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Johannes Lehn

vulgo Spiel- oder Musikantenhannes, auch der Lohmüller genannt

Inhalt

Actenmäßige Nachrichten von dem Räubergesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern Besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben Von C.F. Brill, Großherzogl. Hessischem Kriminal-Richter zu Darmstadt. Zweite Abtheilung. Darmstadt 1815

Johannes Lehn ist 33 -34 Jahr alt, katholischer Religion und der Sohn von dem, zur sogenannten Lohmüllers Bande gehörigen Michel Lehn von Weerfeld (man sehe deshalb Pfisters aktenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beiden Ufern des Mains, 2ter Thl. p. 241 seq. und von Grolmanns aktenmäßige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbande, p. 505.).

Er hat vier Brüder: Heinrich, Andreas, Balser und Hannbast, und eine Schwester Anna Maria.

Heinrich wurde mit seiner Beischläferin Anne Eve Dimerin von Rodenbuch am 11ten Dec. vorigen Jahrs auf dem Hofe Pleusdorf bei Kirchheim im Churhessischen Amte Neustadt verhaftet, von dem Kriminalgericht zu Marburg an das zu Gießen abgeliefert, und von diesem am 25ten März d. J. an das da hiesige, als Teilnehmer an mehreren schweren Verbrechen seines Bruders, Johannes, zur weiteren Untersuchung abgegeben. Andreas und Balsar sollen in vormaligen Würzburgischen Kriegsdiensten gestanden haben, Hanbast aber sich bei seinem Vater aufhalten. Die Schwester Anna Maria zieht mit einem Kerl umher, der nach Johannes Lehns Angabe Adam Bierhenkel heißen soll, und, wie er sich ausdrückt, ein Musikant und Komödiant ist; dessen Vater war aus Fulda gebürtig und stand unter dem Preußischen Militär. Der Vater Michel Lehn hat außer den in oben angeführten beiden Werken genannten Brüden Franz und Andres noch zwei Brüder, die beide Hannes heißen sollen, und von denen der eine Hirte in einem Orte bei Walddüren ist, der andere aber sich in dem sogenannten kölnischen Sauerlande (Herzogtum Westphalen) aufhalten soll. Nach erhaltenen offiziellen Nachrichten hat das Königl. Bayerische Landgericht Gemünden, unter dessen Gerichts-Bezirk Weerfeld gehört, die Untersuchung gegen die Lehnsche Familie eröffnet, und der alte Franz Lehn ist daselbst eingezogen.

Die Mutter von Johannes Lehn ist eine geborene Schimider von Angersbach in dem Großherzogl. Hessischen Freiherrl. von Riedeselischem Patrimonialamt Lauterbach. Dessen Vater stand früher in Kaiserl. Österreichischen Militärdiensten, und zog sich nach erhaltenem Abschied in das Fuldische und die Gegenden des Vogelsberg. Zu Kistrich in dem Großherzogl. Amt Ullrichstein war derselbe bei dem Pächter des dasigen von Schenkischen Hofs in der Folge einige Jahre Brandweinbrenner, und es war hier wo Johannes Lehn geboren wurde. Nachdem Michel Lehn den Dienst zu Kestrich verlassen hatte, so zog er einige Jahre ohne bestimmten Wohnort auf dem Lande umher, und erhielt Aufenthalts-Erlaubnis zu Steinberg in dem Großherzogl. Hessischen Gräf Stollbergischen Amte Ortenberg. Er beschäftigte sich hier mit Drahtarbeiten, als Tabaks-Pfeifendeckel, Vogelbauer usw. die er besonders nach Frankfurt an das dasige Handlungshaus Willmer abgesetzt haben soll. Auch der Bruder des Michel Lehns, Andres, war zu gleicher Zeit mit ihm in Steinberg ansässig, und arbeitete als Schuhflicker, fertigte Knöpfe von Knochen und zuweilen auch Drahtarbeiten. Johannes Lehn lernte zu Steinberg bei dem dasigen Schuhmeister mit seinem Bruder Heinrich und seiner Schwester Musik, letztere bläst Waldhorn, er selbst bläst das nämliche Instrument und spielt Violine. Es war nach seiner Angabe nicht lange vorher, ehe das Amt Ortenberg unter Großherzogl. Hessische Souveränität kam, als sein Vater mit seiner Familie und dessen Bruder Steinberg verlassen musste, und nun wieder ohne bestimmten Wohnort auf dem Lande umherzog.

