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Friedrich Adam Thomas

vulgo Langer Friedrich

Ilbeshausen
Teufelsmühle in Ilbeshausen

Er galt nach Grolmann als der vollendeste Spitzbube der Vogelsberger, da er alle anderen an Verstand, Körperkraft, Gewandtheit, Selbstbeherrschung, Scharfblick, Vorsicht und Unerschrockenheit weit übertraf. Er war das uneheliche Kind der Anna Elisabeth Suchertin, die damals als Magd in Volkartshain diente. Sein Vater, dem er nichts als das Leben verdankte, war ein Schäfer mit Namen Johann Adam Thomas und diente in Ober-Seemen. Als seine Mutter von der Gicht geplagt wurde, zog sie bettelnd in der Umgebung umher und sammelte Almosen. Etwa 1807 starb sie in Lanzenhain.
Von seinem 9. Lebensjahr ab diente der lange Friedrich bei den Bauern in Ilbeshausen, Frischborn, Dirlammen, Eichelhain und Hopfmannsfeld. Nach der Konfirmation verließ er seine Mutter und wurde Gauner. Sein Hauptaufenthalt war der Vogelsberg, besonders das Junkerland (das Gebiet der Freiherrn von Riedesel zu Eisenbach bei Lauterbach) . Stets gab er den Schein, sich ehrlich zu nähren. Meistens hatte er steinernes oder irdenes Geschirr anzubieten. 

Thomas
Friedrich Adam Thomas
Signalelement

Er ist 38-40 Jahre alt, 5 Fuß 6 Zoll groß, von schlanker, hagerer Statur, hat dunkelbraune Haare, schmale Stirn, hellgraue Auen, lange schmale ziemlich spitze Nase, gewöhnlichen Mund mit aufgeworfener Oberlippe, rundes Kinn, ovales Gesicht. Ein Mitglied der Vogelsberger Bande hat er unter dieser eine der ersten Rolle gespielt, bis er endlich im Jahr 1811 der Justiz in die Hände fiel und im Juni 1812 zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe [Gießen] verurteilt wurde.

Mit seiner Beischläferin Anne Margaretha Glüber hat er mehrere Kinder erzeugt, von denen im Jahr 1813 noch 3 am Leben waren. [2]

Im ganzen konnten ihm 33 Diebstähle nachgewiesen werden. Andere und ein Straßenraub zwischen Lauterbach und Maar wurden ihm nachgesagt, konnten aber nicht bewiesen werden. Er besaß eine ungeheuere Verstellungskunst. Fast nie war er ohne Ware. Streng sah er darauf, daß in der Gegend, in der er sich zeigte, kein Diebstahl begangen worden war. Das Gießener Gericht hatte auf Grund seiner Gefährlichkeit die Todesstrafe beantragt. 1812 wurde er zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt.


Der “lange Friedrich” und “Druckers Peter” auf einem ihrer Streifzüge

Alte Festungskirche Rodenkirchen
Festungskirche Rodenkirchen

Druckers Peter

Johann Peter Wendelinus Labersweiler

Sie hatten sich im Gericht Engelrod getroffen und beschlossen bei einem gestohlenen Krug Wein, von hier aus nach Rodenkirchen zu ziehen, um dort einen Esel zu stehlen, den man vor einiger Zeit dort gesehen hatte.
Also zogen sie nach Rodenkirchen und kehrten mittags nach ihrer Ankunft in einer Branntwein-Schenke ein. Gegen 4 Uhr nachmittags verließen sie die Schenke und legten sich in ein Wäldchen nahe einer Mühle zum Schlaf, die sie berauben wollten. In der darauffolgenden Nacht gingen sie zu diesem Gebäude und brachen die vermeintliche Stalltür mit einem Stück Eisen auf. Statt in den Stall waren sie jedoch in einen reich gefüllten Keller mit Wein, Butter, Milch und anderen Eßwaren gekommen. Sie nahmen so viel mit, wie sie tragen konnten.
Nach gelungenem Diebstahl machte der lange Friedrich den Vorschlag, die Glocke aus der Totenkapelle zu stehlen. Gesagt – getan. Da es jedoch dunkel war und sie nichts sahen, mußte der Druckers Peter sein Halstuch opfern, das sie ansteckten. Mit dem brennenden Tuch gingen nun Friedrich und Frank auf den Turm und holten die 50 Pfund schwere Glocke. Diese wurde zu dem versteckten Wein gebracht und ein Feuer angezündet. Die Glocke wurde auf das Feuer gelegt, und, nachdem sie heiß geworden war, mit einer gestohlenen Pflugschar zerschlagen. Die Glockenstücke verkauften sie einige Fußstunden entfernt in einem ]udenhaus. Danach zogen sie über Schwarz nach Rodenkirchen zurück und lagerten in einem Kornfeld, da der ursprüngliche Plan, einen Esel zu stehlen, noch nicht ausgeführt war. Dieses geschah in der folgenden Nacht.
Mit zwei Eseln zogen sie nach Fraurombach (bei Fulda) weiter.

