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Johann Adam Heusner

Actenmäßige Nachrichten von dem Räubergesindel in den Maingegenden, dem Odenwald und den angrenzenden Ländern. Besonders in Bezug auf die in Darmstadt in Untersuchung befindlichen Glieder desselben Von C.F. Brill, Großherzogl. Hessischem Kriminal-Richter zu Darmstadt. Erste Abtheilung.

Inhalt

Derselbe ist seit dem 14ten May dieses Jahres 36 Jahre alt, katholischer Religion, verheiratet, Vater eines noch lebenden Mädchens von 21 Jahren, und zu Mümling-Grumbach in dem standesherrlichen Amt Breuberg geboren.

Sein noch lebender Vater, Tobias Heusner von Grünenwörth bei Werteim gebürtig, ist der Sohn eines Hirten, und nährte sich bei und seit seiner Verheiratung mit Maria Catharina Grasmännin, einer Schwester des Mit-Inquisiten Johann Adam Grasmanns, gleichfalls als Hirt, Taglöhner und Korbmacher, indem er ohne festen Wohnsitz zu haben, an verschiedenen Orten in dem standesherrlichen Amte Breuberg und jenseits des Mains von den Gemeinden die Viehhüte übernahm. Diesen Ernährungszweig behielt derselbe bis vor etwa 6 Jahren, von wo er sich als sogenannter Kasten-Krämer und daneben auch auf dem Taglohn ernährt, und sich gleichfalls ohne festen Wohnsitz in den Ämtern Reichenberg und Schönberg besonders aufhält.

Inquisit hatte bei seiner Verhaftung noch drei Geschwister, die sämtlich jünger waren wie er. Einen Bruder, namens Stephan, der als Räuber und Dieb zu Heidelberg in der Folge verhaftet wurde und sich daselbst im Gefängnis erhängt hat (dieser führte den Spitznamen Langbeiniger Steffe); eine Schwester; die an einen herumziehenden Krämer Namens Johann Adam Vogel verheiratet ist und endlich noch einen Bruder, der mit seiner Mutter verhaftet, hier im Stockhaus an der Lungensucht gestorben ist.

Den Eltern, so wie seinen jüngeren Geschwistern steht durchaus nichts entgegen, was annehmen ließ, dass er nicht, so lange er bei ihnen sich aufhielt, zu einem ordentlichen Lebenswandel wäre angehalten worden.

Während seinem ledigen Stande hielt sich Inquisit teils bei seinen Eltern auf, teils diente er in reiferen Jahren bei Bauern als Knecht.

Er war 21 Jahre alt, als er auf diese Weise bei einem Bauer zu Mehnert im Großherzogl. Frankfurtischen Amt Klingenberg diente seine Eltern aber in dem  benachbarten Orte Vockenrode das Vieh hüteten. Während diesem seinem Dienst kam seiner Mutter Bruder und Pate, Johann Adam Grasmann, auf dem Felde zu ihm, wie er eben mit Zackern beschäftigt war, schilderte ihm seinen Zustand in einem möglichst gehässigen Lichte und zeigte ihm dagegen, wie viel besser er es haben würde, wenn er mit ihm gehe, und bestimmte ihn auf diese Weise, einen Dienstherrn heimlich zu verlassen.

Inquisit nahm hierbei diesem ein Betttuch oder Kissenbezüge mit, in welche er seine Effekten packte. Er ging nach Laudenbach, wohin ihn Grasmann beschieden hatte, und traf hier solchen und dessen in seiner Gesellschaft gewesenen Schwager, Michel Herold. Heusner wurde nun von Grasmann zu kleinen Diebereien von altem Eisen, Ketten, alten Hacken und dergleichen angehalten. Er blieb auf diese Weise von Ostern bis Michaeli bei dem Grasmann, wo er denn nach Vockerode zu seinen Eltern, die daselbst noch das Vieh hüteten, zurückkehrte. Während dem er sich nun bei diesen aufhielt, lernte er seine Frau kennen, die nach Würzburg reisen und dort kurze Waren kaufen wollte, hierbei aber bei seinen Eltern, die sich mit der Beherbergung armer Leute abgaben, Nachtquartier genommen hatte, und wenige Tage nach dieser ersten Bekanntschaft wurden beide zu Wertheim in dem Kapuzinerkloster getraut. Diese seine, des Heusners, Frau ist eine Tochter eines sichern Johann

Georg Kaufmanns, der ehedem Torwächter zu Freudenberg war; dann Krämerei trieb und Daubenholz machte und den dieser Beschäftigung den Namen Daubenhauer führt. Sie hat mehrere rechte und Stiefgeschwister und unter ersteren eine Schwester, namens Elisabeth, die eine Zeit lang mit Georg Fehn, vulgo dicken Jörg und dann auch mit dem sogenannten kleinen oder Krämer-Johannchen, auch Schneider genannt, (Johannes Kinzinger) auch mit dem sogenannten Schmuh-Balser als deren Beischläferin herumzog und unter andern im Jahr 1805 bei dem Großherzogl. Würzburgischen Centamt Homburg verhaftet war.

Nach seiner Verheiratung blieb Heusner noch etwa ein Jahr bei seinen Eltern und zog dann mit diesen nach Wüstamorbach bei Umstadt. Hier kam Johann Adam Grasmann wieder zu ihm, und beredete ihn abermals, mit ihm zu gehen. Heusner blieb nun aufs Neue von Neujahr bis Ostern bei jenem, indem er mit demselben die kleinen Diebereien fortsetzte.

Die Lebensweise, bei der seine Frau dennoch betteln gehen musste, fing inzwischen an dem

Heusner zu missfallen, und er entfernte sich daher wieder von Grasmann, und begab sich zu seinem Schwiegervater nach Monbrunn, und arbeitete mit demselben eine Zeitlang als Holzmacher in einem Walde bei Miltenberg. Auf Pfingsten, in einem Zeitpunkte, wo Heusner mit seinem Schwiegervater überspannt gewesen sein will, kam Grasmann wieder zu ihm und beredete ihn nochmals mit ihm zu gehen. Er zog mit demselben wiederholt bis zur Ernte auf die nämliche Weise wie früher herum: um die angegebene Zeit wurde er aber von seinem Vater bei Hammelbach abgeholt und mit nach Rimhorn genommen. Er wohnte hierauf hier mit seinen Eltern im Hauszins, und machte gemeinschaftlich mit seinem Vater Körbe, brach während dem Winter mit demselben Tannäpfel.

Heusner, der wahrscheinlich doch der Lebensweise, zu der er nach seiner Angabe von seinem Paten Grasmann angeführt worden war, mehr Geschmack abgewonnen hatte, als anhaltender Arbeit, blieb im mittelst nicht sehr lang bei seinen Eltern, sondern entfernte sich abermals von denselben in Gesellschaft des sogenannten Schrammbackigen Jörgs, (Georg Fontsch), und von nun an wurde er Dieb und dann Räuber von Profession.

Seine erste Ausflucht mit dem Schrammbackigen Jörg war nach Obernburg und von da nach Schippach, wo er die Bekanntschaft des sogenannten Mahnenjörgs und des Lumpenstoffels machte. Er kam bald nachher mit dem Balthasar Meinhard, vulgo Schmuh-Balser (Schmuh heißt in der Jenischen Sprache weibliche Scham) in Bekanntschaft, mit dem die obgenannte Schwägerin Heusners, Elisabeth, ebenfalls eine Zeitlang herumgezogen war, und welcher unter dem Namen Balthasar Grünewald in dem ehemaligen Zuchthaus da hier gesessen und darin gestorben ist. Meinhard war ein Hauptgenosse des Schinderhannes und nach Heusners Angabe derjenige, welcher in jenes und anderer Gesellschaft am 25ten Mai 11801 einen Kurmainzischen Korporal zu Kleinrohrheim erschlagen hat.