Er, Johannes Lehn selbst, trieb sich teils mit seinen beiden Geschwistern, teils mit andern herumziehenden Musikanten umher. Unter letzteren war unter andern der Sohn eines Bauern von Usenborn, von dem Lehn sagt, dass er ein reicher Mann und Kirchenbaumeister sei. Den Geschlechtsnamen dieses Burschen will Lehn nicht wissen, sonst nennt er ihn bald Jakob, bald Johann Henrich, auch Polack und gibt von ihm an, dass er ein Schuhmacher seiner Profession und unter das Churhessische Militär zu Hanau sich Habe engagieren lassen, von solchem aber bald wieder desertiert sei. Durch diesen Burschen will er mit Johann Adam Heusner zu Oberroden gelegenheitlich dass er mit demselben und seinen beiden obengenannten Geschwistern da lag und Musik machte, bekannt, und durch beide zum Raub und Diebesleben verführt worden sein. Er will versichern, dass er, so lang er sich bei seinen Eltern aufgehalten, sich nie eines Diebstahls oder sonstigen Verbrechens schuldig gemacht habe, noch von solchen je eine Anleitung zu dergleichen Handlungen erhalten habe: was freilich nach der sonst von der Lehnschen Familie bekannten Nachrichten sehr unglaublich ist.

Nach seiner Erzählung kam damals Heusner von Frankfurt mit Waren zurück, und redete ihm zu, mit ihm zu gehen, indem er ihm die Aussicht gab, dass er ihm dazu helfen wolle, sich einen Kramkasten mit Waren anschaffen zu können, und er sich dann nicht mehr so plagen dürfe. Er will durch diese und die Zuredungen des obengenannten Burschen bewogen worden sein, mit Heusner nach Rimbach zu gehen, und die unten weiter vorkommende Diebstähle zu Scheeringen, Beerfelden, Michelstadt, sollen seine ersten Verbrechen gewesen sein.

Mit seiner angeblichen Frau, Anna Margretha Reißin, von Ramsthal, Schwester- Tochter von der Mutter des zu Heidelberg hingerichteten Veit Krämer, wurde Johannes Lehn auf dem Mittelgründauer Hof bekannt, auf dem sie als Magd diente. Da nach seiner Angabe deren Vater ihre Verbindung mit ihm ohne priesterlich kopuliert zu sein, nicht zugeben wollte; so ging er mit ihr heimlich durch, ließ sich unter das Kaiserl. Österreichische Militär anwerben, und wurde darauf vorgeblich zu Eger kopuliert, desertierte indes wieder noch ehe er einem Regiment zugeteilt und montiert war. Er trieb darauf einen kleinen Handel mit sogenannten kurzen Waren, mit denen er auf dem Land haussieren ging, und kam hierbei in das zu dem Großherzogl. Badischen Amte Rothenfels gehörigen Orte Zimmern. Sein Vater war hier von der Gemeinde als Flurschütz angestellt, und Johannes Lehn blieb nun bei demselben und half ihm in seinen Dienstverrichtungen, da solcher Alters halben nicht mehr dazu im Stand war. Sein Vater dankte endlich ab, und nun erhielt Lehr dessen Stelle, wurde in der Folge Nachtwächter und gemeine Diener, in welch letzter Eigenschaft er als Polizeioffiziant gekleidet war und auf das verdächtige Gesindel zu sehen hatte, und überhaupt Handlanger der Ortspolizei war. So hatte derselbe seit dem Jahr 1810 in Zimmern gelebt, er erhielt öftere Besuch von seinem Bruder Henrich, allein Niemand ahnte in ihm den Räuber Spielhannes, obgleich das in dem 1sten Thl. des Pfisterischen Werkes von ihm gegebene und mit seiner Person übereinstimmende Signalement bekannt war. Er selbst wusste sehr gut, dass er signalisiert und als Räuber öffentlich bezeichnet war. Er wusste den Schein eines rechtlichen Mannes, dadurch dass er pünktlich in seinem Dienst war, und die ihm anvertraute öffentlichen Gelder getreulich an die bestimmte Orte ablieferte, und sich nebenher durch Schuhflicken und Gürtlerarbeiten etwas zu verdienen suchte, so gut zu beobachten, dass er selbst während seiner Anstellung sein voriges Handwerk fortsetzte, ohne dass man nur den geringsten Verdacht auf ihn warf. Kamen Signalements von Verdächtigen oder Angeschuldigten, so wusste er so lang auf Seite zu gehen, bis sie etwas verraucht waren, und wusste sich das Zutrauen des Ortsvorstands so eigen zu machen, dass Kinzinger bemerkte, dass man vorsichtig zu Werke gehen müsse, wenn man seiner habhaft werden wolle, da er mit den Vorgesetzten so stehe, dass er alles von ihnen erfahre. Letzterer, der ihn jedoch nur unter dem Johannes Lohmüller kannte, gab endlich dessen Aufenthalt an, und nachdem man sich durch die weitere Vernehmung des J. A. Heusners überzeugt hatte, dass solcher Niemand anders, als der berüchtigte Spielhannes sei, so setzte man den damaligen Direktor des Main- und Tauberkreises, Großherzogl. Badischen Kammerherrn Freiherrn von Türkheim in Kenntnis, durch dessen zweckmäßige Anstalten dann Johannes Lehn zu Zimmern handfest gemacht, und am 1sten Juni vorigen Jahres an das Großherzogl. Kriminalgericht da hier ausgeliefert wurde.

