Der Bestohlene hat den Wert des Diebstahls zu 22 fl. angegeben.

24.) Diebstahl zu Reinhardsachsen in dem Großherzogl. Badischen Amte Walddürn, vid. No. 108. bei J. A. Heusner

Nach Kinzingers eignem Bekenntnis war er, und nicht wie J. A. Heusner angab, der Schwager des Strubligten Adels Teilnehmer an dem Diebstahl, und er war mit dem Schmuhbalser eingestiegen. Als Teilnehmer gibt Kinzinger an:

Sich selbst

J. A. Heusner

Schmuhbalser

Han-Martinchen,

und noch Einen, den er nicht namhaft will machen können

25.) Diebstahl zu Brekßingen im Großherz. Badischen Amt Walddüren

Johann Kinzinger hatte dabei keine weitere Teilnehmer. Es war Sonntags den 23ten März 1806, Morgens zwischen 9 und 10 Uhr, als derselbe den Diebstahl an dem damaligen Schultheißen Philipp Franz Gerner während er mit den seinigen in der Kirche war, verübte.

Er erbrach die von innen verriegelt gewesene Stall, sodann eine zweite in die Küche führende Türe und kam so in die unverschlossen gewesene Wohnstube. Hier erbrach er einen Schrank, und entwendete daraus 188 fl. 50 kr. an barem Geld. Aus der untern Wohnstube drang sodann derselbe in den oberen Stock, wo er die Türe der daselbst sich findenden Stube, und in derselben eine Kiste erbrach, und aus solcher mehrere Effekten und darunter namentlich Weißzeug und Zinn entwendete. Der Wert dieser letzteren Gegenstände ist nicht angegeben. Mehrere in dem Schrank sich befundene Kleidungsstücke fanden sich in der Wohnstube umhergeworfen.

26.) Diebstahl zu Schönbrunn im Großherz. Badischen Amte Eberbach

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Ein Schneider aus Robern,

3.) Franz Kern und

4.) Valentin Kern – die sogenannten Hüttenbuben

Valentin Kern ist vor einigen Jahren in dem vormaligen Zuchthaus da hier verstorben, in das er wegen eines zu Beerfelden mit andern, namentlich dem Schmuhbalser begangenen Diebstahl von der Gesamtjustitz-Canzlei zu Michelstadt auf sechs Jahre verurteilt war. Kinzinger und Franz Kern stiegen mittelst einer Leiter durch den offenen Dachladen in das Haus ein, kamen über den Speicher in eine nicht verschlossen gewesene Stube, in der Franz Kern mit dem bei sich gehabten Brecheisen eine Kiste erbrach, aus der, neben 41 fl. an Geld, mehrere Kleidungsstücke und Leinwand, sodann das geräucherte Fleisch von einem Schwein, welches auch in der Stube aufbewahrt war, entwendete. Der Gesamtbetrag des Diebstahls ist zu 196 fl. 15 kr. angegeben. Das Verbrechen geschah um Jahr 1803, drei Wochen vor Ostern. Nach Aussage Kinzingers hatte Valentin Kern, der bei dem Bestohlenen als Drescher gearbeitet hatte, die Gelegenheit zum Diebstahl ausgekundschaftet. Kinzinger selbst war auch in dem Hause bekannt, und hatte darin nicht lange vor dem Diebstahl Schneiderarbeit gemacht. Nach seiner Angabe ist der erste Mann der Hausbesitzerin sein Taufpate gewesen.

27.) Diebstahl im Oberen Höllgrund zu Strümpfelbrunn, Großherz. Badischen Amts Eberbach.

Teilnehmer sind:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

3. ) Der Schneider von Robern

Der Diebstahl geschah auch im Jahr 1803 an dem, nächst einer Mühle einsam wohnenden, Beisassen Michel Brandenbusch. Heusner war zuerst mittelst einer Leiter auf das mit Stroh gedeckte Dach gestiegen, hatte einen Teil desselben abgedeckt und Kinzinger stieg sodann durch die Öffnung in das Haus ein. Er kam in eine Kammer, in der er jemand im Bette schlafend fand, und deshalb nur aus einer nicht verschlossen gewesenen Kiste mehrere Kleidungsstücke zusammenpackte, und mit fortnahm. Der Wert der ablatorum ist nicht angegeben.