Dieser Meinhard, der nach Heusners Aussage grade wie ein Schornsteinfeger die Leiter auf der Achsel des Nachts in den Ortschaften herumging und in ein Haus nach dem andern einstieg, bis er etwas fand, was der Mühe wert war, mitzunehmen, war sein Lehrmeister in nächtlichen Diebstählen, und der zu Mannheim im dasigen Zuchthaus verstorbene Peter Eichler, vulgo Hainstädter Peter, mit dem er später bekannt wurde, führte ihn zum Straßenräuber an, und er kam seinen Lehrmeistern nicht nur bald gleich, sondern übertraf sie auch. Selten war er auf einer Unternehmung ohne Gewehr bei sich zu führen, was gewöhnlich Pistolen waren, er stand bei seinen Genossen in großem Ansehen, erkannte keinen über sich, sondern war bei Haupt-Unternehmungen gewöhnlich der Anführer. Er führt den Namen dicker oder  Krämer, auch rother Hann-Adam, er zog als sogenannter Kastenkrämer herum, hatte gewöhnlich nicht unbedeutende Warenvorräte und führte der Regel nach gute Pässe.

Von seinen ersten unter der Anleitung des Johann Adam Grasmanns begangenen Diebstählen sagt Heusner, dass sie nichts als Kleinigkeiten betroffen hatten. Im ersten Sommer, wo er mit jenem herumzog, stahlen sie unter andern, zu Breitenbrunn ein oder zwei Stücke Tuch, die von dem Eigentümer aus Vergessenheit auf der Bleiche liegen gelassen worden waren. Einmal musste Heusner zu Ober-Kinzig aus einer Scheune einen Sack Spelz fort – und bis nach Ober-Laudenbach tragen, wo Grasmann die Frucht mit dem Sack an einen dasigen Müller verkaufte. Heusner sagt, dem Grasmann sei keine Kleinigkeit zu schlecht gewesen, dass er sie nicht mitgenommen, und er ärgere sich noch, -dass er demselben bei solchen Lumpereien geholfen hätte.

So groß und vielfältig übrigens die von Heusner einbekannten Verbrechen sind, so begreifen sie doch noch nicht die Summe der von ihm begangenen. Er behauptet zwar beharrlich, dass kein größeres von ihm begangenes Verbrechen sei, das er nicht eingestanden habe, allein er sagt hinsichtlich geringerer Verbrehen, wohin er attentierte Straßenräubereien, Diebstähle durch Einbruch oder Einsteigen oder mit Führung von Waffen verübt, rechnet, selbst wenn man ihn noch fünf Jahre ins Verhör nehme, so würde er am Ende dieser Zeit doch nicht behaupten können, dass er alles angegeben habe, denn der Kleinigkeiten könne er sich unmöglich alle noch so genau erinnern.

Bei der Wichtigkeit und Menge der von Heusner einbekannten Verbrechen, wird es bei deren Erzählung auf chronologische Ordnung nicht ankommen, sondern zweckmäßiger sein, wenn die Verbrechen nach ihrer Gattung zusammengestellt werden. In dieser Ordnung wird man nun selbige vortragen:

A.) Gewaltsame Einbrüche und Räubereien

1.) Zu Geislitz bei Gelnhausen

Teilnehmer waren dabei:

  • Johann Adam Heusner,
  • Dessen Bruder, Stephan Heusner
  • Kleiner Jörg (Johann Georg Hofmann, in Gießen verhaftet.)
  • Wurzel Jörg (Georg Fehn),
  • Kleiner Johann (Johann Adam Wehner)

Es war in der Nacht vom 11ten auf den 12ten Jenner 1807, als von den vorbemerkten Teilnehmern an dem Schultheißen Geiger zu Geislitz dieses Verbrechen verübt wurde. Derselbe hatte damals fremde Kauffschillingsgelder eingenommen, welches dem kleinen Johann von einem Einwohner Fritz zu Geislitz verraten worden war.

Die Räuber kamen in dem Isenburg-Meerholzischen Ort Mittelgründ, das zwei Stunden von Geislitz entfernt ist, zusammen und zogen von da in verschiedenen Parthien nach Geislitz, wo sie in dem Haus des die Gelegenheit zum Diebstahl verraten gehabten Einwohners einkehrten, und bis es Zeit zur Ausführung der Tat war, sich aufhielten; Nachts zwischen 11 und 12 Uhr machten sich die Räuber mit Stricken zum Binden, Stöcken und Wachslichtern versehen von da auf, an das Haus des  Beraubten, dessen Hund von dem bemerkten Einwohner oder dessen Sohn mit Krähenaugen vergiftet worden war. Heusner brach an der hintern in die Küche führenden Türe mit einem bei sich gehabten Meißel eine Öffnung, durch welche er die inneren Riegel an der Thür zurückschob und nach der Angabe des Beraubten einen quer über die Türe hergelaufenen starken Prügel wegräumte, und so diese öffnete. In der Küche wurde der Wachsstock angezündet, und die aus derselben auf den Hausgang führende Türe von Heusner dadurch geöffnet, dass er mit einem Messer zwischen der Türe und dem Türpfosten durchfuhr und den außen befindlichen Kloben aufhob. Von dem Hausgang her stürmten nun die Räuber mit Gewalt in die Stube. Durch das Getöse aus dem Schlafe geweckt, sah Schultheiß Geiger vier der Räuber mit dem brennenden Wachsstock plötzlich vor sich stehen. Heusner und dessen Bruder besetzten sogleich von beiden Seiten das Bett, worin Geiger mit seiner Frau lagen, der kleine Jörg aber drang in die Kammer an das Bett, worin die Kinder des Beraubten schliefen. Johann Adam Heusner forderte den Geiger auf, still zu sein und sein Geld herzugeben; Geiger befolgte das erstere nicht, und erhielt deshalb von Heusner ein Paar Schläge mit der Hand, da er aber auch hierauf nicht ruhig und still wurde, so setzte ihm Heusner, nach seiner Angabe, den Meißel, den er quer im Munde hatte, mit der Drohung auf die Brust: „„sei still oder ich stehe dich tot.“ Die Frau des Schultheißen erhielt von Stephan Heusner einen Schlag mit einem Stock über das Auge, dass sie davon betäubt wurde, und als sie sich wieder erholt hatte, mit einer Axt, welche Johann Adam Heusner von dem Hausgang mitgenommen hatte, einen zweiten Schlag auf den Kopf, dass sie für tot liegen blieb. Der in der Kammer gelegene 15jährige Sohn des Beraubten, der aus dem Bett aufgesprungen war, empfing von dem kleinen Jörg mit einem unten beschlagenen Stachelstock einen Schlag mit solcher Heftigkeit auf den Kopf, dass der Stock zersprang, das Blut aber an der Stubendecke wider spritzte. Das Amt Altenhaslau fand diese beide Misshandelten, als es sich auf die ihm gemachte Anzeige noch in der nämlichen Nacht nach Geislitz begab, in ihrem Blute schwimmend.

Johann Adam Heusner öffnete während dieser Misshandlungen einen in der Kammer gestandenen Schrank und nahm die darin befindlich gewesenen Kleidungsstücke heraus, dessen Bruder Stephan zerschlug eine eben daselbst gestandene Kiste und raubte das darin befindlich gewesene Geld und da der vor der Stubentüre gebliebene kleine Johann erklärte, dass das in der Kiste gefundene Geld noch nicht alles sei, so hieb Johann Adam Heusner eine in der Stube gestandene zweite Kiste mit der oben bemerkten Art auf, in welcher sich Weißzeug-Geräte befand.