Die Verbrechen, deren er sich nach seinem Eingeständnis schuldig gemacht hat, sind folgende:

A.) Gewaltsame Einbrüche und Raub.

1.) Gewaltsamer Einbruch und Raub zu Altenhofen, vid. No. 9. bei I. A. Heusner.

2.) Attentierter gewaltsamer Einbruch und Raub zu Grävenwürzbach, vid. No. 3. bei I. A. Heusner.

B.) Straßen- Räubereien

3.) Straßenraub in dem Altenhaslauer Gerichtswald

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Lehn

2.) Dessen Bruder Heinrich

3.) Der kleine Johann (J. A Wehner)

Am 14ten August 1809 wollten die Juden Simon und Liebmann Abraham und Neusau Mordachai von Altenhaslau den Markt zu Bieber mit ihren Waren besuchen. Sie kamen auf ihrem Weg dahin, die Waren in ihren Achselsäcken tragend, Morgens 5 Uhr auf die sogenannten Wasserlöcher in dem Altenhaslauer Gerichtswald, und wurden da von den eben genannten Räubern, die in dem Gebüsch auf sie gelauert hatten, und nun bei ihrer Ankunft plötzlich hervorstürzten, angegriffen und ihrer Waren beraubt. Beide erstere Juden erhielten Schläge und einer der Räuber (es war Henrich Lehn) setzte dem Simon Abraham eine Pistole auf die Brust. Einen Flintenschuss hinter den Angegriffenen kam ein, dem kleinen Johann wohl bekannter Becker von dem Ziegelhof bei Gelnhausen und hinter ihm noch mehrere Leute, welche den Markt zu Bieber besuchen wollten, allein dies störte die Räuber nicht; der Becker wurde von einem der Räuber (es war nach Joh. Lehns Angabe der kleine Johann) mit Vorhaltung einer Pistole zurückgejagt. Nach verübtem Raub zogen sich die Räuber in das Gebüsch zurück, und nahmen ihren Weg auf den Mittelgründauerhof, wo sie teilten.

Der Wert des Geraubten ist auf 621 fl. angegeben. Den größten Verlust setzten die Beraubten in den Verlust ihrer bei sich gehabten Konto-Bücher; welche die Räuber unterwegs wegwarfen. Der kleine Johann hatte hier dieses Vergehen nicht eingestanden: als er nach dem Bekenntnis Johannes Lehns in Aschaffenburg darüber vernommen wurde, gestand er zwar dabei gewesen zu sein, allein er leugnete alle tätige Teilnahme, so wie auch dass er von dem Raub etwas erhalten habe.