28.) Diebstahl zu Breitenbrunn. vid. No. 119. bei I. A. Heusner

Nach der von Johannes Kinzinger näher erhobenen Nachricht gehört der Ort, wo der Diebstahl verübt wurde, nicht zu dem Großherz. Hessischen Fürstl. Lemingischen Amt Amorbach, sondern zu dem Königl. Bayerischen Landgericht Stadt Prozelten. Nach dem von daher erhaltenen Verifikations- Protokoll und dem Angeben Kinzingers ist der Diebstahl ganz so ausgeführt worden, wie in der oben angezogenen Stelle bei Heusner vorkommt. Die Diebe hatten indes auch die Haustüre von außen zugebunden, um dem Bestohlenen den Ausgang zu verwehren. Nach der eidlichen Aussage Kinzingers und des Bestohlenen wurde aber bei dem Diebstahl kein Geld, sondern nur Kleidungsstücke und ein Stück Leinwand entwendet, deren Wert dieser zu 44 fl. 56 kr. angibt.

29. ) Diebstahl auf der Bohnbrücken-Mühle bei Eselbach

Teilnehmer hierbei sind

1.) Johannes Kinzinger

2.) Ein Schumacher von Haussen auf der sogenannten Winterau

Der Diebstahl wurde im Jahr 1803 in der Nacht vom 20ten August verübt. Der Schuhmacher von Haussen, der auf der Mühle bekannt war, hatte solchen ausgekundschaftet. Kinzinger will den Geschlechtsnamen dieses Schuhmachers nicht angeben können, und ihn nur unter dem Namen Peter kennen. Es fehlt ihm an der einen Hand ein Finger er war zur Zeit des gegenwärtigen Diebstahls noch ledig und hielt sich bei seinem zu Haussen ansässigen Vater auf.

Nach Aussage Kinzingers stieg der Schuhmacher mittelst einer Leiter, die sie in der Scheune des Bestohlenen gefunden hatten, in das Haus ein. Die Stube des oberen Stockwerks war unverschlossen, allein die daran stoßende Kammer, in welcher der Bestohlene seine Schränke und Kisten hatte, war verschlossen. Der Schuhmacher versuchte die Türe aufzubrechen, da ihm aber dieses nicht gelang, so brach er neben solcher eine Öffnung, durch die er den inneren Riegel der Tür zurückschob, und dann aus den unverschlossenen Kisten und Schränken Kleidungsstücke, Leinwand und andere Gegenstände mit fortnahm; auch hatte er Bettung aufgepackt, diese wurde aber nächst der Mühle im Wald zurückgelassen, da die Diebe an dem übrigen Raub zu tragen hatten. Außer dieser Bettung, zu dessen Besitz der Bestohlene wieder gelangt ist, hat derselbe den Wert des Entwendeten auf 169 fl. 30 kr. angegeben. Derselbe hatte mit seiner Frau den Dieb über sich in der Stube gehört, allein aus Furcht nicht nur nicht aus dem Bette getraut, sondern sich auch noch selbst eingeschlossen, und ein Panduren-Messer zu sich gelegt.

30.) Diebstahl zu Rauberg im Großherz. Badischen Landamt Wertheim

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

Es war vor zwölf Jahren, dass dieser Diebstahl verübt wurde. Die Diebe stiegen durch einen offenen Laden in das zweite Stock ein und entwendeten Kleidungsstücke und Bettung. Da dieser Diebstahl gleich nach der Tat nicht zur Anzeige und Untersuchung kam, der Bestohlene nebst seiner Frau aber

schon seit einigen Jahren tot ist; so konnte der Tatbestand dieses Verbrechens nicht näher erhoben werden.

31.) Versuchter Diebstahl zu Rauberg

Teilnehmer sind:

1.) Johannes Kinzinger.