Ein schlechtes Geschäft

Ein schlechtes Geschäft machten zwei Feldscheersjungen mit ihrer Beute, als sie in Elpenrod einen Braukessel gestohlen hatten. Nach dem Einbruch in das Brauhaus und nach dem Losbrechen des Kessels trugen sie ihn in einen nahegelegenen Wald. Hier zerschlugen sie ihn und versteckten das Kupfer zwischen Rülfenrod und Otterbach in einem Waldloch. Sie selbst begaben sich nach Rülfenrod, um das Kupfer an bestimmte Juden zu verkaufen. Als sie jedoch das Metall am Abend holen wollten, war es verschwunden. Die Bauern hatten die Bande unbemerkt verfolgt und konnten das Diebesgut wieder in ihren Besitz bringen. Als der “lange Friedrich” , ihr Hauptmann, dieses erfuhr, hätte er beinahe einen der Gesellen umgebracht, da er selbst schon immer diesen Kessel gerne haben wollte.

Felda

Überfall auf das Haus des Schullehrers Johannes Nagel zu Otterbach im Jahre 1806

Zwölf Räuber hatten sich unter der Führung des “langen Friedrich” zusammengeschlossen, um in der Nacht vom 23. zum 24. März 1806 das Schulhaus in Otterbach zu plündern. Sie rammten die Haustür mit einem Balken auf und drangen in die Stuben ein, in denen Johannes Nagel mit seiner Frau und die beiden Töchter schliefen. Die jüngste Tochter verkroch sich unbemerkt unter ihr Bett. Alle anderen sowie der Sohn des Lehrers, wurden gebunden, aufs Gesicht gelegt und mit Betten zugedeckt. Danach brachen die Räuber Kisten und Schränke auf. Hierbei fanden sie ca. 400 Gulden bares Geld und viele Kleidungsstücke. Die Lehrersfrau versuchte unterdessen, durch die Tür zu entkommen. Einer der Räuber entdeckte sie jedoch und zog sie in die Stube zurück. Danach wurde sie gebunden und so unbarmherzig geschlagen, daß sie tagelang das Bett hüten mußte. Inzwischen waren die Nachbarn erwacht und ließen sich am Fenster sehen. Als die Räuber dies gewahrten, schlugen und schossen sie nach ihnen. Da aber die Bauern zurückschossen, unterließen sie weiteres Plündern und flohen in den nahegelegenen Wald.

Ein Straßen- und Lederraub im Zunderhardt, zwischen Fulda und Hainzell nach dem Pfingstmarkt 1808 in Fulda

Fulda
Fulda

Ein nächtlicher Raubüberfall ereignete sich im Zunderhardt, dem großen Wald östlich von Fulda, an der Straße nach Hainzell [heutige L3139, Vogelsbergstrasse]. Ausgeführt wurde die Missetat von Johann Adam Frank, “Druckers Peter”, Johannes Lehn, Andreas Lehn und Heinrich Pfeiffer.
Sie waren auf dem Pfingstmarkt in Fulda gewesen und hatten dort beobachtet, daß ein Schuster größere Mengen Geld eingenommen hatte. Auf dieses Geld hatten es die Räuber abgesehen.
Mit geschwärzten Gesichtern lauerten sie in den Oberroder Tannen. Als es acht Uhr abends und von dem Schuster noch nichts zu sehen war, wollten sie ihren Plan schon aufgeben. Da kamen plötzlich zwei Frauen mit 22 Wildhäuten vorbei. “Das wäre etwas für uns!” rief einer der Räuber. Sogleich sprangen alle auf und entrissen den Frauen die Ware. Die Überfallenen schrien vor Angst laut um Hilfe. Ein Teil der Räuber war mit dem Leder beschäftigt, währenddessen die anderen die Frauen heftig schlugen.
“Schlagt sie tot”, rief einer der Räuber, “so hat die Jagd ein Ende!” Dieser Schreckensruf ließ die Frauen sofort verstummen. Die Räuber verschwanden mit ihrer Beute im Wald.