4.) Straßenraub in dem Erbstädter Wald in der sogenannten Kühmark

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Lehn.

2.) Dessen Bruder Heinrich.

3.) Heinrich Franz vulgo Hennerle (in dem Zuchthaus zu Marienschloß auf Lebenslang einsitzend ).

4.) Überrheiner Han-Adam (Johann Adam Steininger)

5.) Ein jüngerer Sohn von dem Zunder-Albert (Albert Krämer)

Albert Krämer selbst war mittlerweile, als der Straßenraub verübt wurde, nach Erbstadt gegangen, um Brandwein zu holen, von wo er nicht wieder zu den andern Gesellen zurück kam.

Am 9ten Sept. 1809 wurden die Juden Salomon Isaak, Debel Israel, Benjamin Hirsch, sodann Conrad Daudt von Staden und Lekisch Baruch von Stammheim, auf ihrem Weg nach Frankfurt, wohin die Juden Ochsen zum Verkauf trieben, von den genannten Räubern angegriffen, und ihnen drei silberne Uhren, sodann ungefähr 11 fl. geraubt. Überrheiner Han-Adam führte eine Pistole bei sich, die andern tüchtige Prügel. Misshandelt wurden die Beraubten nicht, da sie auf den Aufruf: „Spitzbuben, das Geld abgelegt!“ gute Worte gaben, und sich ohne Widerstand durchsuchen ließen.

5.) Straßenraub zwischen Glauburg und Leihstadt

Teilnehmer hierbei waren:

1.) Johannes Lehn,

2.) Dessen Bruder Henrich

3.) Henrich Frank vulgo Hennerle

4.) Überrheiner Han-Adam

5.) Der Sohn des Zunder-Alberts

Nachdem die Räuber den sub No. 4 bemerkten Straßenraub verübt hatten, zogen sie auf die Mühle bei dem Leihstädter Hof, wo sie zechten. Währenddem kamen mehrere in die Frankfurter Messe reisen wollende Schuhmacher von Grebenhein unfern der Mühle, Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, vorbei. Die Räuber gewahrten sie, setzten ihnen nach und raubten ihnen 337 fl. 20 kr. Einem der Schuhmacher, welcher sich zur Wehre setzte, wurden zwei Löcher in den Kopf und die Schulter auseinandergeschlagen.

Es war kurz vor diesem Straßenraub, als Überrheiner Han-Adam sich die sonstige Beischläferin des damals hier unter dem falschen Namen Valentin Hiller gesessen habenden Krug-Josephs, die sogenannte große Catherine beigelegt hatte. Von dem Daub hatte er das meiste unterschlagen, und sich bald nach demselben von den andern getrennt. In einem Ort unfern Hanau übernachtete er mit seiner Konkubine und mit ihm zugleich der sogenannte Wurzel-Jörg. Während der Überrheiner Han-Adam mit seinem Weibsbild in einem besondern Zimmer sich pflegte, benutzte Wurzel- Jörg die Gelegenheit, dessen Büchsensack mit dem geraubten Geld sich zuzueignen und aus dem Staube zu machen. Jener hatte die Verwegenheit den Diebstahl selbst der Obrigkeit anzuzeigen, und den Wurzel-Jörg durch öffentliche Blätter als den Täter signalisieren und verfolgen zu lassen.

6.) Straßenraub bei Oberroden, vid. No. 28. bei J. A. Heusner

C.) Versuchte Straßenräubereien

7.) Versuchter Straßenraub bei Kerbersdorf. vid. No. 34. bei J. A. Heusner

Nach dem Eingeständnis des Johannes Lehns war er, der zuerst auf die Angegriffenen einige Schüsse tat.