2.) Lorenz Frank, vulgo Bettel – oder Schinder- Lorenz genannt

Die Diebe hatten es auf Dörrfleisch abgesehen, Lorenz Frank war auch bereits durch das Strohdach mittelst einer Leiter in das Haus eingestiegen, der Bewohner wurde aber die Diebe gewahr, machte Lärm und verscheuchte sie dadurch.

32.) Diebstahl auf dem Tiefenthaler Hof bei Wertheim

Kinzinger war bei diesem vor etwa fünf Jahren begangenen Diebstahl ohne Teilnehmer. Er entwendete dabei aus einem Nebenbau, dessen Türen unverschlossen waren, zwei Waschkessel, deren Wert zu 30 fl. angegeben ist.

33.) Diebstahl zu Ober-Wittbach in dem Königl. Bayerischen Fürstl. Löwensteinischen Amte Triefenstein

Auch bei diesem, im Herbst 1807 an dem Wirt zum Roß, Andreas Rüttiger zu Ober-Wittbach verübten Diebstahl war Johannes Kinzinger ohne Teilnehmer.

Währenddem der Bestohlene mit den seinigen von Haus abwesend war, erbrach derselbe die nach dem Feld hingehende Küchentüre mit seinem bei sich gehabten Brecheisen, kam dann durch die Kühe ohne Widerstand in die Stube und die daran stoßende Kammer. Hier brach er eine Kiste auf, in der der Bestohlene sein Wirtschaftsgeld hatte und nahm solches zu sich. Er ging sofort in den oberen Stock, und suchte auch hier in zwei Kisten, von denen die eine auch aufgebrochen worden sein soll, noch Geld, fand aber nur ein Paar Braunschweigische Achtzehn-Bätzner, die er nebst einem seidenen Halstuch entwendete. Den Betrag des Geldes gibt der Bestohlene im Ganzen zu 150 – 160 fl. An.

Nach seiner weiteren Aussage sind ihm auch von dem Speicher drei nette Hemden entwendet worden, was aber Kinzinger in Abrede stellt.

34.) Diebstahl auf der Pulvermühle bei Hasloch im Königl. Bayerischen Fürstl. Löwensteinischen Amte Kreuz-Wertheim

 Teilnehmer sind:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Ein lediges Weibsbild von Faulbach, deren Mutter von ihrem Handel mit Mehl, nur die Mellnerin genannt werden soll

Eben diese letztere soll die Gelegenheit zum Diebstahl ausgekundschaftet und dem Kinzinger verraten haben. Die Tat geschah zwischen Bartholomä und Jakobi 1811. Kinzinger stieg mittelst einer hohen Leiter durch das offene Fenster in das Haus, und entwendete ein vollständiges Bett und ein halbes Dutzend zinnerne Teller. Der Wert des ersteren ist zu 113 fl. Angegeben; der der zinnernen Teller konnte nicht bestimmt werden.

35.) Diebstahl zu Zundersbach in dem Churfürstl. Hessischen Amt Schwarzenfeld

Teilnehmer sind:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Albert Krämer vulgo Zunder-Albert

Die Diebe brachen hierbei ein Gefach aus. Kinzinger stieg durch die Öffnung ein, und entwendete Kleidungsstücke. Der Diebstahl wurde vor etwa sieben Jahren verübt. Das Verifikations-Protokoll ist noch nicht eingekommen.

36.) Diebstahl zu Wiesenfeld in dem Königl. Bayerschen Landgericht Karlstadt

Teilnehmer sind:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Friedrich Schmitt, vulgo Tanzstöffel, auch Glaserchen genannt, zu Würzburg zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt

Der Diebstahl wurde am 16ten Mai 1805 an dem Schultheißen Sebastian Grus zu Wiesenfeld bei Tage verübt, während der Bestohlene mit den seinigen im Felde auf Arbeit war. Nach Friedrich Schmitts Aussage soll es dieser Diebstahl gewesen sein, bei dem Kinzinger sich Weibskleider bediente, und zwar um sich unkenntlich zu machen, da er im Wiesenfeld bekannt war. Wie Friedrich Schmitt weiter angibt, so war er mit seinem Bruder Jörg in der Gegend der Erlenbacher Höfe auf einem Feuerplatz mit Kinzinger und dessen Weibsleuten zusammen getroffen. Dieser machte den Antrag zu dem Diebstahl und bemerkte dem Friedrich Schmitt, dass er damit hingehen und etwas verdienen könne. Noch am nämlich Abend zogen die beiden Brüder Schmitt und Kinzinger auf den Diebstahl aus, nachdem dieser vorher Kleidung von seiner Frau angezogen hatte, um in Wiesenfeld nicht erkannt zu werden Unterwegs, wie die Nacht schon eingebrohen war, kamen sie an einen Schafpferch. Sie nahmen wahr, dass der Schäfer in den nahen Ort Haußen gehe, und auf den Antrag Kinzingers wurde sofort ein Schaf aus dem Pferch gestohlen, in dem nahen Wald sogleich geschlachtet, abgezogen und zerlegt. Mit dem Fleisch kehrte Jörg Schmitt zu den Weibsleuten zurück. Friedrich Schmitt und Kinzinger aber zogen weiter nach Wiesenfeld, in dessen Nähe sie im Walde bis den andern Morgen sich aufhielten. Am Morgen früh ging Kinzinger in der Weibskleidung in das Ort hinein, um auszukundschaften, ob der Schultheis mit den seinigen von Haus abwesend sei. Er kam bald mit der Äußerung zurück, dass es nun Zeit sei, vertauschte die Weibskleidung mit der des Friedrich Schmitt und ging dann wieder in das Ort herein und verübte den Diebstahl. Kinzinger stellt indes beharrlich. in Abrede, dass er damals Weibskleidung angehabt, und ein Schafdiebstahl begangen worden sei. Der Diebstahl in Wiesenfeld wurde auf folgende Weise ausgeübt. Morgens gegen acht Uhr ging Kinzinger von der Straße aus in das Ort. Nicht weit von der Behausung des Schultheißen kam dessen damals elfjähriger Sohn, im Begriff in die Schule zu gehen, ihm entgegen, von dem er erfuhr, dass seine Eltern und seine Schwester ins Feld gegangen seien. Auf diese Kundschaft unternahm dann Kinzinger die Ausführung des Diebstahls. Er schlich durch die offene Türe in den Stall, zwängte die aus solchem in das innere Haus führende Türe mit seinem Brecheisen auf, und kam dann ohne weiteren Widerstand in die unverschlossen gewesene Stube. Hier erbrach er die Türe eines Kommode-Aufsatzes und entwendete das darin aufbewahrt gewesene Geld, aus einer offenen Schublade aber einige Stücke Leinewand, im Gehalt von 70 — 80 Ellen. Auch einen in der Stube befindlichen Wandschrank erbrach er, fand aber darin nichts; er versuchte darauf die Tür der an die Stube stoßenden Kammer aufzusprengen, wurde aber daran dadurch verhindert, dass er die Frau des Schultheißen aus dem Felde zurückkommen sah. Er nahm sofort seinen Rückweg durch den Stall und den auf die Hofreite stoßenden Garten. Vor dem Ort kam er mit dem Friedrich Schmitt wieder zusammen, und beide zogen dann auf den verabredeten Feuerplatz, wo sie Kinzingers Weibsleute wieder antrafen, und die Gesellschaft Hühner zum Frühstück zu sich nahm, die immittelst die Schwiegermutter Kinzingers, die sogenannte Frankenlies, gestohlen hatte. Den Betrag des Geldes gibt der Bestohlene auf 100 fl. und den Wert der Leinwand zu 54 fl. an. Außerdem wurden ihm nach seiner Aussage auch noch Halstücher und andere Gegenstände entwendet, die er aber bei seiner Vernehmung nicht mehr angeben konnte.

37.) Diebstahl zu Haußen bei Wiesenfeld

Kinzinger war dabei ohne Teilnehmer. Der Diebstahl geschah in der Nacht vom ersten Mai der Jahre 1806 oder 1807  und Kinzinger entwendete dabei dem Schulmeister Valentin Seit durch Öffnung des Schiebfensters eine silberne Uhr, die nah an demselben gehangen war.

Nach dem Ankaufspreis schätzt der Bestohlene den Wert der Uhr auf 16 -18 fl.