Da die Räuber nichts mehr zu finden wussten, und nicht, wie der Beraubte glaubte, weil der Wächter geblasen hätte, entfernten sie sich. Sie teilten noch in der nämlichen Nacht den Raub zwischen Nieder Gründau und Wiedermarsch bei einem Feuer, das sie angemacht hatten.

Nach der Angabe des Heusners trug es an dem Geld jedem zu seinem Anteil 24 fl. und außerdem hat er und sein Bruder 8 Stück Laubthaler, die sich in einem Säckchen besonders befanden, unterschlagen. Nach der jedoch unbeschworenen Angabe des Schultheißen Geigers betrug aber der Raub 300 fl. an Geld und 300 fl. an Kleidungsstücken, Leibgeräte.

2.) Gewaltsamer Einbruch und Raub auf der Mühle bei Breitenborn 2 Stunden von Gelnhausen.

Teilnehmer an diesem Verbrechen waren :

  • Johann Adam Heusner,
  • Itzig Muck (ein Jude),
  • dessen Knecht Moses,
  • Polak (ein Jude, zu Wiesbaden hingerichtet),
  • Peter Henrichs Hann Adam (Johann Adam Hoffmann),
  • Mahne Friedrich (Friederich Schütz, zu Heidelberg hingerichtet.)

Ein zu Gelnhausen in der Burg wohnender Jude, namens Wolf, hatte dem Itzig Muck verraten, dass der Besitzer der Mühle Wilhelm Zirkel viel Geld besitze, welches er zuerst eingenommen habe. Itzig Muck machte daher den Anschlag zum Angriff der Mühle. Die obengenannten kamen zu Roth in einem Judenhause zusammen. Hier wurden Patronen gemacht, die Pistolen geladen, deren Heusner eine – und die übrigen zwei bei sich führten und damit, mit Stricken zum Binden und Wachslichtern versehen, wurde der Zug auf die ungefähr 2 1/2 Stunde von Roth entfernte Mühle angetreten, wo die Räuber um Mitternacht ankamen. Es war in der Nacht vom 2ten auf den 3ten August 1807.

Johann Adam Heusner war bei dem Unternehmen der Anführer, war angeblich mit einer Flinte und Seitengewehr bewaffnet und wurde von den Andern „Herr Lieutenant“ genannt. Die Lichter wurden vor der Mühle angezündet, und es geschah sodann der Angriff durch Aufsprengung der Haustüre mit einem Stück Holz – dem sogenannten Rennbaum, welchen Itzig Muck führte. Da es mit dem Aufsprengen der Stubentüre nicht so schnell gehen wollte, indem Muck fünf bis sechsmal dawider rennen musste; so musste Mahne-Friedrich auf Befehl Heusners als eine Kriegslist von außen die Stubenfenster einschlagen, um die Aufmerksamkeit des Müllers, wenn er durch den Aufenthalt, der durch das verzögerte Aufsprengen der Stubentüre entstand, Zeit gewonnen hätte, sich zur Gegenwehr zu rüsten, von der Stubentüre, wo der Hauptangriff geschah, ab und auf die Fenster zu richten. Die Stubentüre wurde ummittelst aufgesprengt und die Räuber drangen nun mit gemachten Schnurrbärten in die Stube: nur Mahne- Friedrich wurde außen mit einer Pistole versehen als Schildwache gelassen. In der Stube wurden alsbald die Lichter angeklebt, die Räuber fanden aber hier niemand als des Müllers Frau und dessen 66jährige Mutter. Diese wurde sogleich aus dem Bette gerissen, von dem Knecht des Mucks gebunden und mit heftigen Schlägen misshandelt. Der Müller Zirkel war eben unten in der Mühle beschäftiget, wohin deshalb Heusner und Peter Henrichs Hann-Adam drangen. Zirkel setzte sich gegen diese auf ihn eindringenden Räuber zur Wehre und erhielt deshalb von Peter Henrichs Hann Adam mit einem Prügel mehrere Schläge auf den Kopf, so, dass das Blut davon rann ; nach dem viso reperto hatte er eine Wunde auf dem rechten Scheitelbein 3 Zoll lang, eine auf der Stirne 2 Zoll lang, bei welcher die äußere Tafel des Hirnschädels lädiert war, und eine sehr starke Kontusion am rechten Arm über dem Ellenbogen. Der Übermacht weichend, retirierte sich Zirkel in die Kammgrube, wohin ihn die Räuber nicht verfolgen konnten. Diese kehrten wieder in die Stube zurück, allwo die alte Mutter des Müllers, da sie angeben sollte, wo sie ihr Geld habe, das sie, wie der Jude von Gelnhausen verraten hatte, besitzen sollte, fortwährend mit Schlägen und – von einem – der Räuber, nach Heusners Angabe vom Juden Polak, mit Säbelhieben misshandelt wurde. Nach den chirurgischen viso reperto hatte sie eine Wunde auf dem rechten Scheitelbein zwei und einen halben Zoll lang, eine dergleichen auf der Stirn nahe am Schlafbein, von dem ein Stück Haut einige Zoll lang und breit neben dem Auge herunterhing, eine Wunde mitten auf der Stirn einen halben Zoll lang, die Ellenbogen-Röhre des rechten Armes war in der Mitte entzwei gehauen, der Mittelfinger der rechten Hand war gespalten, und es zeigten sich an dem nämlichen Arm noch drei geringere Wunden. Die Misshandelte blieb ohnmächtig liegen.

Unter der vorbemerkten Misshandlung erklärte die unglückliche alte Frau in der Angst, dass sie ihr Geld einem Manne geliehen, der Ziegel dafür gekauft habe und bar die Räuber, dass sie bis den andern Tag warten mögten, wo sie das Geld wieder holten und ihnen geben wolle. Heußner erzählte diesen Umstand mit Lachen und dem Zusatz: Die Alte mag wohlgeglaubt haben, dass wir lange Zeit hätten, uns aufzuhalten. Auch des Müllers Frau sollte gebunden und geschlagen werden, Heusner nahm sie aber, da sie Wöchnerin war, in Schutz und sie blieb deshalb von aller Misshandlung verschont.

Inzwischen war derselbe und, Peter Henrichs Hann-Adam aus der Stube wieder in die Mühle zurückgekehrt, in der sich der Müller verborgen hatte, Letzterer führte dabei eine Flinte, welche sie nach Angabe des Heusners gleich dem Säbel in der Mühle gefunden hatten. Da der Müller auf die Aufforderung der Räuber nicht gutwillig seinen Zufluchtsort verlassen wollte; so wurde ihm mit Totschießen gedroht. . Bange für sein Leben, folgte derselbe nun dem Verlangen der Räuber, gegen das Versprechen, nicht weiter misshandelt zu werden. Er wurde in die Stube gebracht und hier aufgefordert, anzugeben, wo er sein Geld habe: er führte die Räuber in eine andere Stube, wo noch zwei Mannspersonen schliefen, die alsbald von dem Knecht des Itzig Muck gebunden wurden. Die Räuber fingen nun an, die in dieser Stube gestandene Kiste zu zerschlagen und die darin gefundenen Effekten heraus zunehmen, ließen aber damit ab, da der Müller erklärte, dass er ihnen die Schlüssel geben wollte. Heusner schloss darauf die noch nicht zerschlagenen Kisten auf und es wurde geraubt, was sich darin vorfand. Das Geraubte wurde in Bettüberzüge gepackt, welche von den Betten abgestreift wurden. Die Räuber entfernten sich dann, nachdem sie vorher Spiegel, Uhren, Tische, Stühle und Bänke zusammen geschlagen hatten, was nach Angabe Heusners die Juden aus Bosheit darüber, dass sie nicht mehr gefunden, getan haben sollen. Sie nahmen ihren Weg wieder zurück nach Roth in des Juden Haus, von dem sie ausgegangen waren. Hier wurde das Geraubte bis zur folgenden Nacht in Verwahrung gegeben und dann in dem Keller geteilt – das meiste von den  Effekten kaufte der Jude zu Roth an sich. Während dem Unschuldige wegen dieses Raubes in Verdacht und Untersuchung kämen, hatte Heusner die Frechheit, dabei sitzen zu bleiben und mit anzuhören, wie von demselben in den umliegenden Ortschaften gesprochen wurde, und er bemerkt dabei, dass er hier selbst mit angehört, dass des Müllers Frau erzählt habe, dass, wenn er nicht gewesen sei, sie um das Leben gekommen sein würde.

