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Jean Baptist Rieger

AUF DER SPUR EINES „SEHR GEFÄHRLICHEN SUBJECTS”

Wild-West im Odenwald. 1838 gab es eine Großfahndung nach dem „sehr gefährlichen Subject“ Jean Baptist Rieger. Der war beim Ulfner (Olfener) Bild „den begleitenden Gensdarmen entsprungen, obwohl er geschlossen (also gefesselt) war“, berichtet das Heppenheimer Kreiswochenblatt am 22. August des betreffenden Jahres. Der Landkreis Erbach gehörte wie auch der Kreis Heppenheim damals zur Provinz Starkenburg, in der nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die hessischen Gebiete östlich des Rheins und südlich des Mains zusammengefasst wurden.34 Jahre ist der Waidpflanzer [dabei handelt es sich um eine Färbepflanze] aus Wasselonne im Elsass alt, als er die öffentliche Sicherheit im Großherzogtum Hessen bedroht. Seine „Entweichung“ mobilisiert die „Gensdarmerie des Kreises“ samt den Bürgermeistern. Auf dem Weg zwischen Fürth und Beerfelden, wo er augenscheinlich vor Gericht sollte, machte sich der Betreffende aus dem Staub. Über die näheren Umstände schweigt sich die Nachricht aus. Der entsprechende Bildstock befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen Olfen und Güttersbach.

Vom „Kreisrath“ werden die Häscher beauftragt, „schleunigst und eifrigst auf denselben zu invigilieren, ihn … geschloßen und wohlbewahrt am Gr. Landgericht Freienstein  zu Beerfelden oder hieher abzuliefern und mir davon Anzeige zu machen“. Die Beschreibung ist sehr detailliert. Rieger trug zu dieser Zeit einen dunkelblauen Stutzer, alte dunkelblaue tuchene Beinkleider, eine blautuchene Schildkappe mit herabhängendem Deckel, gestreifte Weste mit gelbem Grund, roth und gelb gedrucktes Halstuch mit Knoten angeknüpft sowie Stiefel. Und das mitten im August.Auch der Rest von Riegers einschlägigen Merkmalen ist mangels Fotografie sehr genau beobachtet. Als 7 Fuß 2 ½ Zoll wird seine Größe beschrieben, was über 1,80 Meter gewesen sein dürfte. Er hatte dunkelbraune Haare, eine „bedeckte“ Stirn, dunkelbraune Augenbrauen und Bart sowie dunkle Augen. Dazu kamen „gewöhnliche“ Maße, ein „mittelmäßiger“ Mund, rundes Kinn, ein „längliches Angesicht“ und eine frische Gesichtsfarbe.

Wie viele der Odenwälder Bildstöcke steht auch das „Olfener Bild“ an einem historischen Wallfahrtsweg nach Walldürn, weiß die einschlägige Literatur. Somit dürfte sich an dieser Stelle 1838 wie auch heute ein Rastplatz befunden haben, an dem der Tross, von Fürth kommend, nach den etlichen Odenwald-Hügeln pausierte. Der Flucht-Bildstock gilt als einer der einfachsten und altertümlichsten nahe des alten Wegs von Olfen nach Güttersbach. Mit Sockel ist er knapp drei Meter hoch. Von Hexen und sonstigem Spuk erzählt an dieser Stelle der Volksmund. Für Olfen dürfte der Hinweis auf Hexen ohne Zweifel nicht ursprünglich, sondern wohl nachträglich und recht spät sein, meint Friedrich Mößinger in seinem 1962 erschienen Buch „Bildstöcke im Odenwald“.

Veröffentlicht am 8. April 2020 von Thomas Wilken

Quelle: https://hirschhorner.wordpress.com/2020/04/08/auf-der-spur-eines-sehr-gefaehrlichen-subjects/

Geschichte Olfen (Oberzent)

Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort im Jahre 1398 als Lehen des Pfalzgrafs Ruprecht an Schenk Eberhard von Erbach. Der Ortsname lautete damals Ulfen. Es wohnten hauptsächlich Hirten im Dorf. 1438 belehnt Pfalzgraf Otto Schenk Otto von Erbach mit 1/4 des Dorfs nebst Zubehör. 1488 werden zwei herrschaftliche Güter erwähnt. 1513 verzichtet Pfalzgraf Ludwig zugunsten Schenk Eberhards von Erbach auf die Jagd von den Olfener Wiesen bis an die Hinterbach und schenkt ihm das Herzogengut zu Olfen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg besiedelten Schweizer 1658 das wüst gefallene Dorf. 1806 gelangt der Ort mit dem Amt Freienstein an das Großherzogtum Hessen. 1939 hatte Olfen 199 Einwohner und gehörte zum Landkreis Erbach. Seit dem 16. Jahrhundert gehört Olfen zum Kirchspiel Güttersbach.
Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahib eigenständige Gemeinde Olfen am 1. Juli 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Beerfelden eingegliedert, die wiederum am 1. Januar 2018 mit weiteren Gemeinden die Stadt Oberzent bildete. Dabei wurde Olfen eigener Stadtteil der neuen Stadt Oberzent.

Quelle: https://www.wikiwand.com/de/Olfen_(Oberzent)