38.) Weiterer Diebstahl zu Wiesenfeld

Teilnehmer hieran sind:

Johannes Kinzinger

Ein Leinenweber zu Langenprozelten

Er wurde vor ungefähr sechs Jahren bei Nacht verübt. Kinzinger stieg dabei mittelst einer Leiter durch einen offenen Laden in das Haus ein; die Beute bestand in Kleidungsstücken. Das Verifikations-Protokoll ist noch nicht eingelangt.

39.) Diebstahl zu Huten bei Schlüchtern

Kinzinger nennt den Ort Huten, allein es scheint, dass diese Benennung ein Idiotismus ist. Nach der Beschreibung, welche Kinzinger von der Gegend, wo der Ort gelegen ist, macht, liegt er zwei Stunden von dem Städtchen Schlüchtern und eine halbe Stunde von einem Bauernhof, der Schoppen genannt, im Wald.

Den Diebstahl verübte Kinzinger ohne Teilnehmer auf die Art, dass er während der Abwesenheit des Bestohlenen bei Tag durch das Fenster einstieg. Das Entwendete bestand in zwei Carolin Geld, und der Bestohlene ist der Wirt im Ort.

40.) Diebstahl zu Oberthulba im Großherzogl. Frankfurtischen Amte Hammelbach

Auch hierbei war Kinzinger ohne Teilnehmer, und der Diebstahl ein sogenannter Scheinsprung. Kinzinger war in dem Haus vorher haussieren gewesen, hatte von seinen Waren abgesetzt, und bei deren Bezahlung wahrgenommen, dass die Leute ihr Geld in einem Schrank in der Stube aufbewahrten. Er schlich sofort in einer Nacht von Samstag auf Sonntag durch den Garten in die Scheune, und hielt sich da verborgen, bis die Hausbewohner in die Kirche gegangen waren. In dem Hof fand er die Türe des Kellers unverschlossen und in diesem eine Falltür, die in das Innere des Hauses den Ausgang hatte, und auch unverschlossen war. Er kam so durch den Keller ohne Widerstand in das Haus und die nicht verschlossen gewesene Stube. Hier fand er den Schlüssel zum Schrank neben demselben hängen, und entwendete sofort aus diesem ungefähr 250 fl. Geld. Zur Vorsorge hatte Kinzinger inzwischen ein Brecheisen bei sich. Der Diebstahl geschah vor etwa neun Jahren im Sommer.

41.) Attentierter Diebstahl zu Brückenau

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Der kleine Johann (Johann Adam Wehner)

Die Diebe hatten es auf einen Säckler abgesehen, der auch Wirtschaft trieb. Dieselben versuchten des Nachts durch das Fenster einzusteigen; der Säckler, der mit seiner Frau in der Stube schlief, wohin die Diebe einsteigen wollten, wurde sie aber gewahr, es gab auch bei den Nachbarn Lärmen, und so wurden dieselben verjagt, ohne dass sie etwas davon trugen.

42.) Diebstahl zu Mecheren bei Eselbach

Teilnehmer sind:

Johannes Kinzinger

Der oben bei No. 29. vorkommende Schuhmacher von Haußen

Der Diebstahl wurde um die nämliche Zeit begangen, wo der sub No. 29. erzählte verübt wurde. Kinzinger stieg dabei des Nachts mittelst einer Leiter durch das Fenster ein; das Gestohlene soll nur in Flachs bestanden haben. Das Verifikations-Protokoll hat man noch nicht erhalten.

43.) Diebstahl auf einer Mühle in Wagengrund, eine Viertelstunde von Eselbach

Kinzinger war dabei ohne Teilnehmer. Derselbe stieg durch den angeblich nicht verschlossen gewesenen Küchenladen in die Küche, schlich sich von da die Treppe hinauf in den oberen Stock in eine Stube und entwendete eine Partie Kleidungsstücke. Er konnte mehr nicht mitnehmen, da in der Stube jemand aus dem Haus schlief. Auch hier fehlt das Verifikations-Protokoll noch.