Von dem geraubten Geld erhielt Heusner, Itzig Muck und Peter Henrichs Hann-Adam jeder 9 oder 10 große Taler voraus, an dem übrigen trug es nach Angabe Heusners jedem der Räuber zu seinem Anteil 14-15 fl. Außer dem Geld bestand das Geraubte in Kleidungsstücken, Leinwand, Leibgeräte, Tisch – und Betttücher. Ein paar hirschlederne Hosen und 5 bis 6 zinnerne Löffel hatte Heusner für sich  besonders mitgenommen, in der Meinung, dass letztere von Silber seien. Nach Angabe des beraubten Müllers bestand das Geraubte:

  1. in 100 Stück Laubthalern,
  2. 49 fl. in 24 kr. Stücken,
  3. 30 fl. in 6 kr. Stücken,
  4. einem halben Conventionstaler.

Die Effekten bestanden nach dessen Angabe in mehreren Manns- und Weibskleidern, Hemden und besonders in vierhundert Ellen Leinwand.

3.) Nur kurze Zeit naß dem vorbemerkten Verbrechen wurde ein ähnliches zu Grävenwiesbach im Herzoglich : Nassauischon Amt Usingen versucht wobei sich die Verwegenheit der Räuber besonders auszeichnete.

Teilnehmer dabei waren:

  • Johann Adam Heusner
  • Kleiner Jörg
  • Überrheiner Wilhelm
  • Zinngießers Ludwig
  • Spiel-Hannes
  • Porzellan-Hannes
  • Gilbert
  • Mahne-Friedrich
  • Peter Henrichs Hann-Adam
  • Itzig Muck
  • dessen Knecht Moses

Der Raub galt dem Juden Zodik zu Grävenwiesbach, der damals gradeviel bares Geld vorrätig hatte und einen Kramladen von Spezerei – und Ellenwaren führte, und sollte in der Nacht vom 27ten auf den 28ten August 1807 ausgeführt werden. Itzig Muck hatte von einem anderen Juden in Grävenwiesbach Kundschaft von dem Geld, auf welches es besonders abgesehen war, erhalten. Die Räuber versammelten sich auf der Hassel- Hecke, wo Patronen gemacht und die Pistolen geladen wurden, deren namentlich Johann Adam Heusner, der kleine Jörg, und Spiel-Hannes bei sich führten. Von der Hassel-Hecke zogen die Räuber mit den geladenen Gewehren, Stricke zum Binden und den gewöhnlichen Wachslichtern versehen, nach dem Ort, wo sie den Raub vorhatten. Aus einer verfallenen Mühle, die sich vor dem Ort befand, nahmen sie einen größeren Balken zum Aufrennen der Haustüre und einen kleineren zum Aufstoßen der Stubentüre mit. Spiel-Hannes und Peter Henrichs Hann-Adam wurden abgesandt, das Schlüsselloch an der Kirche zu verstopfen, um dadurch das etwaige Stürmen der Einwohner zu verhüten.

Um an das Haus des Juden Zodik zu kommen, mussten die Räuber eine lange Straße in dem Ort durchgehen. Ein daselbst wohnender Einwohner öffnete das Fenster, und rief  ihnen zu, wo sie hin wollten, allein das hinderte sie nicht, ihren Weg fortzusetzen. Heusner sagt, dass, noch ehe sie an des Juden Zodicks Haus gekommen wären, schon Lärmen im Ort gewesen sei und dei Einwohner zusammen gelaufen wären, und bemerkt hierbei, das würde sie nicht gehindert haben, den Raub auszuführen, wenn sie nur die Stubentüre hätten aufbringen können. Bei dem Juden Zodick waren in selbiger Nacht gerade zufällig der Jude Seligmann von Groslinden und der Jude Herz von Usingen, und diese Zodick mit seinen beiden Söhnen waren noch beisammen und spielten auf der Karte, um sich den Schlaf zu vertreiben, als die Räuber um Mitternacht hinter der Scheuer her in den Hof kamen.

Samuel Seligmann von Grävenwiesbach, der ebenfalls den Abend in Zodicks Wohnung gewesen, war schon früher gegen elf Uhr nach Haus gegangen. Der eine von Zodicks Söhnen hörte nach seiner Aussage, wie so die Gesellschaft in der Stube beisammen war, in dem Hof das Bellen eines Hündchens, das früher ihm zugestanden hatte. Dies veranlasste ihn, die in den Hof gehende  Haustüre zu öffnen, wo er dann wahrnahm, dass die Räuber zwei und zwei hinter der Scheuer her mit brennenden Lichtern auf das Haus zu kamen.

Neben her ging ein großer Kerl, welcher die anderen zu kommandieren schien. Der Jude schloss die Haustüre sogleich wieder zu und es wurde nun außen kommandiert : Darauf gefeuert und losgeschlagen.

Heusner will von einem Hündchen, das im Hof oder bei ihnen gewesen, nichts wissen: nach seiner Angabe hat der Sohn des Zodicks die Türe geöffnet, als er Inquisit selbst eben Feuer schlug, um die Lichter anzuzünden; die Räuber sind zwar hinter der Scheuer hergekommen, aber nicht zwei und zwei, und es war Itzig Muck, welcher das Kommando führte, und nachdem die Türe wieder zugeschlossen und die Lichter angesteckt worden waren, vorwärts marschiert kommandierte. In dem Augenblick dieses Kommandos stürmten Heusner, Mahne-Friedrich, Zinngießers Ludwig und der Porzellan-Hannes die Haustüre mit dem dazu bestimmten Balken ein. Die Lichter wurden in dem Hausgang angeklebt, und nun die Stubentüre von Heusner, Überrheiner Wilhelm und Zinngießers Ludwig angegriffen. Die in der Stube befindlich gewesene Juden hatten sich indes auf die ihnen von dem Zodikischen Sohn von dem, was er im Hofe wahrgenommen, gegebene Nachricht, fest an die Türe gestemmt.