8.) Intendierter Straßenraub bei Borsdorf in der Wetterau

Teilnehmer:

Johannes Lehn

Kleiner Johann

Schoden-Henrich

Der Zigeuner Andres

Pfeifferchen (bei Miltenberg im Main ertrunken) und

noch zwei Ungenannte

Es war auf Juden abgesehen, die beraubt werden sollten: die Räuber waren zum Teil mit Gewehr bewaffnet; die Ausführung der Tat unterblieb, weil die Räuber unter sich uneinig wurden.

Noch drei andere intendierte Straßenräubereien unterlässt man hier namentlich aufzuführen, da es nur bei entferntem Conat blieb.

D.) Diebstahl durch Einbruch, Einsteigen oder Führung von Waffen verübt

9.) Diebstahl zu Diedelsheim

Teilnehmer:

1.) Johannes Lehn

2.) Kleiner Johann

Der Diebstahl wurde zur Zeit der Kornernte im Jahr 1808 durch Einbruch verübt, und dabei einige Stücke Leinwand, ein Paar Strümpfe und ein kupferner Kessel entwendet: der Wert des Gestohlenen ist 21 fl., 48 kr. angegeben.

10. ) Diebstahl zu Beerfelden. vid. No. 58. bei I. A. Heusner

11.) Diebstahl auf einem Orte, zwei bis dritthalb Stunden von Albersbach gelegen

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Lehn

2.) Schmuhbalser

3.) Der sogenannte Betzen-Schneider, auch Basler genannt ( vid. Pfisters 2ter Thl. p. 257.)

4.) Jakob Henrich Vielmetter

5.) Dessen Sohn Johannes

6.) Überrheiner Han-Adam

Man konnte, aller Bemühungen ungeachtet, den Bestohlenen nicht ausfindig machen. Nach Johannes Lehns Angabe war es im Jahr 1806, dass solcher durch Einbruch und Einsteigen verübt wurde. Das Gestohlene bestand in Leinwand, Kleidungsstücken und Viktualien. Nach Grasmanns Aussage kamen Schmuhbalser und die beiden Vielmetter mit ihren Päckchen auf die Rimbacher Ziegelhütte, wo das Gestohlene an einen herbei geholten Juden verkauft wurde. Der alte Vielmetter stellt seine Teilnahme in Abrede.

12.) Diebstahl auf dem Neuenschmitter Hammerwerk bei Wächtersbach

Teilnehmer waren:

1.) Johannes Lehn

2.) Dessen Bruder Heinrich

3.) Der dicke Bube (Christian Haag)

4.) Der langbeinige Steffen (Stephan Heusner)

Der Diebstahl wurde in der Nacht vom 25ten auf den 26ten Oktober 1808 an dem Wirt Müller auf gedachten Eisenwerk verübt. Stephan Heusner und der dicke Bube sprengte mit einem Meisel einige Stäbe von dem eisernen Fenster-Gitter aus dem Sandsteinen, worin sie befestigt waren, stiegen dann ein, und entwendeten, außer 50 fl. in Silbergeld, 20 Dukaten in Gold, einem Dutzend silbernen Suppenlöffel, anderem dergleichen Silbergerät, Leinewand und andere Gegenstände. Der Gesamtbetrag des Diebstahls, einschließlich des Geldes, ist auf 420 fl. angegeben.

13.) Diebstahl zu Michelstadt, vid. No. 100. bei J. A. Heusner

14.) Diebstahl zu Scherring, vid. No. 86. bei J. A. Heusner

15.) Diebstahl zu Ulmbach

Teilnehmer waren:

Johannes Lehn

Johann Adam Heusner

ein Schuhmacher von Kerbersdorf (Friedrich Diedrich )

Einer der Gebrüder Seidenwand von da

Der dasige Waldschütz Lorenz N. N. von

Es war in der Nacht vom 8ten auf den 9ten Oktober 1807 als der Diebstahl durch Einbruch an dem Einwohner Hemich „Jerber zu Ulmbach verübt wurde, Heusner und Seidenwand waren in das Haus getiegen.

Das Entwendete bestand besonders in Kleidungsstücken, dessen Gesamtwert auf 192 fl. 38 kr. angegeben ist. Der Waldschütz führte bei dem Diebstahl ein Gewehr.