Ein “qualifizierter Diebstahl mit Schießgewehr” zu Höckersdorf

Am 16. und 17. September 1809 überfielen sechs Räuber, darunter der lange Friedrich, ein Bauernhaus im Vogelsberg in Höckersdorf. Fünf Mann leerten die Stuben aus, während Friedrich mit geladener Pistole Wache hielt.
Nach einiger Zeit wachte der Bestohlene auf und öffnete die Tür. In diesem Moment schoß Friedrich. Durch den Schuß aufgebracht, flohen die Räuber und ließen einen Teil ihrer Beute zurück. Einer der Schurken, Leonhard Lang, hatte in aller Eile seine Schuhe verloren und mußte seine Flucht barfuß fortsetzen. Bei Storndorf sammelte sich die Bande wieder, und die noch übriggebliebene Beute wurde aufgeteilt. Lang erhielt im voraus 15 Ellen Tuch zur Entschädigung.

Raubüberfall am 12. Oktober 1810 auf die Birkenmühle zwischen Metzlos und Metzlos-Gehaag

Zehn bis zwölf Räuber sind am 12. Oktober des genannten Jahres abends nach 10 Uhr auf die zwischen Metzlos und Metzlos-Gehaag einsam liegende Birkenmühle, wo sie viel Geld vermuteten, gekommen und nachdem sie unter Lärmen und Schießen die Haus- und Stubentüre mit Holzstämmen und Holzspalten eingestoßen und dann mit Lichtern in die Stube eingedrungen sind, haben sie von der Hausfrau unter Drohung mit an die Kehle gesetztem Messer Geld verlangt, sie und ihren Schwiegervater, der ihr zur Hilfe kam, hart geschlagen und verwundet.

Metzlos-Gehag

Tische und Schränke und alles, was sie in ihrer Angst angab und wo sie Geld vermuteten, erbrachen, und dann, als sie nichts fanden, sie von neuem gefoltert. Dieser Tumult dauerte etwa 10 Minuten, als es in den beiden obengenannten Orten zu stürmen anfing, weil der Müller, der schon zu Bett lag, auf den ersten Baum in die Mühle sprang, durch ein Loch neben dem Rade sich durchzwängte und dann, als er die Mühle umstellt sah, auf Händen und Füßen eine Strecke fortkroch und nach dem nächsten Ort eilte und die Sturmglocke zog, welches man in dem anderen Ort ebenfalls härte. Mit einer Anzahl von Leuten eilte er nach der Mühle zurück, worauf sich die Räuber schleunigst entfernten und nichts als ein Wachslicht und ein Pflugseck, was ihnen zum Aufbrechen diente, zurückließen. Sie hatten nur ganz wenig erbeutet. Man verfolgte sie noch in derselben Nacht bis Weidenau und Reinhards ins Hanauische und Fuldaische, wo man ihre Spur verlor. Wie man bemerkte, waren es insgesamt junge, in graue oder blaue Jäckchen gekleidete Leute gewesen, mehr klein als groß. Der mutmaßliche Anführer war ein großer, junger, hübscher, gutgekleideter Mensch gewesen. Nach dieser Beschreibung handelt es sich wahrscheinlich um den Langen Friedrich und seine Genossen. “

Aus: Lauterbacher Anzeiger, Nr. 19, 192


Quellen:
[1] NEEB, REINHOLD: Räuber, Gauner und Vagabunden. Kriminalität im alten Oberhessen, Gießen, Brühlscher Verlag. 1987, 1. Aufl.
[2] SCHWENCKEN, KARL PHILIPP: Aktenmässige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabundengesindel. Sowie von einzelnen professionierten Dieben, in den Ländern zwischen dem Rhein und der Elbe, nebst genauerer Beschreibung ihrer Person Original gedruckt in der Hampeschen Buchdruckerey, Cassel, 1822