Den kleineren Balken, der zur Einrennung dieser Tür bestimmt war, hatte der, welcher ihn tragen sollte, nicht mitgenommen oder verlegt gehabt, und den andern Balken konnten die Räuber wegen seiner Länge in dem Hausgang gegen die Stubentüre nicht gebrauchen. Heusner und die andern genannten Räuber versuchten daher die Türe mit Gewalt einzutreten, sie brachten es auch so weit, dass die Türe einen großen Sprung bekam, und Zinngießers Ludwig einen großen Splitter losbrechen konnte, allein ihre Kräfte reichten nicht hin, die Türe aufzusprengen. Während dem dieses vor und im Haus vorging – gab es Lärmen im Ort, und die Einwohner eilten dem Hause zu. Die Räuber ließen sich aber dadurch von der Fortsetzung ihres Vorhabens, wie ich schon bemerkt habe, nicht abhalten, sondern der auf der Schildwache gestandene kleine Jörg und Spielhannes feuerten mit ihren Pistolen unter die anrückenden Einwohner. Einem der im Haus gewesenen Juden, der dem Fenster heraus um Hilfe schrie, fuhr hierbei ein Schuss dicht am Kopf vorbei. Gegen oben erwähnten Juden Samuel Seligmann, der früher aus des Zodicks Haus in seine nicht weit davon entfernte Wohnung gegangen

war, geschah von einem der Räuber bei ihrem Rückzug ein Schuss, als er, auf den entstandenen Lärmen und indem er zwei bis drei Kerl in seinem Garten wahrnahm, die nach des Zodicks Haus hin schossen, seinem Fenster heraus Feuer rief. Heusner, der, als man ihm über diesen Umstand Vorhalt machte, sogleich den gemeinten Juden erkannte, indem er bemerkte, dass es der sei, welcher früher nach Haus gegangen wäre, war es nach seinem Eingeständnis, der gegen denselben die Pistole hielt, sagt aber dabei, dass solche nicht losgegangen, weil das Zündloch verstopft gewesen.

Nachdem endlich die Räuber vergeblich die Stubentüre zu erstürmen versucht hatten, zogen sie sich schießend aus dem Orte zurück und nahmen ihren Weg wieder nach der Hassel-Hecke, wo sie sich verteilten. Auf diesem Rückzug verlor der kleine Jörg seine Pistole, welche den andern Morgen von dem Schulmeister zu Grävenwiesbach nebst aufgebissenen Patronen vor dem Orte gefunden wurde.

Den Morgen vor dem versuchten Raub hatte die Frau des Zodicks einen in die Haustüre geschobenen hebräischen Brief gefunden, worin dieser gewarnt wurde, sich vor Spitzbuben in Obacht zu nehmen. Nach des Heusners Angabe waren es Zigeuner, welche an dem Raube hatten Teil nehmen wollen, aber zurückgestoßen worden waren, von denen dieser Warnung-Brief herrührte.

Heusner bemerkt hierbei, dass ein Bote auf des Zigeuner Freitags Pferd den Brief nach Grävenwiesbach gebracht habe und der Jude die Person wohl anzugeben wissen werde, durch welche ihm solcher zugestellt worden sei.

4.) Vier Tage nach diesem versuchten, aber missglückten Raub, nämlich in der Nacht vom z1ten auf den 2teit September 1807, wurde ein anderer, sich durch die große Misshandlung der Beraubten und die Verwegenheit der Räuber auszeichnender, Raub auf der Mühle bei Oberliederbach in dem Herzoglich Nassauischen Amte Höchst wirklich ausgeführt.

Teilnehmer dabei waren:

  1. Johann Adam Heusner
  2. Kleiner Jörg
  3. Itzig Muck
  4. Dessen Knecht Moses
  5. Itzig Lindheimer, vulga Schmuckel
  6. Mosche Fuchs;
  7. Polak
  8. Ein anderer junger Jude, und
  9. Braun, ein mitunter als falscher Kollekteur herumziehender Kerl

Die sub 5, 6 und 7 genannten Juden sind wegen eines drei Wochen nach dem gegenwärtigen  Verbrechen zu Sossenheim verübten Raubes und dabei vorgefallener Ermordung eines Metzgers,  bei welch letzterem Verbrechen eben wohl auch Itzig Muck und Braun Teilnehmer waren, zu Wiesbaden durch den Strang hingerichtet worden.

Johann Adam Heusner und der kleine Jörg waren zusammen in Heldenbergen, wo sie Itzig Muck durch seinen Knecht hatte aufsuchen und in die dasige Juden Herberge, eine Haupt-Räuberhöhle, von wo aus die Räuber auch auf den Raub zu Soßenheim, nach den Wiesbadener Untersuchungs-Akten, gegangen waren, bestellen lassen. Sie fanden indes den Muck nicht daselbst, derselbe hatte aber die Bestellung hinterlassen, dass sie nach Bürgel bei Offenbach in das dasige Wirtshaus zum Adler kommen sollten.

Auch hier trafen sie den Gesuchten nicht; durch einen dem Wirtshause gegenüber wohnenden Juden, der auch bei dem schon bemerkten Raub zu Soßenheim beteiligt und zu Wiesbaden in eine mehrjährige Zuchthausstrafe verurteilt worden war, erhielten sie aber die Nachricht, dass Muck und seine Kameraden die Nacht auf etwas anders ausgegangen seien, und solche sie erwarteten. Diese fanden sich denn auch bald ein, und es wurde nun dem Heusner und kleinen Jörg der Vorschlag zu gegenwärtigem Raube gemacht und solcher von ihnen angenommen. In des vorbemerkten Juden-Haus wurden Patronen gemacht und Abends nach Einbruch der Nacht bei Bürgel über den Main gesetzt, und der Weg nach der zum Raub ausgesehenen Mühle angetreten. Die Juden führten Pistolen, Strike zum Binden, Lichter bei sih. Die Patronen wurden aus des Juden Haus zu Bürgel mitzunehmen vergessen; Johann Adam Heusner und der kleine Jorg gingen daher auf dem Marsch nach der Mühle nach Höchst hinein, kauften da noch Pulver und der letztere las Kieselsteine  zusammen, welche in die Pistolen geladen wurden. Vor dem Hof der Mühle, in welchen die Räuber, da er unverschlossen war, ohne Beschwerde gekommen, wurden die Lichter angezündet und dann mit einem Stück Bauholz die Haustüre aufgerannt. Der noch nicht lang zu Bett gelegene Müller Jung, durch den heftigen Lärmen aufgeschreckt, sprang heraus, um nach der Ursache zu sehen. Die Räuber kamen ihm aber schon in dem Hausgang mit ungestümen Lärm, unter französischem Fluchen und den brennenden Lichtern in der Hand, entgegen.

In der Meinung, dass es betrunkene Menschen seien, die ihn in der Besoffenheit nehen wollten, rief er ihnen ganz unbefangen entgegen, dass sie sich mit ihren Lichtern in Obacht nehmen, und ihm die Mühle nicht anstecken möchten. Augenblicklich wurde er aber von Moses Fuchs, Itzig Muck und dessen Knecht beim Kopf gepackt. Heusner drang sogleich in die Mühle, um sich des Mühlknechts zu versichern, fand aber keinen, indes eine geladene Flinte, die er zu sich nahm und wieder zu den andern zurückkehrte. Die Juden hatten bis dahin vergeblich den Müller zu Boden zu werfen gesucht, sie konnten aber seiner nicht mächtig werden. Heusner sprang daher herbei, warf den Müller zu Boden und nun wurde er sogleich gebunden; ein gleiches geschah mit dessen Frau. Auch der kleine Sohn des Müllers, der sich unten in der Mühle befand, und von dem Itzig Muck aufgefunden worden war, wurde von diesem gebunden. In der untern Stube wurde sodann ein an der Wand befestigtes  Schränkchen mit Gewalt aufgesprengt, und das darin befindlich gewesene Geld, nach der Angabe des Beraubten in 5 – 600 fl. bestehend, herausgenommen. Mit seinem eigenen spanischen Rohr wurde dieser dabei mit den heftigsten Schlägen von dem Moses Fuchs misshandelt, und an verschiedenen Teilen seines Körpers mit Lichtern gebrannt, um anzugeben, wo er sein übriges Geld habe. Dessen Frau, der anfänglich die Hände auf den Rücken gebunden waren, wurde ebenfalls mit Schlägen misshandelt, da sie sich die Hände frei zu machen gewusst und ihr nun die Hände an die Haare gebunden. Während dem dies unten in der Stube vorging, waren Heusner und Mut in den oberen Stock gedrungen,  es wurden die Türen aufgesprengt und die Kisten zerschlagen. Die in einem Zimmer daselbst gelegene Tochter des Beraubten wurde aus dem Bett gerissen und zu Boden geworfen, und ebenfalls gebunden, die Magd aber, da sie sich flüchten wollte, auf das Bett zurückgeworfen und mit Faustschlägen misshandelt, dass sie beinahe sinnlos liegen blieb.