44.) Diebstahl in einem Ort auf der sogenannten Winterau

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

Den Ort, wo der Diebstahl begangen war, den will keiner von beiden nennen können. Nah ihrer beiderseitigen Versicherung trugen sie nichts davon wie eine Quantität Mehl, welches Heusner mit seinem damals besessenen Pferde verfütterte. Übrigens war gegenwärtiger Diebstahl der erste, den Kinzinger in Gemeinschaft mit J. A. Heusner verübte.

45.) Diebstahl auf einem Orte bei Mudau im Großherzogl. Badischen

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

3.) Johann Adam Grasmann

Den Ort will auch hier keiner der Teilnehmer nennen können; er liegt, wie Kinzinger sagt, zwischen Amorbach und Mudau auf einer Anhöhe und ist unbedeutend. Es wurde hier durch einen Laden eingestiegen und geräuchertes Schweinefleisch entwendet: mehr fanden die Diebe nicht Mitnehmens wertes.

46.) Diebstahl zu Wagenschind

Kinzinger war dabei ohne Teilnehmer. Derselbe stieg, während der Bestohlene mit den seinigen in der Ernte-Arbeit war, durch das Fenster ein, und entwendete eine nicht unbedeutende Summe Geldes, gebildete Leinwand und andere dergleichen Gegenstände, welches zusammen in einer von ihm erbrochenen Kiste aufbewahrt war.

47.) Diebstahl zu Eiersheim im Großherzogl. Badischen. Amte Bischofsheim an der Tauber

Kinzinger ohne Teilnehmer. Auch dieser ist ein sogenannter Scheinsprung. Kinzinger schlich sich, nachdem er die Entfernung des Bestohlenen mit den seinigen abgepasst hatte, in das Haus, wozu er eine von innen verriegelte Türe aufzwängte, und entwendete mittelst gewaltsamer Aufsprengung eines unter einer Tischplatte angebracht gewesenen Behälters ungefähr vier Carolin Geld.

48.) Diebstahl zu Hebsbach in dem Königl. Bayerischen Landgericht Gemünden

Teilnehmer hierbei waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

3.) Der strublichte Adel (Johann Adam Kern)

4.) Der Leineweber aus Langprozelten

Der Diebstahl geschah bei Nacht durch Einbruch, und das Entwendete bestand in Kleidungsstücken.

49.) Diebstahl zu Haußen bei Helmstädt in dem Königl. Bayerischen Landgericht Karlstadt

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

3.) Der strubeligte Adel (Johann Adam Kern)

Auch dieser Diebstahl wurde des Nachts durch Einbruch verübt, und dabei Bettung entwendet.

50.) Diebstahl zu Katzenbach im Großherzogl. Badischen

Kinzinger war dabei ohne Teilnehmer. Sowie er seine Scheinsprünge gewöhnlich ausführte, so war es auch hier der Fall: er schlich, während die Leute aus dem Hause in der Ernte-Arbeit waren, durch den offenen Stall in das Haus, und entwendete Kleidungsstücke, ein Pulverhorn und eine Pistole. Heusner hatte angegeben, dass er dabei auch eine bedeutende Summe Geldes entwendet habe, allein Kinzinger stellt dieses beharrlich in Abrede.

51.) Diebstahl auf der Schleifmühle bei Hasloch

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

Dieselben stahlen dabei ohne besonders beschwerende Umstände einen großen Brantwein-Kessel, der eingemauert war, und einen Waschkessel.

52.) Attentierter Diebstahl zu Oberhambach, Großherzogl. Hessischen Amts Heppenheim

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Kinzinger

2.) Johann Adam Heusner

3.) Johann Adam Grasmann

Die Diebe hatten schon angefangen das Strohdach abzudecken und durch dasselbe einzusteigen, wurden aber an der Ausführung der Tat dadurch gestört, dass der Bewohner des Hauses sie gewahrte und Lärmen machte.

53.) Diebstahl zu Laudenau. vid. No. 63. bei J. A. Heusner.

54.) Diebstahl zu Rimbach

Kinzinger war ohne Teilnehmer. Der Diebstahl wurde von ihm an einem Krämer durch Einbruch verübt, und dabei die Waren im Kramladen entwendet.