16.) Versuchter Diebstahl zu Mörlenbach, Großherz. Hessishen Amts Waldmichelbach, und dabei erfolgte Verwundung eines dasigen Einwohners

Teilnehmer waren:

Johannes Lehn

Johann Adam Heusner

Schmuhbalser

Jakob Henrich Vielmetter

dessen Sehn, Johannes Vielmetter

In der Nacht vom 25ten Oktober 1805 waren die Diebe ausgezogen, um den Einwohner und Krämer Nikolaus Eisenhauter zu bestehlen. Schmuhbalser war durch das Fenster in die Küche eingestiegen und hatte von außen bereits eine bedeutende Öffnung in die, den Kramladen von der Küche scheidende Brandmauer gebrochen, als der Nachbar des Eisenhauers, Bäckermeister Johannes Schmitt, der eben mit Backen beschäftigt war, zufällig aus dem Fenster seiner Backstube sich umsah, von einer Stimme aber mit ,,zurück“ angerufen wurde. Räuber nicht ahnend, wollte er nach seinen Schweinställen sehen, ob sie gehörig verschlossen seien. Er war aber kaum seiner Haustüre heraus getreten, als einer der auf der Schildwache gestandenen Räuber auf ihn zu kam und ihm die volle Ladung einer mit Schrot geladenen Pistole ins Gesicht gab. Schmitt stürzte zusammen, der Schuss hatte aber die andere Ortseinwohner aufgeschreckt, es gab Lärmen, und die Diebe mussten so ohne den beabsichtigten Diebstahl ausführen zu können, abziehen.

Nach J. A. Heusners bestimmter und wiederholten Behauptung war es Johannes Lehn der geschossen hat, was aber dieser widerspricht, und dagegen sagen will, der alte Vielmetter habe geschossen, der, so wie sein Sohn, auch mit einer Pistole bewaffnet war.

Für den Becker Schmitt hatte der Schuss die unglückliche Folge, dass er das eine Auge ganz verlor, und an dem andern nur noch einen Schein hat.

17.) Versuchter Diebstahl zu Hernbach. vid. No. 113. bei J. A. Heusner

18.) Diebstahl durch Einbruch zu Birkenfeld in dem Großherz. Badischen Amte Rothenfels. vid. No. . bei J. Kinzinger.

Johannes Lehn widersprach der Teilnahme an diesem Diebstahl durchaus hartnäckig, indem er glaubte, dass ihm der Umstand, dass er in der letzten Zeit zu Zummern als gemeiner Diener gestanden, bei der Strafbestimmung sehr zu statten kommen würde, wenn ihm nur ein in diesem Verhältnis begangenes Verbrechen nicht erwiesen werden könne. Eidlich gestand er ihn bei Gelegenheit, dass man die Entdeckung gemacht hatte, dass er eine Messerklinge in der Schuhsohle verborgen hatte, und man ihn darüber zur Rede stellte. Die Messerklinge wollte er zur Selbstentleibung benutzen, auf den Fall er zum Tod verurteilt würde.

Johannes Lehn ist aber außer diesem Diebstahl noch neterdings beschuldigt, dass er, während er schon als gemeiner Diener angestellt ist; Teil

  1. an einem in der Nacht vom 12 auf den 13ten Juli 1814 auf einer Mühle bei Birkenfeld verübt wordenen gewaltsamen Einbruch und Raub;
  2. an einem im Sept. 1812 in dem Judenhof bei Steinbach in dem Königl. Bayerlichen Landgericht Karlstadt attentiertem und bis zum nächsten Akt der Vollendung gekommenen gewaltsamen Einbruch und Raub genommen, und
  3. einen kranken französischen Soldaten beraubt hat.

Die Untersuchung wegen dieser Verbrechen konnte bis jetzt noch nicht beendigt werden. Übrigens muss man bemerken, dass diejenige Verbrechen bei Kinzinger und Johannes Lehn, bei denen J. A. Heusner als Teilnehmer genannt wird, ohne dass sie bei ihm noch vorgekommen sind, auch von solchen eingestanden wurde, nachdem der erste, seine Verbrechen betreffende Abschnitt schon im Druck begriffen war.