Der ältere Sohn des Beraubten wurde, da er erklärte, dass er das Bein gebrochen, nicht gebunden, sondern ihm nur das Gesicht mit einem Kissen bedeckt. Die Frau des Müllers hatte sich inzwischen wiederholt von den Stricken, mit denen sie gebunden war, zu befreien gewusst und sich dem Fenster hinaus geflüchtet. Der mit dem Juden Polak auf der Schildwache gestandene kleine Jörg schoss auf sie, ohne ihr jedoch zu schaden. Der in dem Stall gelegene Fuhrknecht des Beraubten, durch den Lärmen aufgeweckt, fiel durch die vielen Lichter, die er auf dem Hof und in der Mühle wahrnahm, auf den Gedanken, dass Feuer ausgebrochen sei und sprang deshalb schnell über den Hof nach der Mühle zu. An der Haustüre wurde er aber von den auf der Schildwache gestandenen Räubern zurück  und wieder in den Stall getrieben, indem sie ihm die Gewehre mit der Drohung auf die Brust setzten, dass er bei dem ersten Laut darnieder geschossen werden würde. Der kleine Sohn des Müllers hatte sich indes seiner Banden zu entledigen gewusst, sich durch das Wasserbeet hinaus gemacht und war in das benachbarte Ort nach Hilfe geeilt.

Noch ehe aber diese ankam, und wie Heusner angibt, ohne dass die Räuber von dem Entspringen des Jungen etwas gewahrt hatten, verließen dieselbe wieder die Mühle. Auf dem Rückzug geschah die Teilung neben der Straße von Vilbel nach Frankfurt, ungefähr drei  oder drittehalb Stunden von der Mühle.

Während dem dieser Raub vorging, hatten auf dem Seitenbau sechs bis sieben Maurer und  Zimmerleute gelegen, die bei dem Bauwesen des Beraubten in Arbeit gestanden, was den Räubern nicht unbekannt war. Allein ungeachtet diese Menschen ihr Handwerkszeug, Pickel, Äxte bei sich hatten, so waren sie doch so vor den Räubern in Furcht, dass sich keiner von seiner Stelle zu bewegen getraute. Der Beamte fand sie noch unbeweglich auf der nämlichen Stelle, als er Nachts 12 Uhr auf die Nachricht von dem vorgefallenen Raub mit mehreren Einwohnern von Oberliederbach auf der Mühle ankam. Nachdem auf der Stelle von dem Beamten aufgenommen wordenen Protokoll wurde der Müller und seine Frau auf die abscheulichste Weise geschlagen und misshandelt, und der erstere an mehreren Stellen des Hintern mit angezündeten Lichtern gebrannt, auch die eine Magd am Kopfe sehr zerrupft gefunden. Es wurden sodann in der Mühle von den Räubern zurückgelassene Stricke, einige Wachskerzen, ein gewöhnlicher Steck von Hartriegel, auf welchem ein Ellenmaas eingekerbt war, vorgefunden; die Haustüre war mit einem schweren eichenen vierkantigen Balken aus ihrem Riegel gesprengt, alle Türen der oberen Etage mit einem etwas kleineren Balken aus den Angeln gerissen, und alle Kisten und Schränke mit einem auf der Mühle gefundenen Hebeisen zerschlagen und eingestoßen, die Kleider und sonstigen Effekten durchwühlt und auf den Boden geworfen.

Nach der Angabe des Beraubten bestand das geraubte Geld in 5 – 600 fl. – von sonstigen Effekten, die mitgenommen worden, ist nur ein mit Silber beschlagenes spanisches Rohr und eine Flinte angegeben: der Müller Jung gab aber selbst an, dass er das Geraubte nicht für sehr bedeutend halte. Der Dienstmagd wurde nach ihrer Angabe ihr erspartes Geld und ein weißes Halstuch aus ihrer Kiste geraubt.

5.) Zu Altenhofen, vier Stunden von Fulda, in der Behausung des dortigen Einwohners, Johann Storch.

Bei diesem Verbrechen waren Teilnehmer:

  • Johann Adam Heusner
  • Jochem (Joachim Koch, in Marburg verhaftet.)
  • Spiel-Hannes
  • Krummer Hanjost
  • Kleiner Hann- Adam,
  • Überrheiner Wilhelm und
  • Großer Johann

Die Tat geschah in der Nacht vom 6. auf den 7. November 1807 in der Behausung des schon  gedachten Einwohners Johann Storck zu Altenhofen. Jochem, der in dem Hause bekannt war, hatte den Andern die Gelegenheit verraten. Es war Nachts ungefähr 12 Uhr, als die Räuber neben der nach dem Hof gehenden Haustüre mit einem bei sich gehabten Meißel oder einer Eggenzinke eine Öffnung zu brechen versuchten um durch dieselbe den inneren Riegel der Haustüre  zurückzuschieben und diese zu öffnen. Sie ließen aber hiervon, aus einer, Heusnern und Spiel-Hannes nicht mehr erinnerlichen Ursache ab, und der kleine Hann-Adam musste, durch ein, ohnfern der Türe sich befindliches Fenster einsteigen, und von innen die Türe den Übrigen öffnen. Dies geschah mittelst Ausschraubung und Aushebung des Fensters, wobei die Räuber keine großen Schwierigkeiten zu überwinden hatten, und durch Anstellung einer bei dem Haus gefundenen Egge statt Leiter. Die Höhe des Fensters war 5 Schuhe von der Erde. Der kleine Hann-Adam öffnete, ohne dass es die in der Kammer zu Bette gelegenen Storchischen Eheleute gewährten, die Stuben und dann die Haustüre. Außer  dem krummen Hannfried und Spielhannes, die außen auf der Schildwache gelassen wurden, drangen nun die andern Räuber durch die Haustüre in den Hausgang, in welchem Licht angezündet wurde. Mit diesem, in der Hand, kamen sie in die Stube. Die Storchische Ehefrau, die in derselben herum laufen hörte, und das Licht wahrnahm, schrie: „Jesus Maria! was gibts da draußen ?““ In dem Augenblick traten aber der kleine Hann-Adam und der Überrheiner Wilhelm in die Kammer. Ersterer stürzte sich in das Bett zwischen die Storchischen Eheleute, indem er sich über die Brust des Mannes weglegte, und beide zum Stillschweigen, die Frau aber zugleich aufforderte, anzugeben, wo das Geld sei. Der Mann wurde nach seiner Angabe mit seinem eigenen Waschseil gebunden. Während dem Wilhelm und der kleine Hann-Adam die Storchischen Eheleute in der Kammer bewachten, nahm Jochem in der Stube aus einem kleinen Kasten, der sich unter einem Tischplatte befand, die zurückgeschoben. wurde, das darin gelegene Geld. Johann Adam Heusner stand dabei, hielt den Büchsensack auf, in welchen das geraubte Geld gebracht wurde, war aber sonst untätig, da er gerade einen bösen Daumen hatte. Die Räuber hatten sich kaum 6 – 7 Minuten damit  beschäftiget, als der Wache gestandene Hannjost in der Meinung, dass die Nachtwache komme, und das in der Stube gehabte Licht sie derselben verraten möge, „ heraus!“ rief, worauf sich die Räuber eilends entfernten.

Heusner und Hannjost hatten Pistolen bei sich, die wie gewöhnlich mit Schrot geladen waren. Nach der Entfernung der Räuber fand sich in dem Bett der Storchischen Eheleute ein Messer. Der Raub wurde noch in der nämlichen Nacht auf dem Sparhof in den dasigen Viehställen geteilt; es erhielt dabei jeder zu seinem Anteil 40 fl. Nach der eidlichen Angabe des Beraubten bestand das Geraubte ausschließend zweier holländischer Dukaten, in 343 fl.

6.) In der Nacht vom 10ten auf den 11ten April 1808 wurde die im Großherzogl. Würzburgischen Landgericht Hilters gelegene Au -Mühle von Räubern angegriffen und unter Misshandlung der Einwohner beraubt.

Die Teilnehmer an diesem Verbrechen waren:

  • Johann Adam Heusner,
  • Überrheiner Wilhelm,
  • Kleiner Johann,
  • Der Jörg von dem sogenannten Tanzstoffel (Georg Schmitt, in Würzburg verhaftet.)
  • Der große Johann (in Fulda verhaftet.)
  • Ein Kesselflicker namens Ludwig N.
  • Der schwarze Conrad (Lenhards Conrad)
  • Krämer Matthes,

Krämer Hanneschen, auch Esels-Kinnbäckchen genannt (Johannes Knaut in Würzburg verhaftet) und angeblich Veit Krämer, was aber dieser mit dem Krämer Matthes in Abrede stellt, und Heusner auf näheren Vorhalt nicht bestimmt, sondern nur so viel behaupten kann, dass derselbe so wie jener von ihm zur Tat bestellt gewesen sei.

Heusner war mit dem Überrheiner Wilhelm von dem Fuldaer Markt zu Brandenstein mit dem kleinen Johann zusammen gekommen, welcher den Jörg Schmitt bei sich hatte. Diese beide machten den Antrag zu Beraubung der Mühle, deren Besitzer nach ihrer Angabe viel Geld haben sollte. Zwei Tage nachher kamen die Räuber auf dem Hinkelhof eine Stunde von Schlüchtern, oder wie Krämer-Matthes angab, auf dem Sparhof zusammen. Sie zogen von da auf den Dummersfelder Hof und blieben hier bis den andern Tag nach dem Mittagsessen.

Heusner, Jörg Schmitt und der Kesselflicker gingen dann den andern voraus auf die ebenfalls in ebenbemerktem Landgericht ohnfern des Orts Eckweisbach gelegene Becken- Mühle, wo Schmitt gut bekannt war, und sie, nach der Ankunft der übrigen Kameraden, zu Nacht aßen, und nach eingebrochener Nacht gegen die zum Angriff ausersehene Au-Mühle, die zwei und eine halbe Stunde davon entfernt liegt, weiter zogen. Jörg Schmitt hatte auf der Becken-Mühle eine Flinte in  Verwahrung gegeben, die Heusner mitnahm. Außer solcher hatte er noch eine oder zwei Pistolen bei sich; auch der kleine Johann, der Überrheiner Wilhelm und der Kesselflicker waren mit dergleichen versehen. Während dem die Räuber zu Nacht aßen, kam ein Nachbar von dem Müller in die Stube, den sie zwangen, bis nach ihrem Abgang zurück zu bleiben, um nicht durch ihn verathen zu werden. Jörg Schmitt, der schwarze Conrad und der Kesselflicker hatten sich, da sie auf der Au-Mühle bekannt waren, auf dem Dummersfelder Hof Masken von Haaren gemacht, die sie daselbst aus den Stühlen genommen hatten. Es war gegen Mitternacht, als die Räuber vor der von allen Seiten zugänglichen Au-Mühle ankamen. Die Lichter wurden nun angesteckt. Heusner und Überrheiner Wilhelm rannten dann mit einem sechs Schuh langen Stück Holz die Haustüre ein. Der noch nicht zu Bett gewesene Knecht des Müllers, als er das Einstürzen der Haustüre und den Lärmen in dem Hausflur hörte, suchte die Türe der im unteren Stock befindlichen Wohnstube zuzuhalten, wurde aber zurückgedrängt und die Räuber stürzten darauf, die Gewehre in der Hand, in die untere Wohnstube. Gleich bei dem Eindringen in dieselbe geschah von dem Kesselflicker ein Pistolenschuss nach dem Knecht, er wurde darauf gebunden und da er sich dagegen wehrte, von dem schwarzen Conrad mit Schlägen so arg misshandelt, dass ihm, wie Heusner selbst sagt, das dem Gesicht herunter geronnene Blut das Sehen benahm. Einige in der Stube gewesene arme Leute wurden zwar nicht gebunden, jedoch unter Bedrohung von Misshandlung angewiesen, ruhig zu sein. Heusner und Überrheiner Wilhelm drangen mit noch zwei andern in den oberen Stock, wo sie den Vater und die Frau des gerade abwesend gewesenen Eigentümers der Mühle Wingefeld im Bette antrafen. Beide wurden gebunden und mit dem Gesicht gegen die Wand gelegt. Heusner nahm sodann aus einem Schränkchen, das ohne Gewalt geöffnet wurde, eine Gurte, in der sich ein, nachher falsch gefundener französischer Thaler vorfand, und außerdem noch einige Gulden Geld in einem Beutelchen, welches sich entweder in dem nämlichen Schränkchen befand, oder der alte Mann in den Hosen hatte. In dem nämlichen Zimmer wurden zwei nicht verschlossen gewesene Kisten geöffnet, die darin sich vorgefundenen Effekten herausgebracht, und das, was die Räuber für sich anständig fanden, mitgenommen.

Es war, zwar vor dem Angriff unter den Räubern bestimmt, dass alle auf der Mühle sich findende Personen gebunden werden sollten, und die von Heusner geführte Stricke waren daher noch vor der Mühle in zwei Parthien geteilt worden; inzwischen blieben die Magd, so wie die Schwester und Frau des alten Müllers doch damit verschont.

Die Magd wurde indes aus dem Bett gebracht, ihr ihr Geld abgefordert, und da sie erklärte, dass sie keins habe, mit einem Stock geschlagen. Einer der Räuber war im Begriff, ihre neben dem Bett gestandene Kiste aufzuschlagen, ließ aber auf ihr Bitten davon ab – und öffnete die Kiste mit dem Schlüssel. Mehrere Kleidungsstücke und einiges Geld wurden daraus genommen und die Magd wieder in das Bett verwiesen.

Die Schwester des alten Müllers wurde nah ihrer eigenen Angabe nicht nur gar nicht mishandelt, sondern mit einem bei diesen Unmenschen auffallenden Zug von Menschlichkeit und Mitleiden, auf ihre Angabe, dass sie eine alte ledige Person sei, die kein Geld habe und krank sei, angewiesen, sich im Bett ruhig zu verhalten und nicht zu erschrecken, damit sie keinen Schaden nehme. Ein in der Stube gestandener Altar wurde indes von dem Tanzstöffel (Georg Schmitt) zerschlagen, so wie die in der Nebenkammer gestandene Kiste und Schrank aufgeschlagen und das den Räubern Anständige mit fortgenommen.

Auch in der untern Wohnstube wurde aufgeschlagen, was sich an Schränken und Kasten verfand.

Überrheiner Wilhelm ging während dem in dem Hause mit einer Büchse oder Flinte herum, welche die Räuber im dem Haus gefunden hatten. Während dem die Räuber auf diese Weise in der Mühle hausten, hatte ein unten in der Wohnstube gelegenes armes Weibsbild zu entschlüpfen gesucht; sie wurde indes von dem auf der Schildwache gestandenen kleinen Johann wahrgenommen und da sie

auf das Anrufen „Halt !“ nicht hörte, sondern nach dem benachbarten Ort Eckweisbach um Hilfe fortlief, von jenem, der die von der Becken-Mühle mitgenommene und von Heusner mit Hasenschrot geladen wordene Flinte hatte, ihr nachgeschossen, dadurch zum Stillstehen und in die Mühle zurückgebracht. Nach dem chirurgischen Fundschein war das Weibsbild durch den Schuss mit zwei Schrot am Fuß und an dem Knöchel verwundet worden.

Die Frau des alten Müllers war glücklicher. Diese befand sich bei dem Angriff der Räuber noch in der untern Wohnstube, wo sie auf den Knecht gewartet hatte. Als der Lärmen entstand, retirierte sie sich in eine Stube des Nebenhauses, und da sie hörte, dass ihr von den Räubern welche nachkamen, in die daneben befindliche Kammer, die sie abschloss. Die Räuber sprengten zwar die Türe ein, und sie erhielt, als sie wahrgenommen wurde, von einem derselben einen Schlag mit dem Stock und ein anderer setzte ihr das Gewehr auf die Brust ; sie fand indes Gelegenheit, zu entspringen, kam nach Eckweisbach, wo sie Lärmen machte und Hilfe herbei holte.

Noch ehe aber die zu Hilfe eilenden Einwohner von Eckweisbach ankamen, waren die Räuber schon abgezogen. Heusner will nichts davon wissen, dass jemand von der Mühle entkommen sei, sondern er sagt vielmehr, dass sie abgezogen wären, weil nichts mehr zu tun gewesen sei. Tanzstöffel, der Kesselflicker und schwarzer Konrad hatten auf der Au-Mühle die Masken vor, welche sie auf dem Dummersfelder Hof sich gemacht hatten.

Die Beute, welche die Räuber davon trugen, war unter all ihrem Erwarten gering. Nach der eidlichen Angabe der Beraubten bestand dieselbe an Geld, in dem nachher als falsch gefundenen französischen Thaler, 9 fl. an Kronen und Conventionsmünze, 1 fl. an verrufenen Groschen, und 1 fl. 20 kr. kleiner Münze. Heusner sagt, es habe keinem so viel zu seinem Anteil ertragen, dass er auf den Thaler habe herausgeben können.

Der Wert der übrigen geraubten Effekten an Kleidungsstücken, Halstüchern, Getüche usw. betrug nach eidlicher Würdigung der Beraubten 137 fl. 34 kr.

7.) Johann Adam Heusner hatte, so wie früher auch Spiel-Hannes ( Johannes Lehn) von einem Juden zu Runspeln die Kundschaft erhalten, dass der Beamte zu Eckenderoth (der nämliche, von dem schon Keil in seiner aktenmäßigen Geschichte erwähnt, dass er den Räubern Schutz gewähre), zu Schwalbach eine Erbschaft geholt habe, die ihm abzunehmen von Heusner der Anschlag gemacht wurde.

Es waren zur Ausführung des Unternehmens:

  • Heiden-Peter,
  • Hessen-Henrich,
  • Justus Holzapfel,
  • Zinngießers Ludwig,
  • Schoden-Henrich,
  • Überrheiner Wilhelm,
  • Der kleine Hann-Adam,
  • Heusners Bruder, (der langbeinige Steffen),
  • Der dicke Bub, und
  • Johann Adam Grasmann

größtenteils von Adam Heusner bestellt, der zu der Zeit mit seinem Bruder und dem dicken Buben gerade von dem unten vorkommenden Straßenraub zwischen Altenhaslau und Höchst nach Erbstadt zurück gekommen war und teils hier, teils in Oberau die übrigen Räuber angetroffen hatte. Es wurde beschlossen, dem Beamten die Erbschaft in seiner Behausung durch offene Gewalt, mit Erstürmung des Haus-Eingangs, Knebeln der Personen und bewaffneter Hand zu verüben. Die nähere deßfallsige Verabredung wurde zu Rommelshausen im Wirtshaus, wo die Räuber zusammen kamen, getroffen Johann Adam Heußner übernahm die Lieferung des Pulver und Bleis, und der Weiherhof wurde zum Sammelplatz bestimmt, und verabredet, dass hier die Patronen gefertigt werden sollten.

Am 21ten December 1808 fanden sich zu dem Ende auch die Räuber bis auf den Heusner, seinen Bruder, Grasmann, Hessen-Henrich, dicken Buben und Heiden- Peter ein: Heusner nennt von solchen namentlich den Überrheiner Wilhelm, kleinen Hann-Adam, Zinngießers Ludwig und den Holzapfel; die Bewohner des Weiherhofs geben die Zahl der daselbst teils um Mittags, teils des Abends eingetroffenen Räuber auf 9 an. Heusner blieb weg, weil er mit dem Überrheiner Wilhelm darüber überspannt war, dass er mit dessen Frau einige Tage herum gezogen war, und er, da dieser schon in Rommelshausen seinen Groll darüber gegen ihn gezeigt hatte, fürchtete, dass es deshalb zu ernsthafteren Auftritten kommen mögte. Er. beredete daher auch die Übrigen in seiner Gesellschaft sich befunden habenden Räuber zurückzubleiben unter dem Vorwand – dass in der Gegend von Eckenderoth viel Militär liege, und deshalb bei der Ausführung des Raubs zu viel Gefahr sei.

Da Heusner, der die Gelegenheit zu dem Raube wusste, und nach allen Umständen zum Anführer dabei bestimmt war, sich nicht einfand, so unterblieb die Ausführung. Auf dem Weiherhof hatte sich indes zwischen, Überrheiner Wilhelm und Zinngießers Ludwig Streit entsponnen; die Räuber entfernten sich von da Nachts gegen elf Uhr in einzelnen Parthien; die letzten waren die zwei eben genannten und kleiner Hann Adam. Sie hatten kaum den Hof verlassen, als Wilhelm wahrnahm, dass Ludwig bei sich holte, und da er glaubte, dass derselbe nach seiner Pistole greife, so nahm er die seinige und schoss ihn von hinten her tot zusammen.

Johann Adam Heusner hatte indes von Rommelshausen aus die Gelegenheit zu einem anderen Raub schon wieder auszuforschen gesucht. Es war von ihm auf einen in Ober-Reichenbach sich niedergelassen gehabten Franzosen, der Wirtschaft trieb, und von dem er wusste, dass er viel Geld auf den Platz gebracht gehabt hatte, abgesehen. Um auszukundschaften, wo derselbe sein Geld aufbewahrt habe, hatte er den erschossenen Zinngießers Ludwig (Ludwig Wagner) ausgeschickt, Gold einzuwechseln, das er bei dem  Franzosen wieder gegen Silber umwechseln wollte, indem er erwartete, dabei den Aufbewahrungsort von dessen Barschaft zu erforschen. Die Ausführung des Plans unterblieb aber, weil der zum Raub ausgesehen Gewesene inzwischen von Ober Reichenbach wegzog.